Reiseknigge Neuseeland:"Australien? Kenn ich nicht!"

Können Touristen die gelassenen Kiwis aus der Fassung bringen? Und wie geht der Nasengruß der Maori wirklich? Tipps für eine Reise ohne Fettnäpfchen durch Neuseeland.

Von Katja Schnitzler

Begrüßung

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(Foto: Getty Images)

Immer mal wieder lässt sich ein Mitglied der britischen Königsfamilie blicken, Neuseeland ist schließlich Teil des Commonwealth. Prinzessin oder Prinz werden von Einheimischen innig mit dem Hongi begrüßt: Nase an Nase. Bevor Sie nach dem Langstreckenflug aus dem Flugzeug eilen und dem erstbesten Neuseeländer die Nase entgegenrecken, sollten Sie sich zwei Fragen stellen: Sind Sie ein Mitglied der britischen Königsfamilie? Oder ein Maori? Falls nicht, kommt es besser an, wenn Sie zur Begrüßung einfach die Hand reichen - oder nur freundlich "Hello" oder "Good morning/afternoon/evening" sagen. Wer sich formvollendet verabschiedet, sagt nicht nur "Goodbye", sondern rundet seinen Abgang mit einer Floskel wie "Nice to meet you" ab. Ist die Runde etwas lockerer, reicht "Hi" oder "Gidday" für den Anfang und "Cheers" oder "See you" für das Ende. Und was ist mit "Kia ora"? Während Maori dies auch als Dank nutzen, wird der Ausdruck inzwischen von allen Neuseeländern als Gruß verwendet - er heißt so viel wie "Mögest du gesund sein". Zum Abschied sagen sie "Ka kite anō" (Auf ein Wiedersehen). Das kommt bei allen gut an, egal ob Maori oder Pākehā, wie alle Nicht-Maori von den indigenen Bewohnern genannt werden. Sollten Sie doch die Ehre haben, von einem Maori mit Hongi begrüßt zu werden - etwa beim Willkommensritual auf dem Zeremonienplatz Marae - , geben Sie die rechte Hand, die linke Hand können Sie auf die Schulter des Gegenübers legen. Der Kopf wird geneigt, bisweilen Stirn an Stirn gebettet, und stets der Blick gesenkt. Manche schließen die Augen ganz: Wer dem anderen aus wenigen Zentimetern direkt in die Augen starrt, wirkt wenig freundlich. Dann werden die Nasen ein- oder zweimal aneinandergedrückt.

Anrede

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(Foto: Reuters)

Neuseeländer legen wenig Wert auf formelle Ansprache und nennen neue Bekanntschaften schnell, wenn nicht sogar gleich, beim Vornamen. Die Neuseeländer nach ihrem Nationaltier als "Kiwis" zu bezeichnen, ist übrigens keine Beleidigung: Sie nennen sich selbst so.

Im Gespräch

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(Foto: AFP)

Vorweg: Lassen Sie sich nicht vom rasanten Kiwi-Slang entmutigen - der kann selbst Englischprofis zu schaffen machen kann. "Na, wie viel verdient man denn so in Neuseeland?" Und: "Ach, Sie haben keine Kinder, warum denn nicht?" Oder: "Haben Sie einen heißgeliebten Schatz?" Würden Sie diese Fragen so einem Ihnen mehr oder weniger bekannten Deutschen stellen? Auch Neuseeländer wollen nicht gleich persönlich werden. Das Wetter, Sport, Wochenenderlebnisse und natürlich die Schönheit der neuseeländischen Landschaft sind sichere Gesprächsthemen. Auch wenn Neuseeländer offen sind für neue Bekanntschaften, dürfen diese doch etwas Abstand wahren: "Wir kommen aus einem Land der weiten Räume und mögen es nicht, wenn uns Leute zu nahetreten", heißt es auf einer Regierungsseite für Neuankömmlinge. Also wahren Sie im Gespräch einen Wohlfühlabstand - tatsächlich und thematisch. Für direkt veranlagte Deutsche manchmal schwer verständlich ist die Abneigung von Neuseeländern, ein klares "Nein" auszusprechen. Sie wollen einem einfach nichts abschlagen und sagen daher "not sure" oder "not really oder "yeah na", was so viel heißt wie "wahrscheinlich nicht". Übersetzen Sie für sich und haken Sie das Gewünschte ab.

Maori-Fettnäpfchen

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(Foto: Reuters)

Diese Regel basiert zwar auf Maori-Glauben, gilt aber für ganz Neuseeland: Sitze niemals auf Tischen oder auf Kopfkissen, das ist unrein. Urlauber sollten achten, was für Maori "tapu" ist: etwa Schuhe in Innenräumen zu tragen, ganz besonders im Zeremonienbereich Marae. "Tapu" kann aber auch sein, in überfischten Gewässern zu angeln, in denen die Natur eigentlich Zeit zur Erholung benötigt. Und natürlich sollte man auch Maori fragen, bevor man sie fotografiert.

Interkulturelle Missverständnisse

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(Foto: AFP)

Auch zwischen Pākehā und Maori gibt es interkulturelle Missverständnisse, etwa beim Blickkontakt: Während es für Nicht-Maori als Zeichen von Aufmerksamkeit gilt, im Gespräch dem Gegenüber in die Augen zu schauen, wirkt dies auf Maori eher herausfordernd bis aggressiv. Daher sehen sie eher zur Seite oder schließen die Augen ganz - was von anderen wiederum als Desinteresse ausgelegt werden kann.

Im Restaurant

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(Foto: dpa)

Gestern war es doch noch viel billiger? Keine Sorge, Sie werden nicht gerade über den Tisch gezogen: Einige Restaurants in Neuseeland erhöhen am Wochenende oder auch an Feiertagen ihre Preise. Die Tischsitten entsprechen weitgehend den unseren. Sitzen Maori oder gläubige Christen mit in der Runde, sollten alle erst nach dem Segensspruch zu essen beginnen, zum Beispiel "Whakapaingia ēnei kai - segne unser Essen". In bayerischen Biergärten ist es verboten, eigene Getränke mitzubringen - dafür kann man mit gut gefüllten Picknickkörben anrücken. In Neuseeland ist es genau umgekehrt, zumindest in BYO-Restaurants: "Bring your own" bedeutet, dass man die (Wein-)Flaschen selbst mitbringt, denn diese Lokale haben keine Lizenz für den Alkoholausschank. Prinz William und seine Angetraute Catherine mussten ihren Wein beim Besuch 2014 aber sicher nicht selbst mitbringen. In der Bar Neuseeländer geben im Pub unter Freunden gerne eine Runde aus. Bieten Sie zumindest eine Revanche an.

Trinkgeld

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(Foto: dpa)

Während bei uns Trinkgeld oft zum guten Ton gehört, ist es in Neuseeland noch eine Anerkennung für wirklich sehr guten Service - der freiwillige Aufpreis wird aber nicht automatisch erwartet (und auch nicht wie etwa in den USA schon für das Gehalt der Mitarbeiter eingeplant). Nur im Taxi rundet man den Fahrpreis auf, und in gehobenen Restaurants sind inzwischen etwa zehn Prozent Trinkgeld üblich. Dafür sollte dann auch der Service stehen.

Einladungen

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(Foto: iStock)

Neuseeländer gelten als locker, aber pünktlich. Bittet man Sie, "bring a plate", organisieren Sie Fingerfood, andere Häppchen oder Kuchen. Ansonsten reichen kleine Gastgeschenke wie eine Flasche Wein oder ein Mitbringsel aus der Heimat. Sollten Sie selbst ein Präsent erhalten, ist es ein Gebot der Höflichkeit, es hocherfreut sogleich auszupacken.

Kleidung

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(Foto: Symbolfoto: picture-alliance/ dpa)

Kennen Neuseeländer den Begriff "Krawattenzwang" überhaupt? Wenn, dann spielt er in ihrem Leben kaum eine Rolle. Im Land der Kiwis wird man auch in bequemer Freizeitkleidung beinahe immer und überall gern gesehen, darf sich also an den eigenen modischen Mindestansprüchen orientieren. Doch das luftige Sommerkleid und die Short am Strand einfach fallenzulassen und auf Bikini und Badehose zu verzichten, finden Neuseeländer doch eine Spur zu offenherzig: Oben ohne und FKK wird nur an (sehr) abgelegenen Stränden geduldet.

Linksverkehr

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(Foto: bbimages - Fotolia)

Die ersten Touristen sind schon am Airport auf der falschen Spur, andere vergessen nach der Abfahrt vom überwältigenden Aussichtspunkt, dass es einen Grund hat, warum sie gerade auf der rechten Seite des Autos eingestiegen sind. Andere scheitern im Kreisverkehr und kurven gegen den Uhrzeigersinn. Weil die rechtsfahrenden Urlauber die Straßen nicht für sich haben, bleibt ihr Fehlverhalten nicht folgenlos: Im besten Fall kostet es die Neuseeländer ihre legendäre Tiefenentspannung, im schlimmsten Fall aber das Leben. Dass Ausländer mit ihren Fahrzeugen auf die andere Straßenseite kommen, ist eine häufige Unfallursache - was nicht allein am Linksverkehr, sondern auch an den Wohnwagen liegen könnte, die einen ungewohnten Tick breiter sind als der übliche Familienwagen. So hätten manche Neuseeländer laut einer Umfrage ganz gerne einen Fahrtest für die Linksverkehr-Neulinge. Doch natürlich sind nicht nur Urlauber an Unfällen in Neuseeland beteiligt. Ein Faktor kommt erschwerend hinzu: der oftmals schlechte Zustand der Straßen. Gerade Nebenrouten sind oft nicht asphaltiert, eng und kurvig sowie gerade in den Bergen schwierig zu befahren. Nicht nur dort sollten Touristen also auf die richtige Straßenseite und ausreichend große Abstände achten - sondern auch mehr als einen Tick langsamer fahren als gewohnt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h außerorts (in Städten 50 km/h) muss man ja nicht ausreizen. An den Linksverkehr sollten sich übrigens auch Fußgänger halten. Auf schmalen, aber viel begangenen Pfaden gilt: Keep left! Zudem besteht in Neuseeland nicht nur für Motorradfahrer Helmpflicht, sondern auch für Fahrradfahrer.

"Australien? Kenne ich nicht!"

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(Foto: Natasa Tatarin - Fotolia)

Neuseeländer sind stolz auf ihr Land. So entspannt sie sich aber sonst geben - werden sie mit Australien in einem Atemzug genannt, können sie plötzlich sehr reserviert sein. Und beleidigt. Früher, weil Australien als Freiluft-Haftanstalt verschrien war. Heute, weil Australien zwar größer ist, aber eben ein ganz anderes Land. Neuseeland will zwar Nachbar sein, aber kein provinzielles Anhängsel. Sie wollen noch mehr wissen? Auf der Regierungs-Homepage wurden Tipps für kurzfristige "Kiwis" oder neue Mitbürger gesammelt. www.newzealandnow.govt.nz

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