Süddeutsche Zeitung

Reisebücher:Verstörend anders

Fremde Einflüsse sind entlang der Seidenstraße und im Kaukasus vielerorts spürbar. Das ist eine Bereicherung, schürt aber auch Konflikte. Zwei Autoren haben sich auf den Weg dorthin gemacht.

Von Stefan Fischer

In vielen Gegenden Asiens führen die Menschen ein Leben, das sich deutlich von dem in Westeuropa unterscheidet.

Im Westen Chinas sind Kamele die wichtigsten Nutztiere.

In Aserbaidschan züchten viele Menschen Vieh - hier ein Bild aus der Region Xinaliq.

Weder geografisch noch historisch sei die Seidenstraße genau zu verorten, schreibt Alfred de Montesquiou in seinem Buch "Abenteuer Seidenstraße" - das sei eine ihrer besten Eigenschaften. Weil es etwas zu entdecken gibt, wenn man der Seidenstraße folgt, die mehr Idee als Realität ist. Weil man genau hinsehen und hinhören müsse und nicht bestätigt bekomme, was man ohnehin bereits wisse. Montesquiou geht es nicht so sehr ums Unterwegssein, sondern um einige prägende Orte, an denen viele Einflüsse zusammenlaufen: Venedig, Istanbul, Isfahan, Buchara, Xi'an und einige mehr. Der Autor ist ein neugieriger, aufmerksamer Beobachter, der stets die Vergangenheit in den Blick nimmt, um die Gegenwart zu begreifen.

Weiter im Norden, entlang der Hauptkette des Kaukasus, sind der Autor Stephan Orth und der Fotograf Gulliver Theis unterwegs. Auch dort prallen Kulturen aufeinander, auf engerem Raum als entlang der Seidenstraße. Die Konflikte sind schärfer. Orth und Theis blenden sie nicht aus in "Kaukasus", reduzieren ihr Bild aber nicht darauf. Sondern machen sich wie Montesquiou auf, um sich überraschen zu lassen von einer berückenden, durchaus auch verstörenden Fremde.

Alfred de Montesquiou : Abenteuer Seidenstraße. 12 000 Kilometer von Venedig bis Xi'an. Aus dem Französischen von Jutta Orth und Silvia Bartholl. Knesebeck Verlag, München 2019. 320 Seiten, 38 Euro. Stephan Orth, Gulliver Theis : Kaukasus. Eine Reise an den wilden Rand Europas. National Geographic Buchverlag, München 2019. 240 Seiten, 49,99 Euro.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2019
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