Reisetipps:Die schönsten Gebiete zum Freeriden in den Alpen

La Grave, Freeriden

Blick auf La Grave.

(Foto: Alexey Ivanov - Fotolia)

Legendäre Hänge auch für Einsteiger, ein Gegenmodell zu den glattgebügelten Riesen-Resorts und weitere Highlights: vier Empfehlungen aus der Redaktion.

Von SZ-Autoren

Fieberbrunn

Der Wildseeloder in Fieberbrunn genießt schon lange einen legendären Ruf unter den Freeridern. Nicht umsonst machen hier am 10. März die weltbesten Fahrer Stopp auf ihrer "World Tour". Doch der Hobbyfahrer muss sich nicht diese bis zu 70 Grad steilen Hänge hinunterstürzen, er kann vom Skigebiet aus ohne großes Aufsteigen auch in leichtere Routen und schöne Hänge einfahren. Zum Beispiel von der Gipfelstation der Hochhörndl-Sesselbahn am Holzzaun hinüber in die Reckwand-Abfahrt. Nach etwa 800 Höhenmetern profitieren die Abfahrer vom Zusammenschluss des Fieberbrunner Skigebiets mit Saalbach-Hinterglemm. Die Route endet nämlich an der nun seit drei Jahre laufenden Verbindungs-Kabinenbahn, die einen zur nächsten Runde hochfährt.

Aber auch die Hinterglemmer haben durch den Verbund neue, leicht zu erreichende Tiefschneeabfahrten im Gelände dazugewonnen. Vom Hochalm- und Spieleck-Sessellift eröffnen sich mehrere Varianten, die ebenfalls an der neuen Kabinenbahn enden. Für Einsteiger gibt es beschilderte Routen, in Fieberbrunn bietet sich die Henne an. Weite, eher flache Hänge, die auch am späten Vormittag erste Spuren erlauben. www.bergbahnen-fieberbrunn.at

Heiner Effern

La Grave

La Grave gilt als Gegenmodell zu den glattgebügelten Riesen-Resorts wie Portes du Soleil oder Les Trois Vallées. Es gibt dort nur eine Seilbahn, die wunderbar altmodische "Téléphériques des Glaciers de la Meije" mit ihren bunten Gondeln aus den Siebzigerjahren. Sie transportiert Skifahrer auf den Col des Ruillans, ein Gipfellift bringt sie weiter zum Dôme de la Lauze in 3560 Meter Höhe. Wer dort oben losfährt, hat mehr als 2000 Höhenmeter vor sich - und keine einzige präparierte Piste. La Grave ist ein reines Freeride-Gebiet voller Gletscherspalten, Couloirs und Felsen. Man kann entlang von Markierungen auf eigene Gefahr ins Tal kurven oder, besser noch, sich von einem Guide die schönsten Pulverschnee-Rinnen zeigen lassen.

Dementsprechend sind dort nur Freeride-Freaks unterwegs, gerne im Telemarkstil, auf Monoski oder sonst irgendwie individuell. Als die Lizenzen für die Gondel im vergangenen Jahr ausliefen, versuchte die Freeride-Szene, die Liftanlagen über Crowdfunding selbst zu kaufen, um zu verhindern, dass ein Investor La Grave in einen Pistenzirkus verwandelt. Das gelang nicht ganz - die Bergbahnen wurden für die nächsten 30 Jahre an den Betreiber des Nachbarskigebiets Alpe d'Huez verpachtet. Der will die Gondelbahn renovieren und erweitern - versprach aber, das Skigebiet so wild und frei zu belassen, wie es ist. www.la-grave.com

Titus Arnu

Verbier

Wer die Wahnsinnigen sieht, die sich in der Nordflanke des Bec des Rosses auf Skiern oder Snowboards hinunterstürzen, zum Beispiel beim Finale der Freeride World Tour, dem könnte eigentlich die Lust vergehen an Tiefschneeabfahrten. Zum Glück gibt es in Verbier im Wallis jede Menge nicht ganz so halsbrecherischer Abfahrten.

Anspruchsvoll sind aber die meisten, und wer etwa das Vallon d'Arbi hinunterfährt, das zum Ruhm Verbiers als einem der besten Freeridegebiete in den Alpen beigetragen hat, sollte im steilen und auch waldigen Gelände sicher sein. Auch vom Mont Gelé auf 3023 Meter führen zwei schöne Abfahrten hinunter, eine nach Osten und eine nach Süden. An der längsten Buckelpiste der Alpen mit mehr als 900 Höhenmetern kann man sich am Col des Gentianes bis nach Tortin hinunter beweisen - Muskelkater garantiert. Leider ist Verbier relativ überlaufen, weshalb es heißt: Früh aufstehen! www.verbier.ch

Hans Gasser

Nordkette

Manchmal ist den Studenten in Innsbruck die Vorlesung am Morgen noch weniger wichtig als sonst schon, und zwar dann, wenn es frisch geschneit hat. Denn mag das Skigebiet im Rücken der Stadt rein infrastrukturell ein Witz im Vergleich mit den modernen Skischaukeln sein, so gibt es an dem Felsriegel namens Nordkette ein westalpenverdächtiges Lockmittel für Tiefschneefahrer: Rinnen. Die ziehen sich von den Gipfeln bergab, steil, nicht präpariert, dafür mit Schnee gefüllt, und das schon jahrelang nicht mehr so gut wie zurzeit.

Zwei dieser Rinnen, die Kar- und die Seilbahnrinne, werden gar als Routen ausgewiesen und täglich auf Lawinen geprüft. Auch wer sich nicht so früh vor den Gondeln einreiht wie die erstaunlich bettflüchtigen Studenten, hat in der Karrinne noch seinen Spaß: 70 Prozent Gefälle (was sich steiler anhört, als es ist) und dazu der Blick auf die Stadt am Inn. Ganz unten, vor dem teuren, aber hippen Café "Hitt und Söhne", trifft man die viel jünger als 70 aussehende Bekannte mit ihrem Mann. Beide mit Skiern und so selig wie das Jungvolk außenrum. Bei ihnen heißt das Freeriden einfach nur Rinnenfahren, wie schon vor 50 Jahren. www.nordkette.com

Dominik Prantl

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