Ein seltsames Gespann sind die beiden Männer: "Schmetterlinge machen mir Angst", sagt Apostolos Fotakis. Er hält jenes Hotel auf Samos in Schuss, in dem der Schriftsteller Peter Henning abgestiegen ist. Trotz der Abneigung gegen die Insekten hört Fotakis sich jeden Abend die Geschichten des Deutschen an von seinen Ausflügen in die Natur und betrachtet dessen Filme von Falschen Apollos und Südlichen Schwalbenschwänzen. Die zwei mögen einander. Und doch bleibt Henning nicht verborgen, dass Fotakis' Kommentare eine "Mischung aus höflichem Respekt und erkennbarer Abneigung" sind. Zu gerne hätte Peter Henning eine Liaison, wie Vladimir Nabokov, der größte Schmetterlingsjäger unter den bedeutsamen Autoren der Weltliteratur, sie einst im Hotel Montreux Palace mit dem Barkeeper Antonio Triguero hatte.
Das ist ihm auf Samos nicht vergönnt, auf seiner weiteren Reise jedoch trifft Henning durchaus Menschen, die seine Leidenschaft teilen. In "Mein Schmetterlingsjahr" beschreibt der Autor eine Tour, die ihn von Griechenland nach Italien und Spanien weiter nach Kroatien und in die Schweiz bis zurück nach Deutschland führt zu Plätzen, an denen sich besonders gut bestimmte Schmetterlinge beobachten lassen.
Hennig hat die Gabe, einen für ein Thema zu interessieren, welches einem eigentlich egal ist. Sofern man im Kern dieselben Interessen hat: Hinaus in die Natur zu ziehen, ihre Schönheit betrachtend und die Ruhe genießend. Als Laie lässt man sich schließlich oft ebenfalls umgarnen von den scheinbar ziellosen Wankelflügen der Schmetterlinge, von den Mustern ihrer Flügel. Bei Henning kann man etwas lernen über diese Tiere. Und man kann die Ägäis, die Toskana und Dalmatien erkunden, abseits von Stränden und Kulturdenkmälern. Kann die Zeit vergessen, sich in Geduld üben und im Kleinen das Spektakuläre entdecken.
Peter Henning: Mein Schmetterlingsjahr. Theiss-Verlag, Darmstadt 2018. 228 Seiten, 19,95 Euro.