"Wer von euch hat schon mal einen Delfin gesehen?", fragt Alex Turvill - und sofort gehen viele Kinderhände nach oben. Die Kleinen hängen an seinen Lippen, wenn er erzählt, wie viele Walarten es in Europa gibt - etwa 30 - und dass sie vielleicht, vielleicht, auf dieser Fahrt im Ärmelkanal sogar einen zu sehen bekommen. Turvill ist Biologe. Er und seine Kollegen arbeiten während der Sommersaison im Wildlife Center auf Deck sieben der King Seaways, einer Fähre, die ganzjährig zwischen Amsterdam und Newcastle, zwei überaus sehenswerten Städten, verkehrt. Auch unterwegs gibt es etwas zu sehen. Denn das Fährunternehmen DFDS kooperiert mit Orca, einer britischen NGO, die sich dem Schutz von Meeressäugern um die Britischen Inseln verschrieben hat. Nach seinem Vortrag in der Orca Lounge hält Turvill mit den Gästen Ausschau nach Walen. Meist sichtet er mit seinem Feldstecher Schweinswale, Delfine und Robben, sehr selten auch mal einen Pott- oder einen Finnwal.
Orca setzt auf Aufklärung und Bildung, die eintägige Überfahrt ist eine gute Gelegenheit, gleich ganze Familien für das Thema Wal- und Meeresschutz zu sensibilisieren. Wenn Alex erklärt, wie gefährlich Plastik für Seevögel und Meerestiere ist, werden die Kleinen sehr still. Aber wenn er ihnen sagt, was sie selbst tun können, zum Beispiel eine Wasserflasche zu benutzen statt vieler Einwegflaschen, sind sie erleichtert.
Nicht nur Familien sind an Bord, die Klientel ist bunt gemischt. Es gibt ja viele gute Gründe, vom Kontinent mit der Fähre nach Nordengland überzusetzen: Da sind Motorradclubs, deren ergraute Mitglieder die schottischen Highlands abfahren wollen; Whisky-Liebhaber, die auf Destillentour gehen; Britannien-Fans, die ihr persönliches Zeichen gegen den Brexit setzen möchten. Auch für Junggesellenabschiede wird die Fähre genutzt. Ausgelassene junge Frauen tragen seltsame Hüte und bedruckte T-Shirts, auf denen etwa steht: "Before she says I do, let's have a drink or two."
Gelegenheit für Letzteres ist reichlich vorhanden, in den Pubs, Bars und Restaurants an Bord. Fährbetriebe haben längst erkannt, dass es eine einträgliche Idee ist, eine Passage als Minikreuzfahrt anzubieten - mit Angeboten für alle Altersgruppen. ( www.dfds.com)