Reisen in Deutschland: Weimar:Wagnerischer Luxus bei Liszt

So orginalgetreu und opulent wie möglich: Das Wohnhaus des Komponisten Franz Liszt in Weimar wird frisch restauriert wiedereröffnet.

Für Gerda Wendermann sind es noch einmal hektische Tage. Fachleute prüfen die neuen schweren Vorhänge. Im Nebenzimmer lärmt der Staubsauger. An einem opulenten und reich verzierten Spiegelrahmen werden mit goldener Farbe letzte Feinarbeiten ausgeführt. Im Speisezimmer fehlt unter dem eindrucksvollen Kristallleuchter noch der Esstisch.

Liszt-Haus in Weimar vor Neueröffnung

Liszt-Haus in Weimar

(Foto: dpa)

Soeben hat sich der Generaldirektor Museen der Klassik-Stiftung Weimar, Wolfgang Holler, den Stand er Umbauarbeiten erklären lassen. Derweil wartet im Eingangsbereich schon der Klavierstimmer. Am Montag soll nach gut zehnmonatigen Restaurierungsarbeiten das Wohnhaus des Komponisten Franz Liszt in Weimar wieder eröffnet werden.

Es ist einer Höhepunkte des Liszt-Jahres 2011 in Thüringen zum 200. Geburtstag des Komponisten. Zwischen 1869 und 1886 lebte Liszt in dem zweistöckigen Haus am Rande des Parks an der Ilm. Großherzog Carl Alexander hatte die Wohnung einrichten lassen - und nach dem Tod des Künstlers ihren Zustand bewahrt. Auf der anderen Seite des Parks, getrennt durch das Flüsschen Ilm, befindet sich Goethes Gartenhaus.

Anhand alter Fotos haben die Restauratoren und Handwerker im zweiten Geschoss des Hauses die vier Zimmer wieder so originalgetreu wie möglich eingerichtet. Zusätzlich behalfen sich die Experten mit Briefen des Musikers und einer Inventarliste von 1887.

Der wagnerische Luxus, wie Liszt selbst sagte, soll wieder aufleben, erklärt Wendermann, die seit gut sechs Monaten als Hausverwalterin arbeitet und bei der Klassik-Stiftung zudem als Kustodin für Malerei und Plastik von 1860 bis 1919. Nun rahmen wieder Goldleisten die Glanztapeten. Die Möbel sind aufgearbeitet, Andenken und Sammlungsstücke ausgestellt. Im Musikzimmer wurden Sessel und Kanapee mit neuem roten Stoff bezogen. Alte Farbproben seien unter den Knöpfen der Bezüge gefunden worden, erklärt Wendermann.

Matineen im Musikzimmer

Die Decken wurden neu gestaltet, sodass die ohnehin schon hohen Räume noch höher wirken. Die Vorhänge an Fenstern und Zimmerdurchgängen wurden ersetzt. Die bisherigen waren ein Geschenk Ungarns - dem Geburtsland Liszts - zum 150. Liszt-Jubiläum 1961. Allerdings entsprachen sie nicht den Originalen. Allein der große Perser-Teppich des Komponisten lagert weiter im Depot.

Liszt-Haus vor Wiedereröffnung

"Wagnerischer Luxus" auch im  Musik-Salon

(Foto: dpa)

An einer der Wände des Musikzimmers steht ein Ibach-Klavier, mitten im Raum ein großer Bechstein-Flügel. Die renommierten Klavierbauer stellten Liszt jährlich ein neues Instrument zur Verfügung. Den Aufwand, die Instrumente durch das schmale Treppenhaus zu wuchten, will sich Wendermann gar nicht vorstellen. Am letzten Bechstein des Meisters sitzt nun wenige Tage vor der Neueröffnung der Räume mit Dirk Höhne ein anderer Meister. Immer wieder schlägt er die einzelnen Tasten des Instruments an, dass die Firma 1887 einem zu errichtenden und noch im selben Jahr eingerichteten Liszt-Museum schenkte. Nein, sagt der Klavierbaumeister, das Alter und die Geschichte des Instruments lassen seine Hände nicht zittrig werden. Die Klassik-Stiftung besitze noch wesentlich ältere Instrumente, die er ebenfalls regelmäßig stimme.

In diesem Musikzimmer gab der 1886 in Bayreuth verstorbene Pianist Liszt dreimal wöchentlich Unterricht, am Wochenende mitunter Matineen. Im ehemaligen Dienerzimmer steht unscheinbar das stille Klavier, mit dessen Hilfe Liszt - etwa auf Reisen oder wenn er nicht schlafen konnte - die Finger gelenkig hielt. Bereits als Neunjähriger soll Liszt mitreißende Konzerte gegeben haben. Er war ein in Europa umjubelter Virtuose und Komponist. 1848 bis 1861 war er Hofkapellmeister in Weimar - die Jahre gelten als seine produktivste Zeit.

1869 kehrte er als bereits gefeierter Star in die thüringische Stadt zurück und bezog das Obergeschoss der Hofgärtnerei.

Auch die Dauerausstellung in der unteren Etage wurde überarbeitet, Fassade und Dach sind neu. Insgesamt wurden mehr als 500.000 Euro investiert. Rund 200 Veranstaltungen, darunter Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Fachkonferenzen und Wettbewerbe sollen in diesem Jahr zu Ehren des Komponisten veranstaltet werden.

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