Manche Elemente sind aber nicht auf den ersten Blick zu erkennen, sondern nur unter einer UV-Lampe; andere, wenn man den Pass leicht schräg gegen das Licht hält. Dann erst reflektiert die erste Strophe der lettischen Nationalhymne, die über die Wappenseite geprägt und mit den Fingerspitzen fühlbar ist. Ein verstecktes Design, das nicht nur für Fälschungssicherheit sorgt, sondern auch zur Geschichte Lettlands passt: "Dievs, svētī Latviju" (Gott, segne Lettland) wurde von Kārlis Baumanis geschrieben, der erstmals den neuen Begriff Lettland verwendete - eine Provokation im Russischen Kaiserreich, das eine Abspaltung fürchtete. Auch in der Sowjetunion war das Lied verboten und wurde erst bei der "Singenden Revolution" am 23. August 1989 wieder öffentlich von einer protestierenden Menschenkette durchs Baltikum gesungen. Das erste Mal vor Publikum wurde die spätere Nationalhymne übrigens beim Liederfest 1873 vorgetragen.
Im Pass tauchen auf anderen Seiten im UV-Licht Noten aus der Hymne auf und das Abbild des traditionellen Zupfinstruments Kokle. Sogar die so nüchtern wirkende Datenseite, auf der das im Chip gespeicherte Porträtfoto sowie Name und Anschrift des Passbesitzers zu sehen sind, birgt Überraschungen: Darunter erscheint ein tanzendes Paar, das zudem als Wasserzeichen auftaucht. Und in der Ecke springen je nach Neigung des Passes Musiknoten hin und her. "Andere Länder haben da gern Flaggen, die zu wehen scheinen", meint Andreas Kuba. Und weil die Geschmäcker auch international verschieden sind, gebe es etwa sehr bunte asiatische Pässe, auf deren Visaseiten berühmte Gebäude gedruckt sind. Wer diese mit UV-Licht anstrahlt, sieht dieselben Gebäude - mit Silvesterfeuerwerk darüber.
Und im deutschen Pass? Ist auf den Mittelseiten das Brandenburger Tor zu sehen - allerdings nur für die Glücklichen, die eine UV-Lampe zur Hand haben. Da ginge doch mehr ...