Süddeutsche Zeitung

Report:So sauber sind Deutschlands Gewässer

  • Einem EU-Bericht zufolge erfüllten 98 Prozent der deutschen Badegewässer im vergangenen Jahr die Mindeststandards.
  • Europaweit schnitt Luxemburg mit Bestnoten ab. In Italien sah es schlechter aus.
  • Die Untersuchungen nehmen die Behörden in den Ländern selbst vor. Sie achten dabei vor allem auf zwei Darmbakterien - E.coli und Darmenterokokken. Wie vermüllt der Strand ist, spielt keine Rolle.

Gute Nachrichten kurz vor Sommerbeginn: Baden ist in fast allen Flüssen, Seen und an Küsten in Deutschland ein sauberes Vergnügen - zumindest in Bezug auf Bakterien. Nach einem neuen Bericht zur Qualität der Badegewässer erfüllen 98 Prozent der 2292 untersuchten deutschen Badestellen Mindeststandards der EU.

An den meisten Badestellen bescheinigt der Bericht dem Wasser sogar eine gute bis ausgezeichnete Qualität. Nur fünf Stellen in Deutschland fielen im vergangenen Jahr durch. Den Stempel "mangelhaft" bekamen drei Badeplätze in Baden-Württemberg: Das Strandbad Eriskirch, der Finsterroter See in Wüstenrot und die Kocherbadebucht in Künzelsau. Im Saarland wurden an einer Badestelle an der Nied in Rehlingen-Siersburg zu viele Bakterien entdeckt, in Mecklenburg-Vorpommern in der Glöwitzer Bucht bei Barth.

In vielen Fällen geht die Verunreinigung auf schwere Regenfälle und überlaufende Kanalisationen zurück. Urlauber sollten daher nach heftigen Regengüssen auch an Stränden vorsichtig sein, die als bakterienfrei gelten.

So schnitten andere Länder ab

Die Daten zu den europäischen Badegewässern stammen aus der Saison 2015. Von den 21 000 Badeplätzen, die in den EU-Ländern sowie der Schweiz und Albanien geprüft wurden, schnitten 2015 nur 385 schlecht ab - das sind nicht einmal zwei Prozent. An neun von zehn Badestellen war die Wasserqualität ausgezeichnet. Getestet wurde allerdings nur auf zwei Bakterienarten - vermüllte Umgebung spielte beispielsweise bei der Untersuchung keine Rolle.

Wen es im Sommer zum Badeurlaub in den Süden zieht, dem sei Zypern empfohlen. Auch auf Malta, in Griechenland und Kroatien lässt es sich unbesorgt schwimmen. "In vielen Mittelmeerländern ist die Wasserqualität gut", sagt der Fachmann der Europäische Umweltagentur (EEA), Peter Kristensen. Das ist auch deshalb so, weil es in den Sommermonaten nicht viel regnet. "Außerdem ist das Wasser dort häufig tiefer als bei uns im Norden, wo wir viele flache Strände haben." Ebenso trage das satte Sonnenlicht dazu bei, Bakterien zu vernichten.

Wer bei der Wasserqualität sicher gehen will, reist nach Luxemburg. Hier gab es für alle elf gemeldeten Badestellen die Topnote. In Frankreich oder Italien sah es schlechter aus: Dort fielen jeweils 95 Badestellen bei den Proben durch. Allerdings gebe es dort auch besonders viele Badeplätze, gibt Kristensen zu bedenken. In Frankreich wurden 3355 Stellen getestet, in Italien waren es sogar 5518.

Was untersucht wird

Die Untersuchungen nehmen die Behörden in den Ländern selbst vor. Sie achten dabei vor allem auf zwei Darmbakterien, E.coli und Darmenterokokken, weil diese gute Indikatoren für eine schlechte Wasserqualität sind. Die EEA sammelt die Daten und arbeitet sie auf. Hat sie eine Badestelle mit "mangelhaft" bewertet, liegt die Wahrscheinlichkeit bei etwa eins zu zehn, dass man davon krank wird. Mindestens "ausreichend" sollte die Wasserqualität also sein.

Wer sicher gehen will, kann in den Bericht schauen oder sich beim Umweltbundesamt informieren. Bei den vielen guten Badestellen müssen Schwimmer nichts riskieren, sagt Kristensen: "Wer die Wahl hat, sollte immer einen Strand mit guter oder exzellenter Wasserqualität besuchen."

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