Reisetipps für März 2011:Rio? Teneriffa!

Rio de Janeiro ist für einen Faschingsausflug viel zu weit weg - wir feiern lieber genauso bunt Karneval auf den Kanaren. Was Sie im März außerdem nicht verpassen sollten.

Reisetipps.

Karneval auf Teneriffa

Juan Mc-Nulty, wearing a creation called 'In wonderland', reacts after being elected Carnival Queen in Santa Cruz de Tenerife

Große Freude und schwere Last: Die Karnevalskönigin von Teneriffa im vergangenen Jahr, Alicia San Juan McNulty, im schwerwiegenden Kostüm.

(Foto: Reuters)

"Armes Rio!", kommentiert ein Reisender auf einer Webseite zum Karneval auf Teneriffa. Denn für Europäer sind die Feiern auf der Kanareninsel eine attraktive Alternative zum weiten, teuren Flug ins brasilianische Rio de Janeiro.

Der Karneval auf Teneriffa ist ebenfalls groß und ausgelassen, die Kostüme so prächtig wie in Brasilien, das Wetter frühlingshaft schön, die Temperaturen erreichen oft mehr als 20 Grad Celsius - und eine lange Tradition haben die Feiern ebenfalls, schon im 16. Jahrhundert gingen Menschen verkleidet auf die Straße, um in satirischen Versen und Liedern Kritik an der Obrigkeit zu üben. Kein Wunder, dass König Carlos I. jegliche Maskerade 1523 per Gesetz untersagte.

Auch unter der Franco-Diktatur war der Karneval bis 1975 verboten, zumindest offiziell. So wurde in Santa Cruz nurmehr das "Winterfest" ohne Kostüme gefeiert, bevor die Spanier ihre Masken 1977 wieder hervorholten.

Der Karneval in der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife ist einer der größten der Welt, aber auch in den anderen Städten bis hin zu den kleinen Dörfern wird gefeiert. Höhepunkt in Santa Cruz ist der große "Coso" (Umzug) am Faschingsdienstag: Etwa drei Stunden lang zeigen alle "Murgas" (Musikkapellen) und "Comparsas" (Karnevalsgruppen) zu Sambarhythmen ihre Kostüme und Prachtwagen.

Am prächtigsten ist aber Ihre Majestät, die Karnevalskönigin, die durchaus die Last der Verantwortung spürt: Allein der Kopfschmuck wiegt so viel wie ein Ritterhelm, die am Körper oft freizügigen, rundherum aber umso ausladenderen königlichen Kostüme erschweren den Auftritt - sie können bis zu 60 Kilogramm wiegen, ein Gestell bewahrt die Majestäten vor dem Zusammenbruch. Den Titel "Königin von Santa Cruz" hat sich die Dame wahrlich verdient, die ob dieser Last ihre Anmut nicht verliert. Sie wird am 2. März im Messezentrum gekrönt. Auch eine Kinder- und eine Seniorenkönigin ziehen vor das Faschingsvolk - jede Stadt kürt ihre eigene Königin, fast jeden Tag gibt es Umzüge und Feuerwerk.

Bekannt ist ein ganz besonderes Wettrennen in Puerto de la Cruz: der Stöckelschuhlauf der Männer zwischen der Plaza de Europa und dem Hafen. Die Herren müssen nicht nur auf bis zu zwölf Zentimeter hohen Stöckelschuhen und in Frauenkleidern die Distanz überwinden, sondern auch noch diverse Hindernisse. Stars sind hierbei ganz klar: die Schuhe.

Ein weiterer Vorteil des Karnevals auf Teneriffa: Im Gegensatz zu Deutschland ist nicht an Aschermittwoch alles vorbei. Zwar wird am 9. März bei der "Entierro de la Sardina", der Beerdigung der Sardine, ein vorläufiger Schlusspunkt gesetzt: Ein Fisch aus Pappmaché, gefüllt mit Feuerwerkskörpern, wird lautstark verbrannt. Die Kleiderordnung für diesen Umzug: Nonnen-, Papst-, Witwen- und Mönchskostüme. Doch auch nach dem traurigen Ende der Sardine haben die Spanier nicht genug. Sie feiern einfach weiter bis zum Sonntag, 13. März.

Besuch beim Ötzi

Vor 20 Jahren stolperten Bergwanderer am Hauslabjoch über die Überreste eines Menschen, der bald in der ganzen Welt berühmt wurde: "Ötzi", der Mann aus dem Eis. Diesem kann man im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen nun von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten, zumindest beinahe: Für die Ausstellung zum Fund-Jubiläum wird am 1. März eine neue Rekonstruktion des Mannes aus der Kupferzeit enthüllt. Denn wie Ötzi wirklich aussah, darauf gaben die bisherigen Modelle noch keine zufriedenstellende Antwort.

Ötzi

Die bisherige Rekonstruktion des Mannes aus dem Eis im Südtiroler Archäologiemuseum - sein neues Antlitz wird erst vom 1. März an gezeigt.

(Foto: Südtiroler Archäologiemuseum/Andree Kaiser)

Daher arbeiteten die Experten Alfons und Adrie Kennis an einer neuen Rekonstruktion des Gletschermannes - die Zwillingsbrüder hatten schon dem Neandertaler ein Gesicht gegeben. Für Ötzis Antlitz griffen sie auf 3-D-Aufnahmen des Schädels zurück, auch Erkenntnisse aus der Forensik flossen in die Gestaltung mit ein. Natürlich ist auch die Mumie selbst zu sehen - allerdings nur durch eine Schutzscheibe.

Der "Original-Ötzi" hatte 5300 Jahre im Gletschereis der Ötztaler Alpen geruht, nicht nur der Körper des Mannes, auch seine Kleidung und Werkzeuge blieben konserviert - und wurden so zur Sensation. Das brachte der Mumie den Besuch zahlreicher Wissenschaftler und von fast drei Millionen Neugierigen ein. Für die Sonderausstellung werden nun die ganzen 1200 Quadratmeter Ausstellungsfläche für den Ötzi freigeräumt. So ist Platz für ein paar Neugierige mehr.

Opernball in Wien

Vienna Opera Ball

Küss die Hand! Die Debütanten sind nervös - nur nicht aus der Reihe tanzen! Die anderen Gäste können einfach nur genießen.

(Foto: Getty Images)

Eine Eintrittskarte kostet 230 Euro, der günstigste Platz - Tischanteil für zwei Personen im sechsten Stock - 160 Euro, wer von einer Loge aus aufs Volk blicken möchte, investiert gar 17.000 Euro: Der berühmte Opernball in Wien ist wahrlich kein billiges Vergnügen. Und Männer, die beim Wort "Frackzwang" einen Fluchtreflex unterdrücken müssen, sind hier am 3. März sowieso falsch.

Doch es geht auch anders - und billiger noch dazu: Denn auch für die Generalprobe am Abend vor dem großen Auftritt gibt es Karten. Die Sitzplätze kosten zwischen 20 und 40 Euro, die Stehplätze je 15 Euro. Und Frack muss nicht sein, elegante, festliche Kleidung reicht aus, um den nervösen Debütanten beim Dreivierteltakt zur Seite zu stehen.

Zwar verzichten Besucher dafür auf das große Schaulaufen, doch wahrhaft namhafte Stars sind auf dem roten Teppich sowieso Mangelware. Die große Robe können Fans im ORF oder im Bayerischen Rundfunk verfolgen. Oder darauf verzichten und in Wien selbst auf einem anderen Ball tanzen gehen, nach dem Motto: Walzer war gestern.

St. Patrick's Festival in Dublin

Dublin St Patrick

Zeit für eine Feier unter Iren: In Dublin wird mit einer großen Parade dem Nationalheiligen St. Patrick gehuldigt.

(Foto: AFP)

Die schlechte Nachricht: In Dublin regnet es in etwa so viel wie in London. Die gute Nachricht: Der März gehört zu den trockensten Monaten. Die zweite gute Nachricht: Am 17. März wird in der Hauptstadt der Republik Irland der Nationalheilige St. Patrick geehrt - an vielen anderen Orten in der Welt zwar auch, doch feiern mit ausgelassenen Iren in ihrer eigenen Kapitale ist einzigartig. Daher beschränkten sich die Dubliner auch nicht auf einen Tag, bei ihnen dauert das Fest vom 16. bis zum 20. März.

Dann kann man auch eine der ältesten "Céilí Bands" - der irischen Tanzkapellen - hören, der 1910 gegründeten Kilfenora Céilí Band mit den typischen Instrumenten Fidel, Flöte, Akkordeon und Banjo. Höhepunkt ist die Parade am St. Patrick's Day: Tänzer, Musikbands und Künstler marschieren vor Tausenden Zuschauern um zwölf Uhr mittags am zentralen Parnell Square los - die Pflichtfarbe ist natürlich Grün.

Gefeiert wird nicht nur auf der Straße, sondern auch auf den drei Jahrmärkten. Auf Führungen durch Dublin erfährt man mehr über die Verbindungen zwischen dem Heiligen und der Hauptstadt (vom 16. bis zum 19. März täglich um 14 Uhr).

Musik- und Filmliebhaber feiern am Samstag, 19. März, etwas ganz anderes: DEN Musikfilm aus Irland, The Commitments aus dem Jahr 1991. Nach zwei Jahrzehnten geben die Stars wieder gemeinsam ein Konzert, mit dem hehren Ziel, die Moral der finanzkrisengeschüttelten Iren zu heben. Daher treten sie in den Tagen zuvor auch in drei weiteren Städten auf. Nach vier Konzerten dürfte die Stimmung im Land wieder besser sein - ein wenig zumindest. Doch am Feiertag des ersten christlichen Missionars in Irland sollten alle Sorgen vergessen sein, schließlich ist den Iren am 17. März sogar eine Pause in der sonst so strengen christlichen Fastenzeit erlaubt.

Frühlingsgefühle in Paris

Ile La Cite paris

Ich glaub, ich steh im Wald: Die Spitze der Île de la Cité ist ideal für ein Picknick mitten in der Stadt - oder für einen kurzen Abstecher bei Regen.

(Foto: AFP)

Paris gilt als ideale Stadt für Romantiker, frisch Verliebte oder schon länger Verbandelte - außer man fährt im Sommer hin. Dann verglüht jeder Hauch von Romantik in der Hitze der Stadt, statt trauter Zweisamkeit ist lauter Zwist zu befürchten. Wer Paris zu zweit genießen will, sollte lieber im März kommen und Frankreichs Hauptstadt mit Frühlingsgefühlen genießen. Dann entdecken auch die Pariser wieder die Freude am Draußensein und an einer ihrer liebsten Freizeitbeschäftigungen: dem Picknick.

Ein schöner Ort dafür ist neben den aufblühenden Parks die Île de la Cité, mitten in der Seine: Von der Inselspitze hat man einen der schönsten Blicke in und auf Paris. Wem das zu ruhig und entspannt ist, erlebt am 6. März einen sportlichen Kontrast: Beim Halbmarathon können Sportliche selbst mitlaufen, die anderen feuern an. Start und Ziel ist die Esplanade du Château de Vincennes beim Parc Floral im Osten von Paris. Die - natürlich - 21,1 Kilometer lange Strecke führt unter anderem am Place de la Bastille vorbei. Start ist um zehn Uhr vormittags, höchstens 30.000 Sportler dürfen mitlaufen.

Wer sich für diesen sportlichen Höhepunkt im Urlaub angemeldet hat, muss allerdings schon etwas früher anreisen: Die Startnummern werden nur am 4. und am 5. März ausgegeben, nicht am Tag des Rennens. Das macht aber nichts - so bleibt umso mehr Zeit für ein Frühlingspicknick.

Urlauber, für die auch zum Städtetrip leichte oder schwerere Literatur dazugehört, sollten für ihre Parisreise zwischen dem 18. und 21. März dennoch keine Bücher einpacken, sondern sich beim "Salon du Livre" inspirieren lassen. Schwerpunkt der Buchmesse ist Literatur aus Skandinavien, doch diesmal sind das erste Mal vier weitere Themen samt geladener Autoren geboten: "Krimi und Thriller", "Buenos Aires", "Überseeregionen" und "Serial-Leser - der Trend zur Buchserie".

Mardi Gras in New Orleans

Am "fetten Dienstag", dem Mardi Gras, drängen sich Bewohner von New Orleans und Touristen besonders dicht auf den Straßen. Da lohnt es sich, schon vor dem 8. März zum Feiern anzureisen, denn auch dann zieht mindestens eine große Parade am Tag durch die Stadt, organisiert von oft traditionsreichen "Krewes".

Diese Gruppen basteln lange an den bunten Umzugswagen - und sorgen auch gleich für das passende Souvenir, indem sie bunte Glasperlen in die Menge schleudern. In der Karnevalszeit sind nicht nur in Köln, sondern auch im sonst so prüden Amerika die Sitten etwas lockerer, so dass es zumindest an Mardi Gras kein ungewöhnlicher Anblick ist, wenn Frauen ihre Brüste präsentieren, um dann mit umso mehr Glasperlen überhäuft zu werden - allerdings sollte kein Polizist in der Nähe sein, denn das Entblößen ist eigentlich streng verboten.

Der "fette Dienstag" trägt seinen Namen zu Recht, es wird wild gefeiert, schließlich beginnt am nächsten Tag mit dem Aschermittwoch die eher freudlose Fastenzeit. Auch für das gebeutelte New Orleans ist Mardi Gras ein wohltuender Tag - nach dem verheerenden Hurrikan Katrina 2005 half auch die berühmte Feier, wieder Touristen in die Stadt in Louisiana zu locken.

Die Urlauber zieht es sonst meist ins Französische Viertel, doch während des Faschings spielt die große Musik woanders: Für die Umzüge sind die Gassen schlicht zu eng, die meisten Paraden folgen der St. Charles Avenue und Canal Street. Doch wird natürlich auch im bekannten "French Quarter" mit seinen Häusern aus dem 18. Jahrhundert gefeiert, nur ohne Prachtwagen. Die Schönheit des historischen Viertels mit seinen bewachsenen Balkonen kann man dann nach Aschermittwoch in aller Ruhe genießen, und nur noch einige Jazzbands spielen live die Hintergrundmusik dazu.

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