Süddeutsche Zeitung

Reise-Bildband: Namibia:Karpfen in der Namib-Wüste

Eine Text-Bild-Schere gibt es sonst eher bei Filmbeiträgen. Doch auch in diesem Panorama-Band über Namibia erzählen Bilder und Texte unterschiedliche Geschichten.

Hans Gasser

Namibia - wer daran denkt, erwartet nicht unbedingt einen "Fischfluss-Canyon". Karpfen und Barben soll es in dem Rinnsal geben, schreibt die Autorin, und vor allem aggressive Paviane in den Felswänden, vor denen sie selbst auf einer mehrtägigen Wanderung durch den Canyon ins Wasser flüchten musste. Der Fotograf Hans Gasser (ein Namensvetter des Verfassers dieses Artikels) zeigt zu dieser Geschichte der Autorin Iris Lemanczyk zwar ein spektakuläres ...

... Panorama einer Fluss-Schleife des Canyons. Doch das war es dann auch schon. Kein einziger Affe, kein Fisch und auch keine steilen Felswände. Nun sollte man einem ausgewiesenen Landschaftsfotografen ...

... nicht zum Vorwurf machen, dass er Landschaft fotografiert, noch dazu, wenn der Verlag das Wort "Panorama" im Titel führt. Doch was man dem Bildband über Namibia anmerkt, ist, dass der Fotograf und die Autorin offensichtlich ...

... getrennt voneinander im Land unterwegs waren. Die Autorin bemüht sich zwar, entlang der Bilder möglichst passende, selbst erlebte Geschichten zu erzählen. Was manchmal auch gut funktioniert, etwa bei den Bildern der ...

... im Sand versinkenden Kollmannskuppe, jenes Jugendstil-Städtchens, das in den zehner und zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts seine Blüte den aus dem Wüstensand zutage geförderten Diamanten verdankte. Doch wenn sie etwa das hochinteressante Phänomen des Küstennebels schildert, der die Lebewesen in der Namibwüste mit Wasser versorgt, ist man einzig auf Bilder im Kopf angewiesen.

Durch das Zusammentreffen des kalten Benguela-Meeresstroms und der heißen Luft über der Wüste entsteht in 100 Nächten im Jahr Nebel, der an Gräsern und Stauden oder an den Beinen des Nebeltrinkerkäfers kondensiert und sie so mit Wasser versorgt. Leider liefert der Fotograf keine Bilder dazu, kein Nebel, keine Wassertropfen, sondern ...

... die trockenen Witberge aus der Luft oder ein buntes Autowrack in der Wüste bei Solitaire, immerhin von ein paar grünen Büschen umgeben.

Dass er Swakopmund mal im Morgennebel fotografiert oder einen ...

... ausgestopften Leoparden, den jemand in ein Fenster gestellt hat, das sind schon die überraschendsten Ausreißer in einem ansonsten von perfekt abgelichteten Dünenformationen oder 180-Grad-Bergpanoramen dominierten Buch. Schön ist das alles, ohne Frage, aber man hat manches davon schon häufig gesehen. Anzeige: Mit sueddeutsche.de nach Namibia reisen. Zum Beispiel für 2 Wochen mit Flug und Hotel für 1666,- € ins "Safari Hotel Windhoek".

HANS GASSER: Namibia. Mit Texten von Iris Lemanczyk. Edition Panorama, Mannheim 2011. 160 Seiten mit 65 Panorama-Fotos, 48 Euro.

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Quelle:
SZ vom 17.3.2011
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