Design-Vision:So schön könnte der deutsche Reisepass sein

Der Reisepass ist Deutschlands Visitenkarte an den Grenzen, doch optisch leider gähnend langweilig. Wir hätten da einen Vorschlag, liebe Bundesdruckerei!

Bildmontagen: Jessy Asmus, Autorin: Katja Schnitzler

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Quelle: Illustration Jessy Asmus

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Nicht röhrend, nein völlig gelassen steht dieser prachtvolle Hirsch auf dem Deckblatt des Reisepasses, während der Bundesadler abhebt, um die Welt zu entdecken. Sollte er auf offiziellen Wegen wandeln, statt selbst zu fliegen, stünden ihm mit dem deutschen Pass so viele Länder visumsfrei offen wie mit fast keinem anderen Pass: In 188 Länder können deutsche Staatsbürger ohne Visum einreisen. Damit liegt Deutschland im aktuellen Passport-Index der Beratungsfirma Henley & Partners und der International Air Transport Association (Iata) hinter Japan und Singapur auf dem dritten Platz. Höchste Zeit also, dieses Dokument deutscher Reisefreiheit zu würdigen - und endlich ansprechender zu gestalten, von vorne bis hinten.

SZ.de hat den deutschen Pass komplett überarbeitet, die Bundesdruckerei muss die Vorlage eigentlich nur noch übernehmen ...

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Das Weinrot des Umschlags, ein internationaler Klassiker, ist schön genug, dass es bleiben darf. Doch ist das Innenleben des Passes viel zu schade, um nur von Ein- und Ausreisestempeln fremder Länder geschmückt zu werden. Seit knapp zwei Jahren gibt es zwar einen überarbeiteten deutschen Pass, doch wurde da mehr an Fälschungssicherheit gedacht: Das Brandenburger Tor etwa leuchtet auf den Innenseiten erst unter UV-Licht auf.

Doch der Pass sollte nicht nur für Einreisebeamte, sondern für die Reisenden selbst aufgehübscht werden: mit Motiven aus der Heimat, die deren Schönheit zeigen und spätestens bei der Ausreise trösten, dass es doch gar nicht so schlimm ist, nun wieder nach Hause zu kommen.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Selbst auf den kleinen Seiten des Passbüchleins kommt die Wucht der Alpen zur Geltung, modelliert von Schnee, Wald und dem zerklüfteten Fels. Sie sind ein Sehnsuchtsort für Wanderer, Skifahrer, Tourengänger und auch Berggondelfahrer, die ein Gefühl eint: Dass mit dem Blick von hoch oben die Probleme des Alltags wieder auf ein Normalmaß schrumpfen, wenn sich der Mensch zugleich klein und erhaben fühlt.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Ganz am anderen Ende Deutschlands lässt es sich ebenfalls wandern, wenn die Gezeiten die Natur für den neugierigen Mensch freigeben: Das Wattenmeer der Nordsee ist von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt worden. Pflanzen und Tiere haben sich an das ständige Kommen und Gehen des Meeres angepasst. Und der Artenreichtum bietet im Frühjahr und im Herbst bis zu zwölf Millionen Vögeln Nahrung, die im Wattenmeer auf ihrer weiten Vogelzugreise rasten.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Die Zeche Zollverein in Essen ist so ziemlich das Gegenteil des Wattenmeers, trägt aber ebenfalls den Welterbetitel und behauptet stolz, die "schönste Zeche der Welt" zu sein, womit die Stiftung Zollverein wahrscheinlich sogar Recht hat. Durch dieses Industriedenkmal schreiten die Besucher aber nicht nur ehrfurchtsvoll: Sie kommen auch zum Schwimmen oder Eislaufen, um Produktdesign zu bewundern und Konzerten zu lauschen oder Installationen zu erkunden. Viel lebendiger kann ein Denkmal wohl nicht sein.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Wetten, dass die Stempel so lange wie möglich um das Schloss Neuschwanstein herumgedrückt würden? Das verspielte und übrigens unfertige Schloss von König Ludwig II. ist schließlich weltberühmt und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Deutschland. Wo sich heute Touristenscharen hindurchschieben, wandelte einst der tragische, für verrückt erklärte Märchenkönig durch die Gänge.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Blick über die Elbe auf die Innere Altstadt von Dresden. Hier drängen sich nicht nur Hotels, sondern auch etliche Sehenswürdigkeiten: etwa die Kreuzkirche am Altmarkt, die Dresdner Frauenkirche am Neumarkt, die Semperoper und das Residenzschloss sowie der Zwinger mit seinen drei Museen - ein idealer Ort für die Gemäldegalerie Alte Meister. Am berühmtesten ist Raffaels "Sixtinische Madonna", der die beiden pummeligen Putten am unteren Bildrand die Schau gestohlen haben. Da übersieht mancher Besucher, der direkt vor dem Werk steht, dass die Wolken im Hintergrund in Wirklichkeit Engelsgesichter sind.

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Natürlich geht es bei den Deutschen oft und gerne um die Wurst, in diesem Fall um die Thüringer Wurst, die in einer Metzgerei in Weimar aushängt. Und auch in anderen Regionen ist man stolz auf Weißwurst, Nürnberger Rostbratwürste, Braunschweiger, Frankfurter und natürlich Currywurst, Gelbwurst, Landjäger ... Warum Deutsche Wurst lieben? Wahrscheinlich, weil sie so gut zu Bier passt. Knapp 60 Kilogramm Fleisch hat statistisch jeder Deutsche im Jahr 2017 gegessen, fast ein Kilo weniger als im Jahr zuvor. Gut 30 Kilogramm wurden als Wurst oder Schinken verzehrt. Auf den Tag berechnet isst also jeder Deutsche 164 Gramm Fleisch - fast viermal so viel, wie Experten für eine umweltfreundliche und gesunde Ernährung empfehlen.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Da hätten auch die Kühe im Allgäu nichts dagegen, würden sich die Deutschen etwas gesundheitsbewusster ernähren und damit gleichzeitig das Klima schonen. Wer in weiter entfernte Teile dieser Welt reist, denkt bisweilen voller Sehnsucht an die Fauna in der Heimat: Während woanders giftige Schlangen und Quallen oder aufgescheuchte Bären lebensgefährlich sind, muss man sich beim Kontakt mit heimischen Tieren meist keine Sorgen machen. Mit am bedrohlichsten für die Gesundheit sind hierzulande Zecken, die FSME und Borreliose übertragen können.

Wie sich Wanderer verhalten sollten, damit keine Kuh angreift - und wie sie reagieren sollten, wenn sie es doch tut, lesen Sie hier.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Die Kreidefelsen auf der Ostseeinsel Rügen, genauer auf der Halbinsel Jasmund, beeindrucken mit dem weißen Kontrast, den sie zwischen die Farben des Meeres und des Waldes setzen, mit ihrer steilen Höhe sowieso. Eines der Hauptwerke der deutschen Romantik heißt "Kreidefelsen auf Rügen". Caspar David Friedrich malte die drei Ausflügler 1818 übrigens gefährlich nah an den Abgrund: So dicht sollte sich in der Realität niemand an die Kante wagen, denn Wind und Wasser setzen den Felsen weiterhin zu. Immer wieder kommt es zu Abbrüchen.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Auch die Gewässer in Deutschland können sich sehen lassen, wie im Nationalpark Unteres Odertal in Brandenburg, dem man zum Beispiel auf dem Oder-Neiße-Radweg einen Besuch abstatten kann. Eine Besonderheit ist die einzige noch intakte Polder-Landschaft in Deutschland: Hohe Winterdeiche schützen die Siedlungen, entlang der Oder rahmen die Sommerdeiche den Fluss ein. Im November werden sie geöffnet, so dass sich das Wasser bis zu den Winterdeichen fast im ganzen Tal ausbreiten kann und die Polderwiesen flutet, die erst im April wieder trockengelegt werden. So ist die Stadt Stettin im benachbarten Polen vor Hochwasser geschützt.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Seit die Elbphilharmonie in Hamburg dem Michel höchst erfolgreich Konkurrenz als bekannteste Sehenswürdigkeit macht und die Skyline Hamburgs modernisiert hat, sind die mit knapp 800 Millionen Euro zehnmal so hohen Baukosten zwar nicht vergessen, aber ein wenig vergeben. Wie könnte man sich über ein Gebäude ärgern, dass liebevoll "Elphi" genannt wird? Auch international hat sich Hamburg damit auf die Nicht-verpassen-Liste von Touristen gesetzt.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Natürlich darf die Hauptstadt im deutschen Pass nicht fehlen, doch statt des Brandenburger Tors, das sich über zwei Seiten breitmacht, versteckt sich der Berliner Fernsehturm in der Falz: Dort wirkt die Kugel in 200 Meter Höhe so, wie DDR-Architekt Hermann Henselmann sie geplant hatte - wie ein sowjetischer Sputnik 1-Sattellit.

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Quelle: Bildbearbeitung Jessy Asmus

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Und zum Schluss? Darf der Hirsch doch noch röhren.

© SZ.de/edi/sks
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