Reisebuch "Fernweh Fernost":Sehnsucht nach Asien

Nur in Zusammenhang mit der akt. Rezension!

Stelzenfischer in Sri Lanka warten auf Fische, die anbeißen.

(Foto: Patrick Pichler)

Alexandra Schels und Patrick Pichler waren ein Jahr lang auf dem Kontinent unterwegs. Ihr Bildband bedient die Neugier auf Länder, die Reisenden aktuell verschlossen sind.

Rezension von Stefan Fischer

Soeben hat sich Japan wieder vollständig abgeschottet. Ohne in den vergangenen Monaten wirklich offen für Reisende gewesen zu sein. Auch nach Taiwan gelangt man derzeit nicht, in die Mongolei wiederum, nach Myanmar sowie China nur in Ausnahmefällen. Besser sieht es derzeit nur aus, wenn man nach Sri Lanka, Nepal oder Südkorea reisen möchte.

Insofern kommt der Bildband "Fernweh Fernost" zur rechten Zeit. Alexandra Schels und Patrick Pichler haben die genannten acht Länder von November 2018 bis Dezember 2019 bereist. Nun erscheint das Buch mit ihren Eindrücken. Es bedient das Fernweh nach dem Osten Asiens: Japan hatte in den Jahren vor der Corona-Pandemie große Zuwachsraten bei der Zahl deutscher Touristen. Die Steppen der Mongolei und der Himalaja gehören ohnehin zu den Sehnsuchtszielen Fernreisender. Und Myanmar hatte sich erst Jahre zuvor überhaupt für den Tourismus geöffnet, Sri Lanka unterdessen nach einem langen Bürgerkrieg wieder. In beiden Ländern hat das zu einem Boom des Tourismus geführt.

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Ein Straßenhändler wartet in der südkoreanischen Stadt Busan auf Kundschaft.

(Foto: Patrick Pichler)

Aktuell bleiben hingegen oft nur Bücher wie dieses, um die Neugier an der Kultur, den fernen Land- und Gesellschaften ein wenig zu stillen. Ein einheitliches Bild kann - und soll - dabei gar nicht entstehen. Zu unterschiedlich sind die einzelnen Länder, zu heterogen die meisten auch in sich. So scheuen Schels und Pichler nicht vor harten Brüchen zurück: Nach Bildern aus Nepal von der Kargheit des ehemaligen Königreichs Mustang und der ärmlichen Lebenssituation speziell auch der Kinder blättert man sich hinein in Hochhausschluchten der südkoreanischen Millionenstädte Seoul und Busan. Viel Glas, elegante Brückenkonstruktionen, ein imposanter Museumskomplex.

Schnell sitzt man, wie zuvor schon in Sri Lanka und China, in den Garküchen und Street-Food-Restaurants. Ihnen gilt ein spezielles Interesse von Schels und Pichler. Ihr Buch beginnt mit einer Mahlzeit bei Malini Perera, genannt Mama Curry, im Süden Sri Lankas. Es riecht dort nach Koriander, Kreuzkümmel und Kurkuma. Perera bereitet verschiedene Currys zu, klassisch mit roten Linsen, aber auch mit Kürbis und Roter Bete. Seoul, Tokio, Shanghai - immer wieder stürzen sich die Autorin Alexandra Schels und der Fotograf und Autor Patrick Pichler in die Betriebsamkeit der Metropolen, fahren dort das eigene Lebenstempo wieder hoch.

Ursprünglichkeit lässt sich nur dann bewahren, wenn es keinen nennenswerten Fortschritt gibt

Lieber jedoch sind ihnen ländliche Regionen, das entschleunigte Leben der Stelzenfischer in Sri Lanka, der nomadischen Familien in der Mongolei, der Kindermönche in Myanmar. Es sind Szenen, wie sie in Westeuropa undenkbar sind. Das Fremde, Exotische, scheinbar Unverdorbene ist für die Autoren ein Reiz. Dabei neigen sie beinahe notgedrungen zur Verklärung. Denn Ursprünglichkeit lässt sich nur dann bewahren, wenn es keinen nennenswerten Fortschritt gibt. So sehen Schels und Pichler eine "Tradition in Gefahr", weil es kaum noch Stelzenfischer gibt. Sie räumen jedoch selbst ein, dass diese "Tradition" erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist, aus purer Not: Den Fischern mangelte es lange an Geld für Boote und bessere Ausrüstung. Ihre Fänge sind bescheiden. Dass sie pittoreske Fotomotive für Touristen abgeben, hilft ihnen nicht.

Immer wieder kommen Schels und Pichler auf spannende Begegnungen zu sprechen, dann wird "Fernweh Fernost" relevant. Genauso oft verfallen sie aber auch in Werbeprosa, in der Japan dann "ein Land voller Überraschungen" ist, die "Gelassenheit und Nächstenliebe der Menschen" in Nepal nie enden will und Myanmar an vielen Orten wirkt, "als wäre die Zeit stehen geblieben".

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Die beiden Kinder in Nepal freuen sich an der Abwechslung durch Fremde.

(Foto: Patrick Pichler)

Zu solcher inhaltlichen Oberflächlichkeit gesellt sich eine sprachliche Schlampigkeit, die man vom Verlag teNeues nicht kannte, ehe er 2020 von der Weltbild-Gruppe übernommen worden ist. Kommas vor Relativsätzen und erweiterten Infinitiven gibt es selten, auch geht die Verwendung von Akkusativ und Dativ mitunter durcheinander, einige Sprachbilder sind absurd schief: "Der Stadtteil Shinjuku ist ein eiskalter Sprung ins japanische Wasser" und Nachtmärkte "sind das allabendliche Epizentrum der Taiwaner".

Ganz anders die Fotografien. In ihnen schaut man sich gerne fest, sie erzählen Geschichten, die man in den Texten eher selten findet.

Alexandra Schels, Patrick Pichler: Fernweh Fernost. Reisen durch das ferne Asien. Verlag teNeues, Augsburg 2021. 272 Seiten, 29,90 Euro.

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