Alm-Aktivitäten:Backen, Baden, Jodeln

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Eigenes Brot vom eigenen Korn gibt es auf der Taser Alm in Schenna. (Foto: Georg Mayr/Tourismusverein Schenna)

In Molke baden, die Weide von Unkraut befreien oder mit Profis Jodeln lernen - was Wanderer auf Almen in den Alpen alles erleben können.

Von SZ-Autoren

Brot backen

Jeden Freitagvormittag duftet es auf der Taser Alm, auf 1450 Meter oberhalb von Schenna in Südtirol gelegen, nach frisch gebackenem Brot. Almwirt Sepp Gamper schiebt Teiglinge in den Holzbackofen - kleine Vinschgerl und richtige Laibe. 20 bis 45 Minuten später holt er goldbraun gebackenes Brot aus dem Ofen. Bestimmt ist es für den Eigenbedarf: für die Familie und die Hausgäste. "Wenn meine Frau mit den Gästen wandern geht, kommt das in den Rucksack, als Jause zum hausgemachten Speck", sagt Gamper. Und wenn die Gäste Lust haben, können sie beim Brotbacken zuschauen oder auch mitmachen. "Das machen wir schon länger", sagt er.

Neu ist, dass nicht nur der Teig hausgemacht, sondern auch das Getreide aus eigenem Anbau ist. Gamper begann vor drei Jahren, wieder selbst Roggen und Dinkel auszusäen. "Viele Kollegen haben aufgegeben, weil der Anbau in Steilhängen mühsam und wenig rentabel ist", sagt er. Deshalb will er jetzt zusammen mit Ingenieuren und der Uni Bozen einen Bergmähdrescher entwickeln. Und selbst Brotklee anbauen, jenes Kraut, das den Vinschgerln ihr besonderes Aroma verleiht ( www.taseralm.com).

Ingrid Brunner

In Molke baden

Auf der Gerschnialp in Engelberg Titlis in der Zentralschweiz macht Anselm Töngi Käse. Wer Käse macht, hat Molke übrig - jede Menge Molke. Was tun damit? Man kann sie wie eh und je trinken und an die Tiere verfüttern. Anselm Töngi bietet Besuchern eine weitere Möglichkeit: Baden in Molke. Wozu das gut ist? "Für die Haut und fürs Gemüt", sagt Töngi, der auch selbst in Molke badet. Sein Angebot sei aber ganz einfach, nicht so professionell, betont er. Man darf sich das in etwa so vorstellen: Statt eines schicken Spas hat Töngi einen Zuber im Freien stehen. Dafür aber auf 1300 Meter Höhe mit Bergblick. Tausend Liter passen hinein, sagt er.

Tausend Liter für ein Bad - das kommt selbst dem Laien ein wenig verschwenderisch vor. Aber immerhin haben im Zuber bis zu fünf Leute Platz. Die Frage, ob man mit oder ohne Badeanzug hineinsteigt, pariert er geschickt: "Das können Sie halten, wie Sie wollen." Und danach kommen dann Schweine und Kälber zu ihrem Recht. 60 Franken kostet das für zwei Personen. Eine echte Win-Situation für den cleveren Töngi. In Molke baden kann man nur während der Alpsaison zwischen Juni und Ende September und nach Anmeldung unter Alpkaeserei@bluewin.ch, Informationen www.engelberg.ch.

Ingrid Brunner

Weide schwenden

Was muss wissen, wer einen Sommer auf der Alm arbeiten will? Wie viele Mägen die Kuh hat: vier. Dass man nie ohne Stock zu ihr gehen sollte, weil der sie im Ernstfall auf Abstand hält. Und wie man die Gamsblindheit erkennt, eine Augenkrankheit, die auch Rinder befällt. "Antibiotikum hilft", sagt Hans Stöckl, Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. Und der geschulte Blick ins Auge der Kuh. Lernen kann man all das bei einem zweitägigen "Schnupperkurs Almwirtschaft", den der Verein einmal im Jahr anbietet, immer im Juni ( www.almwirtschaft.net). Die Teilnehmer erfahren die Grundlagen fürs Arbeiten auf der Alm: wie man die Tiere beaufsichtigt, Wege instand hält, Weiden pflegt. Latschen und Fichten müssen gestutzt werden. Vor allem aber ist es ein ständiger Kampf gegen das Unkraut. Farne, Weißer Germer und, ganz schlimm, weil giftig, das Alpen-Kreuzkraut. Also: ausstechen, verbrennen. Schwenden heißt diese Arbeit. Melken lernt man auch im Almen-Crashkurs. Wobei das im Chiemgau keine große Bedeutung hat; hier grast auf der Alm fast nur Jungvieh. Trotzdem sei es gut, mal Hand an die Kuh gelegt zu haben, sagt Stöckl. Denn wer merkt, dass die Angst zu groß ist, weiß zumindest, dass er sich besser eine Alm sucht, auf der es nur Ziegen gibt.

Monika Maier-Albang

Alphorn blasen

Die Kunst ist - und damit ist auch gleich gesagt, was die meisten falsch machen - "nicht wie a Ochs" ins Horn zu blasen. Sondern feinfühlend, entspannt. So erklärt es Franz Schüssele. Er ist von Haus aus Posaunist, aber ihn hat die Liebe zu den Blasinstrumenten gepackt. Seine Sammlung zählt Instrumente von den Karpaten bis nach Oberbayern. Gerade arbeitet er an einem Buch. Seine Begeisterung teilt Schüssele gern mit Gleichgesinnten. Über das in Friesenheim in Baden-Württemberg gelegene Alphorn-Center bietet er zweitägige Kurse im Alphorn-Blasen an. Der nächste findet am 18. / 19. August statt ( info@alphorn-center.de, Tel.: 078 21 / 6 1472). Zu viel Respekt vorm "großen Ding" müsse man nicht haben, sagt Schüssele, "auf der Tuba braucht man mehr Luft". Innerhalb von drei Minuten, wettet er gern, habe er jedem beigebracht, dem Instrument einen Ton zu entlocken. Dass sich die Töne dann in Summe gut anhören, dazu hat man ja zwei Tage Zeit. Und so unpraktisch wie früher, als sie noch aus einem ausgehöhlten Baumstamm waren, sind die modernen Alphörner heute auch nicht mehr. Sie lassen sich in drei Teile zerlegen. "Die passen in einen Fiat."

​Monika Maier-Albang

Jodeln lernen

Jodeln kann man überall. Wer's nicht glaubt, sollte Josef Ecker fragen, er gibt Jodelkurse von den Harburger Bergen bis nach St. Aegyd in Niederösterreich. Am häufigsten fahren seine Schüler aber auf das Hochfellnhaus in Bergen und auf andere Almen der bayerischen Berge. Während Ecker zu den Jodeltraditionalisten zählt, steht Hedwig Roth für das neue, experimentelle Jodeln, wie man es aus der Musik von Hubert von Goisern kennt. Weltmusik, arrangiert mit Saxofon und anderen Instrumenten. Beiden gemein ist: Es kommt auf die richtige Technik an, Kopf- und Bruststimme, Atmung, ein bisschen Mut gehört auch dazu. Wer mit Hedwig Roth jodeln lernen will, kann es auf der Wannenkopfhütte oder im Rathaus Rettenberg tun, ( www.jodula-roth.com, www.jodelseminar.net).

Ingrid Brunner

Jazz hören

Almen bringt man für gewöhnlich eher mit alpiner Blasmusik in Verbindung, schlimmstenfalls mit Andreas Gabalier. Dass aber im Gebirgsumfeld auch Jazz und andere gute Musik funktionieren, beweist das Internationale Jazzfestival Saalfelden. Es findet vom 23. bis zum 26. August bereits zum 39. Mal statt; jedes Jahr kommen mehr Künstler und Besucher ( www.jazzsaalfelden.com). 40 Konzerte werden großteils auf Bühnen in Saalfelden und Leogang gespielt, es wird aber auch wieder die bei Besuchern beliebten Almkonzerte geben. Während auf den Hauptbühnen im Ort Jazzgrößen wie Ulrich Drechsler und Erik Friedlander auftreten, musizieren auf zwei Almen und einem Bauernhof eher vom Jazz inspirierte Weltmusiker. Fainschmitz etwa fühlt sich dem Gypsy Swing verpflichtet; Dobrek Bistro, die Combo um den Wiener Akkordeonisten Krzysztof Dobrek, macht hochwertigste Weltmusik mit östlichem Einschlag; und das Duo Die Strottern versucht sich am jazzigen Wienerlied. Die Festivalleitung fasst den Jazz absichtlich sehr weit, was dem gemischten Publikum zugutekommt. Auch, dass viele Konzerte gratis sind.

Hans Gasser

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Janek Schmidt

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