Reise-Knigge:Stolperfallen in den USA

Blickkontakt im Lift, ein nackter Kinderpo im Pool, die simple Frage nach der Toilette - alles Möglichkeiten, sich im USA-Urlaub daneben zu benehmen. Das glauben Sie nicht? Ist aber so.

Bei der Einreise geht's schon los: Auch wenn sich die Antwort-Möglichkeiten auf dem Fragebogen der Einwanderungsbehörde noch so lächerlich anhören ("Schmuggeln Sie Drogen? - Ja"), füllen Sie ihn einfach aus, am besten ohne Kommentar. Sonst können die Pass-Beamten sehr schnell sehr ungemütlich werden und Sie treten womöglich noch auf dem Flughafen wieder die Heimreise an. Ganz wichtig: Vermeiden Sie auch Witze über mitgebrachte Bomben oder Waffen - darüber lacht hier schon lange niemand mehr.

Einreise in die USA, AP
(Foto: Foto: AP)

Stolperfallen in den USA

Auf dem Weg vom Flughafen ins Hotel: Ihr Taxi-Fahrer erwartet am Ziel ein Trinkgeld in Höhe von 15 bis 20 Prozent des Fahrpreises - schließlich macht das einen Großteil seines Verdienstes aus. Runden Sie nie auf den nächsthöheren Betrag auf, wie Sie das aus Deutschland kennen: Flüche in allen möglichen Landessprachen sind Ihnen sicher.

Taxifahren in New York, AP
(Foto: Foto: AP)

Stolperfallen in den USA

US-Dollars, Reuters
(Foto: Foto: Reuters)

Apropos Trinkgeld: Auch im Lokal geben Sie immer, immer, zwischen zehn und 20 Prozent des Rechnungsbetrags Trinkgeld. Egal, ob Sie gut oder schlecht bedient wurden. Dies wird ohnehin die Ausnahme sein, in der Regel stellt sich die Servicekraft bei Ihnen mit Namen vor und ist äußerst zuvorkommend, denn: Auch für den Kellner macht der "Tip" den größten Teil seines Einkommens aus.

Stolperfallen in den USA

US-Polizisten, AP
(Foto: Foto: AP)

Sollten Sie mit dem Mietwagen unterwegs sein, halten Sie sich unbedingt an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit, 55 beziehungsweise 65 Meilen pro Stunde. Falls Sie doch einmal in eine Verkehrskontrolle geraten: Bleiben Sie im Auto sitzen und achten Sie darauf, dass der Polizist, der zu Ihnen an den Wagen tritt, Ihre Hände sehen kann. Ein Griff ins Handschuhfach oder in die Jackentasche könnte missverstanden werden und tragisch enden.

Skyline von Manhattan, AP
(Foto: Foto: AP)

Stolperfallen in den USA

Das richtige Verhalten im Wolkenkratzer, beziehungsweise während der Fahrt im Lift, erfordert Nervenstärke und genaue Kenntnis der Benimm-Regeln, für die es in den USA eigene Verhaltensliteratur gibt. Oberster Leitsatz: Starren Sie ihr Gegenüber nicht an. Wohin die Augen stattdessen zu richten sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. Empfohlen wird der Boden oder die Tür. Sie sollten ihre Liftpartner nicht anstoßen, keinesfalls auf dem Handy weitertelefonieren und, wenn überhaupt, nur leise sprechen.

Eindeutig erlaubt sind eigentlich nur sachbezogene Konversationen, zum Beispiel die Frage, in welchen Stock der andere will, damit man für ihn die Taste drücken kann. Es sollte aber unbedingt die richtige sein, sonst öffnet sich die Tür und alle Mitfahrer blicken in der Erwartung Ihres Hinaustretens herüber. Es gibt nur einen Fall, in dem alle Regeln außer Kraft gesetzt werden: Wenn der Aufzug stecken bleibt. Hier raten Psychologen dringend zum zwanglosen Gespräch, um den Stress abzubauen.

Coffeeshop in Ohio, AP
(Foto: Foto: AP)

Stolperfallen in den USA

Im Diner um die Ecke nimmt man es mit der Platzwahl vielleicht nicht ganz so genau. Ansonsten gilt für den Restaurantbesuch: Warten Sie, bis Ihnen ein Tisch zugewiesen wird. So kontaktfreudig Amerikaner im allgemeinen auch sein mögen, sie schätzen es gar nicht, wenn sich Fremde einfach dazusetzen.

Kleiner Extra-Tipp für den Coffeeshop: Nur keine Sorge, falls die Bedienung Ihnen ständig ungefragt die Kaffeetasse wieder voll macht - in der Regel bezahlen Sie nur die erste Tasse, der Rest geht aufs Haus.

Und egal, ob im Lokal, in der Burger-Bude oder im Museum: Bitte fragen Sie nie nach der "Toilet", das empfinden Amerikaner als äußerst unappetitlich. Sollten Sie ein dringendes Bedürfnis verspüren, erkundigen Sie sich nach den "Restrooms", beziehungsweise dem "Men's room" oder "Ladies' room".

Flirtendes Paar, ddp
(Foto: Foto: ddp)

Stolperfallen in den USA

Die Amerikaner sind Meister in der Kunst der unverbindlichen Konversation, verwechseln Sie dies nicht mit echter Gesprächsbereitschaft. Ein freundliches "How are you?" ist keine Aufforderung zum Seelenstrip. Amerikaner sind einfach stets bemüht, "friendly" zu sein und ihren Mitmenschen zwanglos und offen zu begegnen.

In unseren Ohren überschwängliche Komplimente wie "You're looking great today!" (also: "Du siehst heute so toll aus!") sind in den USA an der Tagesordnung und gehören dort zum 08/15-Smalltalk. Beim Ausdruck Ihrer Wertschätzung sollten Sie als Urlauber jedoch Fingerspitzengefühl walten lassen und keinesfalls zu dick auftragen - im Mutterland der "political correctness" wird so etwas leicht als "sexuelle Belästigung" missverstanden.

Mit Handtuch am Strand, Photodisc
(Foto: Foto: Photodisc)

Stolperfallen in den USA

Gratulation, Sie haben sich bis hierher fehlerfrei verhalten und werden sogar zu einer privaten Festlichkeit eingeladen. Sollte es sich dabei um eine "Shower" handeln, bringen Sie keinesfalls Ihr Badehandtuch mit! Statt unter der Dusche werden Sie bei einer Braut-Party landen, die dazu dient, die Ehefrau in spe mit Geschenken zu überhäufen.

Strandlauf mit Pareo, Photodisc
(Foto: Foto: Photodisc)

Ist Ihre Einladung etwas offizieller und mit dem Zusatz "Black Tie" versehen, binden Sie sich bitte nicht einfach eine schwarze Krawatte um. Wörtlich übersetzt liegen Sie zwar richtig, gemeint ist aber ein Smoking für den Herren und ein Abendkleid für die Dame.

Stolperfallen in den USA

"Bisschen viel Stoff für einen Strandaufenthalt" mögen Sie sich denken - die Einheimischen mitnichten. Was Nacktheit in der Öffentlichkeit angeht, sind die sonst so lockeren Amerikaner sehr konservativ. Oben ohne geht daher gar nicht, es sei denn, Sie wollen Ihre Urlaubskasse in manchen Bundesstaaten um ein Strafgeld erleichtern. Das gilt übrigens selbst für Kleinkinder: Mal eben nackig in den Hotelpool - no way!

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: