Reisebuch:Sprit und Stil

Das Auge zapft mit: ein Bildband über die Schönheit der Tankstelle, die besonders in den Sechzigerjahren gefeiert wurde.

Von Stefan Fischer

Man sagt das gemeinhin über Herrchen und ihre Hunde: dass sie sich einander mitunter optisch angleichen. Das gilt für Autos und Tankstellen teils auch: In den Sechzigern konnte die Tankstellen-Architektur in den USA mithalten mit der Extravaganz des Karosseriebaus. In Europa waren Italiener die Vorreiter beim Design - sowohl bei den Zapfsäulen als auch bei den Boliden.

Robert Klanten und Sally Fuls haben den Bildband "Schöner Tanken" herausgegeben, in dem man diese Zusammenhänge beschauen kann. Das Buch erzählt eine Geschichte des Tankens, von Waschbenzinverkäufen in Apotheken über Tankstellen mit angeschlossenen Werkstätten, wo in den Fünfzigern die Monteure noch Hemd und Krawatte trugen unter den Overalls, bis hin zu den Minisupermärkten der Gegenwart. Das Augenmerk gilt dabei den Besonderheiten, also Kuriositäten sowie der herausragenden Architektur. Man findet in dem Band also zum Beispiel eine reetgedeckte Tankstelle und waghalsige freitragende Konstruktionen. Dieser Anspruch, architektonisch anspruchsvoll zu bauen, ist allerdings weitgehend verschwunden. Heute dominiert eine schnöde Funktionalität, und so ist dieses Buch auch ein nostalgisches.

Robert Klanten, Sally Fuls (Hrsg.): Schöner Tanken. Tankstellen und ihre Geschichten. Aus dem Englischen von Cyra Pfennings. Die Gestalten Verlag, Berlin 2018. 240 Seiten, 39,90 Euro.

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