Die Planungshoheit
Wann spätestens klar wird, dass man einen zwanghaften Planer an seiner Seite hat? Bei dem Satz "Wenn wir pünktlich um 7 Uhr 45 beim Frühstück sind, erwischen wir den Bus um 8.10 Uhr und sind vor der Schlange am Museum." Durch die Ausstellung hetzt dieser Typ Reisebegleiter mit der Stoppuhr, denn um 10.05 Uhr startet die Bootsrundfahrt. Diese wird bei einem Zwischenstopp abgebrochen, schließlich muss der Kirchturm mit dem besten Ausblick erklommen werden: 983 Stufen, aber bitte keine Pause, das geht alles von der Zeit oben ab.
Pro Himmelsrichtung sind dort zwei Minuten veranschlagt, dann geht es rasant abwärts: Um 13.12 Uhr fährt die U-Bahn, die zu einer palastähnlichen Station bringt, unbedingt einen Besuch wert! Während man selbst die Gewölbe bestaunt, zerrt der Durchplaner hektisch am Ärmel. Die Führung durch die alte Burg beginnt gleich - zwar auf Chinesisch, aber zu warten, hätte 40 wertvolle Minuten gekostet. Nach der Hälfte der Tour ist sowieso der Notausgang erreicht, laut Plan eine Abkürzung hin zum Dom (Besichtigung des monumentalen Altars: fünf Minuten) ermöglicht. Dass der Ausgang alarmgesichert ist, stand da nicht.
Was die Planungshoheit aufhalten kann? Wenn die Mitreisenden ihr Stoppuhr, Handy, Reisebücher und Stadtpläne entreißen, diese beherzt im hoffentlich vorhandenen Hafenbecken versenken, den Gefährten am Hinterherspringen hindern und ihm im nächsten Café ein Trost-Törtchen bestellen. Dann muss sich der Planer gezwungenermaßen endlich treiben lassen. Bis 20 Uhr, dann ist Zeit fürs Abendessen.