Reisetipps:Fahren wir doch zur Hölle

Wer will schon ins Paradies kommen - schließlich ist es woanders viel spannender. Zehn teuflisch schöne Reiseziele.

Von Katja Schnitzler

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(Foto: Iain Whyte/TheWell via Wiki Commons (CC BY 2.5))

Der Teufel ist ein unruhiger Geist, auf jeden Fall ist er weit gereist: Wie sonst ist zu erklären, dass so viele Orte seinen Namen tragen? Noch erstaunlicher ist, dass mancher Urlauber meint, doch im Himmel gelandet zu sein: zehn verdammt schöne Orte von Neuseeland bis Österreich. Devil's Marbles, Australien Wer sagt, dass der Teufel nur Gefallen am Glücksspiel findet? Von wegen, auch das kindliche Murmelspiel erfreut den Beelzebub. Nur aufräumen möchte er genauso wenig wie Menschenkinder. Also liegen noch immer seine riesigen Felsmurmeln hundert Kilometer südlich von Tennant Creek im Northern Territory herum, und das schon etwas länger: Seit Millionen Jahren schleift die Erosion diese mehr oder weniger runden Kugelwunder aus Granit, die zwischen einem halben und sechs Metern Durchmesser haben. Manche balancieren scheinbar schwerelos auf anderen Felsen. Für Aborigines haben die Steine große spirituelle Bedeutung, sie nennen die Brocken aber etwas profaner "Karlu Karlu", runde Felsen. Doch in den Geschichten aus der Traumzeit, die nicht alle mit Nicht-Aborigines geteilt werden können, spielen die Murmeln eine große Rolle. Eine Legende besagt, dass der Urahn (manche sprechen auch vom Teufelsmann) "Arrange" durch die Gegend kam. Er flocht sich einen Gürtel aus Haaren. Als er die Strähnen zwirbelte, fielen einige Büschel zu Boden und wurden zu den Steinen, die bei Sonnenuntergang besonders rot erstrahlen.

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(Foto: imago/imagebroker)

Inferno Crater Lake, Neuseeland Das hatte sich der Teufel so gedacht: Mit einem gewaltigen Ausbruch des Mount Tarawera im Jahr 1886 wollte er dem lästigen Tourismus zur "Pink and White Terrace" auf der Nordinsel ein Ende setzen. Tatsächlich verschwanden die Sehenswürdigkeiten in einem 17 Kilometer langen Tal. Weil aus Schlechtem auch immer wieder Gutes erwächst, blieben die Besucher nicht lange weg. Nun bestaunten sie den Waimangu-Geysir, den höchsten der Welt - bis der Herrscher der Unterwelt 1904 auch dessen Ausbrüche unterdrückte. Dennoch kommen heute Ausflügler ins Waimangu Valley. Denn der Vulkanausbruch hat auch eine Reihe Seen geschaffen, deren Farbe einfach himmlisch ist, selbst wenn einer davon "Infernokrater" heißt. Dieser hat zwei Besonderheiten: Sein Pegel steigt drei bis vier Wochen bis zum Rand des weißen Kraters, der wie eine Badewanne wirkt. Dann sinkt das Wasser wieder binnen zwei Wochen um bis zu acht Meter. Die zweite Besonderheit: Er liegt nahe den "Cathedral Rocks" - dieses Vulkanfeld blieb nicht allein dem Teufel überlassen.

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(Foto: imago/Peter Widmann)

Die Hölle am Neusiedler See, Österreich Fliegt eine blutrünstige Mücke heran, bohrt sich ihr satanisches Sirren direkt in den Hörnerv und jeder wünscht das Mistvieh ins Fegefeuer. Die zurecht unbeliebtesten Tiere der Insektenwelt (nein, Spinnen sind keine Insekten - dafür fressen sie gerne Mücken) können einem die paradiesischsten Orte verleiden. Etwa den Neusiedler See, an dessen Ostufer die Hölle Österreichs liegt. Sie ist kleiner als gedacht und wird von der Oberen und Unteren Hölllacke begrenzt sowie im Süden stilecht durch den Oberen Stinkersee. Wobei wohl nicht Schwefeldämpfe zum Namen Illmitz-Hölle im Nationalpark Neusiedler See inspirierten, ebenso wenig wie die nur wenig südlich gelegene Zicklacke. Dort ist höchstens eine Uferschnepfe (Limosa limosa) zu finden. Möglicherweise leitet sich der Name von der ursprünglichen Bezeichnung "Auf der Höhe" ab, eventuell ist auch die ein oder andere Stechfliege schuld. Außerdem litten Landwirte in der sommerlichen Gluthitze darunter, von Illmitz aus gut sieben Kilometer zu Fuß oder mit dem Pferdewagen zurücklegen zu müssen, um zu ihren Feldern in "Helja" zu kommen - so hießen im Mittelhochdeutschen jene Riede einer Gemeinde, die am weitesten vom Dorf entfernt lagen. Paradiesisch finden aber Vögel die Uferzone am See, ebenso wie Hobby-Ornithologen oder Radwanderer, die die zahlreichen Aussichtstürme erklimmen. Wem es in der Hölle zu heiß wird, geht zum Heurigen, natürlich auch mit Blick auf den Schilfgürtel. Wie das Weingut heißt? Hölle.

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(Foto: Picasa; Ronny Siegel via Wiki Commons (CC BY 3.0))

Barranco del Infierno (Höllenschlucht), Teneriffa Einlasskontrolle am Tor zur Hölle? Den Türsteher möchte man sehen! Er wird wahrscheinlich große Ähnlichkeit mit einem naturburschigen Nationalpark-Ranger haben. Pro Tag dürfen nur 300 Wanderer bei Adeje in die Barranco del Infierno, schließlich soll die Hölle bleiben wie sie ist: mit Dornenbüschen, Drachenbäumen und der ein oder anderen Palme, über der Falken, Adler und natürlich Raben kreisen. Einlass ist von 8 bis 14.30 Uhr, um Reservierung wird gebeten. Schon bald kommt man am Hexentanzplatz vorbei, wo sich Teilnehmerinnen eventuell weder anmelden noch an Öffnungszeiten halten. Ziel ist der 200 Meter hohe Wasserfall am Ende der Schlucht. Einen Eindruck von der Dreieinhalb-Stunden-Tour bekommt man hier, von Hexen oder Drohnen im Flug gefilmt.

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(Foto: Umjb/Fotolia)

Devils Tower National Monument, Wyoming Wie ein Fremdkörper erhebt sich der gerillte Felsen aus der Weite Wyomings. Während er von Weißen einen teuflischen Beinamen bekam, ist er für Native Americans ein Heiligtum: Im Juni müssen sich Kletterer zurückhalten, dann ist Zeit für Zeremonien und der Teufelsturm für Sportler gesperrt. Doch auch die weißen Siedler fühlten sich von dem Turm angezogen und veranstalteten dort ihr jährliches Picknick. Der Devils Tower wurde als erstes Nationalmonument der USA unter Schutz gestellt, auch wenn der Name wenig liebevoll gewählt war. Ureinwohner nannten ihn "Haus des Bären" oder "Grauhornberg". Hätte eine Forschungsexpedition 1876 besser zugehört, wäre es beim klangvollen Bärennamen geblieben. Doch sie verstanden wohl "Bad God's Tower" statt "Bear Tower" - damit war die Namensgebung beim Teufel. Und weil der Satan Humor hat, löschte er bei der Eintragung als Nationalmonument im Jahr 1906 den Apostroph aus "Devil's" - nun lässt der offizielle Name "Devils Tower" Freunde der englischen Genitiv-Konstruktion fluchen. Und auch der Anblick lässt erschaudern: Nach einer Cheyenne-Sage kratzte ein Riesenbär die Schrammen in den Fels. Dieser hatte vorher eine Frau des Stammes verführt und in eine Bärin verwandelt, die den Rest ihres Lebens auf dem Felsen hauste.

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(Foto: imago/Xinhua)

Devil's Pool, Victoriafälle Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollte just in dem Moment die Felswand zu bröckeln beginnen, wenn man selbst in diesen Pool eintaucht. Oder wenn ein Schwimmer auf die verdammt schlechte Idee kommt, sich flach ins Wasser des Sambesi zu legen - dann würde aus dem "Toter Mann"-Spiel bitterer Ernst und er selbst die mehr als hundert Meter tiefen Victoriafälle hinabgespült. Nur in den trockeneren Monaten von Mitte August bis Januar können Wagemutige von sambesischer Seite aus den Fluss durchschwimmen bis zu einer kleinen Insel neben dem Wasserbecken - und sich dann denken, "ach was, zum Teufel", und ein unvergessliches Bad nehmen. Allein der Anblick, wie die Guides lässig auf der Abbruchkante stehen, zieht den Magen zusammen - auch bei all jenen, die niemals vorhaben, in diesen Infinity Pool der Natur zu springen. Beim ebenso imposanten Wasserfall Iguazú zwischen Argentinien und Brasilien muss ebenfalls der Teufel mit im Spiel sein: In der Garganta del Diablo, dem Teufelsrachen, stürzt der Fluss in einem felsigen U in die Tiefe. Hier sollte wirklich niemand baden gehen.

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(Foto: Discott via Wiki Commons (CC BY 4.0))

Devil's Peak (Teufelsspitze), Kapstadt in Südafrika Natürlich könnte alles nur ein Missverständnis sein und die dreizackige Spitze östlich vom berühmten Tafelberg ganz anders zu seinem Namen Teufelsberg gekommen sein. Etwa weil das niederländische Duifespiek (Taubengipfel) und Duiwelspiek zum Verwechseln ähnlich klingen. Oder weil beim Abschreiben historischer arabischer Seekarten der lebensgefährliche Bereich an der Südspitze Afrikas "Teufelskap" genannt und dies auf den Berg übertragen wurde. Am schönsten ist aber doch folgende Legende: Um 1700 lebte am damals Charles Mountain genannten Berg ein Holländer namens Jan van Hunks, der gerne und viel rauchte. Seine Frau war davon wenig begeistert und schickte ihn stets nach draußen. Dort traf er eines Tages auf einen anderen Raucher (wahrscheinlich mit einer stark ausgeprägten Schwefelnote), der ihn zu einem Wettstreit herausforderte. Die beiden qualmten und pafften, doch obwohl der Teufel wahrscheinlich auch vor Wut rauchte, gewann van Hunks. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings schon der ganze Tafelberg von der Wolke überzogen, die heute als "Tischtuch" bekannt ist. Während sich viele Touristen auf Tafelberg, Lion's Head und Signalhill konzentrieren, ist der Devil's Peak weniger bekannt, obwohl er gerade für Wanderer attraktiv ist und einen nicht minder schönen Ausblick über Kapstadt bietet.

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(Foto: David Brossard via flickr.com (CC BY 2.0))

Pailón​ del Diablo (Teufelskessel), Ecuador Diesem teuflischen Kessel sollte niemals das Wasser ausgehen, schließlich liegt er an der "Ruta de las Cascadas", der Wasserfallroute entlang dem Rio Verde zwischen Baños de Agua Santa und Puyo. Zum Pailón​ del Diablo sind es von Baños aus knapp 20 Kilometer, so dass etwa nach einer Radtour genug Energie bleibt, um die steilen Stufen hinabzusteigen und die Höhle hinter dem Wasserfall zu erkunden - teilweise auf Knien, so verflucht niedrig ist der Durchgang. Menschen mit Platzangst gehen hier durch den ersten Kreis des Fegefeuers. Und weil der Teufel im Spiel ist, sind die Treppen natürlich rutschig. Dafür entlohnt das Erlebnis, hinter einem kraftvoll tosenden Wasserfall zu stehen. Dies ist aber nur in wasserärmeren Zeiten möglich, ansonsten wäre ein Abstieg wirklich ein höllisch gefährlicher Trip. Tatsächlich gefährdet ist der Ort Baños - er liegt unterhalb des Vulkans Tungurahua, der noch immer aktiv ist.

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(Foto: DPA)

Île du Diable (Teufelsinsel), Französisch-Guyana Tatsächlich eine Hölle auf Erden war einst diese Insel, auf der Sträflinge gefangen waren. Nur 13 Kilometer liegt sie entfernt von der Nordküste Südamerikas, die doch unerreichbar war. Im Wasser tummelten sich angeblich hungrige Haie, was aber vielleicht auch nur eine abschreckende Gefängnislegende war. Die Teufelsinsel gehört zu den drei "Inseln des Heils" (Îles du Salut) und diente Frankreich von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die 1940er Jahre hinein zur Deportation politischer Gefangener. Der prominenteste Verbannte war von 1894 bis 1899 Alfred Dreyfus, der fälschlicherweise des Landesverrats beschuldigt wurde. Noch berühmter wurde die Insel jedoch durch die angeblichen Memoiren von Henri Charrière, die unter dem Titel Papillon mit Steve McQueen und Dustin Hoffman verfilmt wurden. Auch wenn die Echtheit dieser Beschreibung angezweifelt wird, war die Haft auf der Insel für die Häftlinge hart: So setzten ihnen etwa Krankheiten wie Malaria zu. Wer seine Strafzeit überlebte, musste oft dennoch als Kolonist in Französisch-Guyana bleiben. Heute besuchen jedes Jahr Zehntausende Touristen das Eiland - und stellen sich vor den schlichten Hütten, die noch im Dschungel zu finden sind, gruselnd das Leben eines Verbannten vor.

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(Foto: Hoverfish via Wiki Commons (CC BY 3.0))

Punta del Diablo, Uruguay Zu dieser abgelegenen Teufelsspitze, die etwa 300 Kilometer östlich von Montevideo in den Atlantik ragt, kommen die Urlauber gerne - trotz des Namens, der sich wohl auf Schiffsunglücke in rauer See begründet. Nun reisen Surfer gerade wegen der Wellen an. Aus dem Fischer- und Kunsthandwerkerdorf ist so etwas wie ein Aussteigerort geworden, der entspannt und weniger schick ist als das ebenfalls beliebte Punta del Este. An der Punta del Diablo wird damit geworben, dass es keine Vier-Sterne-Hotels gibt, sondern schlichte Holzhütten. Wer die Abgeschiedenheit des Urlaubsortes nicht doch verfluchen will, sollte ausreichend Bargeld mitnehmen - der Geldautomat ist nur zur Hochsaison befüllt.

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