Mitten in ... München
Was brüllt die Verkäuferin im Supermarkt? Es klingt dumpf durch die Kopfhörer. Gerade die Schokoriegel bewundert. Es gibt davon so viele, eine ganze Wand. So ist das, wenn man als China-Korrespondentin nach drei Jahren für ein paar Wochen nach München kommt: fast vergessen, die Schokoladen-Vielfalt. Vor allem die mit Karamell. Überhaupt, Supermärkte. In China gibt es sie kaum. Klar, Stände und Metzger überall, aber das war früher, bevor die Hochhäuser kamen. Wo kaufen Chinesen? Sie bestellen. Heißer Kaffee, gebratene Nudeln, ganze Enten, es gibt alles, 24 Stunden. Essen auf Rädern. Dagegen in Deutschland: alles in Regalen, natürlich ordentlich. Die Verkäuferin aber jetzt, sie brüllt weiter. Kommt mit wütendem Schritt heran. Musik aus, Kopfhörer ab. Sie ruft: Geschlossen! Geschlossen! Ein Blick auf die Uhr: Oh, schon zehn nach acht. Hach, Bayern.
Lea Deuber
SZ vom 12. Oktober 2018