Süddeutsche Zeitung

Reisebus in die Berge:1200 Kilometer Umweg - dank Navi

  • Das Navi geleitet den Menschen ans Ziel - wenn er es richtig bedient.
  • Ein Reisebus mit Wintersportlern fährt dennoch einen stundenlangen Umweg, weil der Fahrer zu spät bemerkt: Den Ort La Plagne gibt es zweimal.

Seit der Erfindung von Eisenbahn, Auto und Flugzeug hat wohl kaum ein Gerät das Reisen so tiefgreifend revolutioniert wie das Navi. Einst waren Sextant und Kompass erforderlich, um sich in der Fremde zurechtzufinden - oder das Entfalten von Frontscheiben füllendem Kartenmaterial. Heute ist dafür nur noch ein kleines Gerät mit Teleskoparm und Saugnapf notwendig.

Einfach das gewünschte Ziel eingeben, Knopf drücken und eine Frauenstimme geleitet sanft, aber entschieden den Weg. Die Seefahrer der Antike hätten hier sofort an eine tückische Sirene gedacht und aller folgenden "Bitte jetzt wenden"-Aufrufe zum Trotz auf der Stelle kehrtgemacht. Doch der moderne, technikaffine Mensch gibt nur allzu gern die Last der Routenplanung an dieses clevere kleine Gerät ab, das alle Orte, alle Straßen, alle Wege kennt.

Ab und an jedoch schlägt die Technik dem Menschen ein Schnippchen - und erinnert ihn allzu schmerzlich daran, dass ein wenig eigene Hirnaktivität und zumindest rudimentäre Geografiekenntnisse auch weiterhin vonnöten sind.

Ärgerliche 1200 Kilometer Umweg bei einer Busreise

Eindrucksvoll illustriert das Versagen der Mensch-Maschine-Interaktion dieser Fall: "La Plagne" tippte der belgische Busfahrer vor Beginn der Reise in sein Navi ein. So heißt der Skiort in den französischen Alpen, in dem 50 junge Menschen, die es sich in den Busreihen bequem machten, ihren Winterurlaub verbringen wollten.

Dumm nur, dass der Fahrer nicht das richtige La Plagne auswählte, sondern einen gleichnamigen Ort im Südwesten Frankreichs, am Fuße der Pyrenäen. Erst bei Toulouse bemerkte der Busfahrer seinen Fehler. Diesen musste der betretene Mann dann nicht nur seinen Fahrgästen, sondern auch gleich dem Radiosender Studio Brussels erklären - die Jugendwelle hatte die Reise organisiert.

Mit 24-stündiger Verspätung traf die Reisegesellschaft am Sonntagabend schließlich geschafft im Skiort ein. Immerhin hat sich die diabolische Sirene hinter dem Navi eine abwechslungsreiche Route für den 1200-Kilometer-Umweg ausgedacht: "Wir haben das Mittelmeer und Carcassonne gesehen", schrieb einer der Passagiere anschließend auf dem Onlinedienst Twitter.

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Quelle:
Süddeutsche.de/AFP/sks/harl
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