Reisesicherheit in arabischen Ländern:Urlaub auf Abruf

Sicherheitscheck von Ägypten bis Syrien: Worauf Touristen in den arabischen Ländern derzeit achten müssen und wie Reiseveranstalter auf die Krise reagieren.

Hans Gasser

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Aftermath of protests

Quelle: dpa

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Ägypten

Das Land teilt sich aus touristischer Sicht in zwei Teile: Hier Kairo, Suez, Alexandria, wo die Massen demonstrieren, dort Hurghada und Scharm el-Scheich am Roten Meer, wo mehrere tausend deutsche Urlauber sich den Spaß an Sonne und Meer nicht vermiesen lassen wollen. Das Auswärtige Amt (AA) rät nun dringend von Reisen nach Ägypten ab, unter ausdrücklicher Einbeziehung der Touristenzentren am Roten Meer. Es tut dies aber bisher nur mit einem Sicherheitshinweis und nicht mit einer Reisewarnung.

Letztere hätte zur Folge, dass alle deutschen Staatsbürger zur Ausreise aufgefordert und evakuiert würden. So aber sind weiterhin mehrere tausend deutsche Urlauber in Hurghada oder Scharm el-Scheich am Roten Meer, während andere Staaten wie die USA oder Österreich ihre Bürger ausfliegen. Die deutschen Reiseveranstalter hatten bis vor kurzem noch Pauschalreisen ans Rote Meer angeboten, paradoxerweise aber gleichzeitig ihre Gäste aufgefordert, die bereits gebuchten Reisen nicht anzutreten.

Texte: Hans Gasser, SZ vom 3.2.2011

Egypt Protesters Continue To Defy Presidential Regime

Quelle: Getty Images

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Vielmehr befürchtete man Versorgungsprobleme mit Lebensmitteln, da ganz Ägypten über das in Aufruhr befindliche Kairo versorgt wird. Durch den verschärften Sicherheitshinweis führen nun alle großen deutschen Reiseveranstalter bis 14. Februar keine Reisen nach Ägypten mehr durch. Gäste erhalten ihr Geld zurück oder können für Anreisen bis 28. Februar kostenlos umbuchen. Die Veranstalter FTI und Studiosus brechen ihre laufenden Nilkreuzfahrten ab und fliegen ihre Gäste heim, weil Landausflüge entlang des Nils, etwa nach Luxor, nicht mehr möglich seien. Die Badeurlauber am Roten Meer, wo es vorerst gemäß AA noch ruhig ist, erhalten die Möglichkeit zur vorzeitigen Heimreise. Davon, so die Veranstalter unisono, machten aber bisher nur wenige Gebrauch. Rewe etwa spricht von einer niedrigen zweistelligen Zahl bei 2600 Urlaubern.

Soldaten weisen Touristen in Kairo den Weg.

TOURISM-SAHARA-FESTIVAL-DOUZ

Quelle: AFP

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Tunesien

Angesichts der Proteste in Ägypten ist Tunesien etwas in den Hintergrund getreten. Das Auswärtige Amt rät trotz Beruhigung der Lage immer noch von Reisen nach Tunesien ab. Es herrschen weiterhin der Ausnahmezustand und eine nächtliche Ausgangssperre. Die meisten deutschen Reiseveranstalter bieten keine Reisen nach Tunesien an. Bei Thomas Cook und Neckermann gilt dies bis zum 18. Februar. Danach finden nach derzeitigem Stand wieder Reisen statt; Urlauber, die bereits gebucht haben, können lediglich bis zum 18.Februar kostenlos umbuchen. Bei Tui gibt es bis zum 15. Februar keine Tunesienreisen. Wie es dann weitergeht, wurde noch nicht entschieden.

Douz in Tunesien.

Themendienst Reisen: Marokko besuchen und wiederkommen

Quelle: Marokkanisches Fremdenverkehrsamt/ddp

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Marokko

Reisen in das Land des mit fast uneingeschränkter Macht herrschenden Königs Mohammed VI. werden von den deutschen Veranstaltern weiterhin angeboten. Badeziele wie Agadir oder Städte wie Marrakesch und Tanger verzeichnen steigende Touristenzahlen. Das Auswärtige Amt rät von Reisen in entlegene Gebiete der Sahara ab, genauso wie in die umstrittene Region Westsahara. Es bestehe zudem, heißt es sehr allgemein, ein "erhöhtes Anschlags- und Entführungsrisiko für touristische Ziele, an denen regelmäßig westliche Staatsangehörige verkehren". Zu erhöhter Aufmerksamkeit an religiösen Kultstätten und bei Menschenansammlungen wird wie in vielen anderen muslimischen Ländern auch geraten.

Am Strand nahe Agadir in Marokko.

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Quelle: AP

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Libanon

Am 12. Januar stürzte die Regierung, und der Präsident machte einen Gefolgsmann der islamistischen Hisbollah zum Ministerpräsidenten. Dies führte zu Protesten und Demonstrationen der Anhänger des bisherigen Regierungschefs Saad Hariri. Man müsse mit Einschränkungen der Bewegungsfreiheit durch Checkpoints im ganzen Land rechnen, schreibt das AA. Von der Fahrt im Mietwagen wird abgeraten, stattdessen seien Taxis auch für Überlandfahrten üblich. Die Kulturdenkmäler in Baalbek, Byblos, Tyros, Anjar und Sidon sowie Beirut könnten aber besichtigt werden. Für bestimmte Gebiete im Land gibt es eine Reisewarnung. Deutsche Veranstalter wie FTI oder Studiosus bieten weiterhin Reisen in den Libanon an.

Verhüllte Statue des ehemaligen Premierministers Rafik Hariri in Beirut.

Burj Dubai

Quelle: AP

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Vereinigte Arabische Emirate

Reisen nach Dubai oder Abu Dhabi sind uneingeschränkt möglich. Die sieben Emirate gelten dem AA "als eines der sichersten Länder des Mittleren Ostens mit einer äußerst niedrigen Kriminalitätsrate". Es wird lediglich zur Wachsamkeit geraten, angesichts der allgemeinen Situation in der arabischen Welt.

Skyline von Dubai.

Tourists stand on the Qassyoun mountain overlooking Damascus

Quelle: REUTERS

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Syrien

Der Funke der tunesischen und ägyptischen Volksaufstände ist auf Syrien bisher nicht übergesprungen, auch wenn es Aufrufe zu Protesten gibt. Der mittels Einheitspartei und Geheimdiensten herrschende Präsident Baschar al-Assad versteht es, durch Repression, kleine Reformen und vor allem die Feindschaft zu Israel sein Volk ruhig zu halten. Es gibt im ganzen Land keine Reiseeinschränkungen, schreibt das AA, und auch keine Hinweise besonderer Gefährdung von Deutschen. Rundreisen durch Syrien sind bei Veranstaltern denn auch gut gebucht.

Touristen auf dem Berg Qassyoun blicken auf Damaskus.

Tourists walk on the narrow road of Wadi Siq leading towards the Treasury tomb of Petra

Quelle: REUTERS

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Jordanien

Proteste in der Hauptstadt Amman richteten sich vergangene Woche nicht direkt gegen den König, sondern gegen die Regierung, die dieser daraufhin prompt entließ und Reformen versprach. Das AA hat keine aktuellen Sicherheitshinweise zu Jordanien veröffentlicht, weist nur auf Bombenanschläge auf Hotels in Amman 2005 hin und rät zu genereller Wachsamkeit. Reisen nach Jordanien sind problemlos möglich und werden auch von vielen deutschen Veranstaltern angeboten.

Das Felsengrab von Petra, Jordanien.

Jemen Frauen Protest Salih Opposition

Quelle: dpa

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Jemen

Der Jemen ist nicht erst seit der jüngsten Proteste gegen Präsident Salih für deutsche Reiseveranstalter tabu. Entführungen sowie die Ermordung deutscher Touristen, Stammeskonflikte sowie ein erhebliches Risiko terroristischer Anschläge durch al-Qaida führen dazu, dass das AA von Reisen in den Jemen generell abrät. Für bestimmte Regionen besteht auch eine explizite Reisewarnung.

Hans Gasser, SZ vom 3.2.2011

© Hans Gasser, SZ vom 3.2.2011/kaeb
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