Urlaub auf Erden:Mehr Mond für alle

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"Am Mond sind wir ja alle gleich nah dran", sagt ein Hotelier in Südtirol. Wie man auf dem Mount Tamalpais in den USA das Jubiläum der Mondlandung feiert? Vielleicht in stillem Staunen. (Foto: Todd Diemer/Unsplash)

Die Tourismusbranche hat die Mondlandung für sich entdeckt - an Orten, die mit dem Jubiläum eigentlich recht wenig zu tun haben.

Von Titus Arnu

Von Steinegg bis zum Mond sind es etwa 384 000 Kilometer. Das Südtiroler Dorf hatte mit Weltraummissionen bisher so wenig zu tun wie der Mond-Riesenkrater Mare Tranquillitatis mit einem Badeurlaub. Warum sollte man von diesem hübschen Fleckchen Erde aus auch ins All reisen? Steinegg liegt nicht in einer kargen Mondlandschaft, sondern inmitten von Wiesen und Wäldern mit Blick auf die Dolomiten. Statt Astronautennahrung kann man dort Knödel, Speck und Wein genießen. Trotzdem steht für alle Fälle eine Mondlandefähre bereit.

Es ist wahrscheinlich ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein riesiger Sprung für den Tourismus im Eggental: Beim Oberwirt, einem Drei-Sterne-Hotel mit Erlebnishallenbad und Saunalandschaft, kann man neuerdings in einer "Apollo 11-Suite" einchecken. Das Modell der Mondlandefähre Eagle steht in einem siebeneinhalb Meter hohen Raum auf einer nachempfundenen Mondoberfläche. Bis zu vier Personen können in der Kapsel übernachten, im Gegensatz zum Original verfügt sie über ein geräumiges Badezimmer und zwei Schlafzimmer. Gäste können eine "Erlebnisnacht" darin buchen - "einzigartig im Universum", wie Hotelchef Roland Schroffenegger auf seiner Internetseite wirbt.

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Der Countdown für das Jubiläum der ersten Mondlandung am 20. Juli 1969 läuft schon seit Monaten. Und für die umfassende touristische Vermarktung des Ereignisses wird in diesen Tagen die letzte Stufe gezündet. Auch Orte, die absolut nichts mit dem Mond zu tun haben - außer dass er dort manchmal scheint -, locken Touristen mit lunaren Angeboten.

In Zürich gibt es die Ausstellung "Fly me to the Moon - 50 Jahre Mondlandung", das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt tourt mit einer Mondlandungsshow durch die Lande, im Historisch-Technischen Museum in Peenemünde sind 200 Exponate aus der westlichen und östlichen Raumfahrt zu sehen, darunter eine Original-Armlehne der Mondlandefähre. Das Planetarium Berlin startet am 20. Juli seine "Mission Mondfest", inklusive Hüpfburg für mondartige Sprünge.

Und was ist nur am Mondsee los?

Andererseits findet gerade an Orten, die sich eigentlich aufgedrängt hätten für saisonales Mond-Marketing, nichts Nennenswertes statt: Am Mondsee im Salzkammergut, auf der Mondscheinspitze im Karwendel und im Innsbrucker Hotel Mondschein wird der Erdtrabant nicht als festlicher Anlass herangezogen. Im Südtiroler Dorf Steinegg dagegen ist der Weltraum ein wichtiges Marketingelement: Beim Oberwirt kann man in Sternenzimmern übernachten und durchs Dachfenster die Milchstraße beobachten.

Von der dreistöckigen Apollo-11-Suite aus sieht man dagegen nur aufgemalte helle Punkte an der schwarzen Wand. Dafür wirkt in der Landekapsel vieles lebensecht: Im Cockpit können Mondsüchtige an Hebeln spielen, alles vibriert, eine Nebelmaschine macht Dampf beim vermeintlichen Start. "Mich fasziniert am Thema Weltraum, dass der Mensch eigentlich gar nichts ist - im kosmischen Maßstab ist alles so riesig", sagt Gastgeber Roland Schroffenegger. Zu weit hergeholt findet er das Ganze nicht. "Am Mond sind wir ja alle gleich nah dran", sagt der Hotelier. Er lebt wirklich nicht hinter dem Mond.

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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