Süddeutsche Zeitung

Reise-Bildband: Masai Mara in Kenia:Afrika wie im Traum

Der Fotograf als Botschafter: Michael Poliza zielt bei seiner Inszenierung der Masai Mara in Kenia auf Emotionen - und zeigt Landschaft und Tiere als Gesamtkunstwerk. Oder nah, ganz nah.

Stefan Fischer

Der Fotograf als Botschafter: Michael Poliza zielt bei seiner Inszenierung der Masai Mara in Kenia auf Emotionen - und zeigt Landschaft und Tiere als Gesamtkunstwerk. Oder nah, ganz nah. Von Stefan Fischer Welchen Wert hat ein Elefant? Darauf gibt es viele Antworten, schreibt Eberhard Brandes im Vorwort des Fotobandes "Kenya". Da sei der Wert des Elfenbeins, so der Vorstand des WWF Deutschland. Dann der Wert des Fleisches, "das viele hungrige Mägen zu füllen vermag". Auch die Summe, die Touristen ausgeben, um den Elefanten sehen zu können.

Als Verbreiter von Pflanzensamen ist das Tier wertvoll. Gegenrechnen müsse man, was die Wildhüter kosten, die ihn bewachen, und welchen Schaden Kleinbauern haben, in deren Feldern er frisst. Brandes Bilanz: "Der Elefant ist unbezahlbar." Weil er Teil eines Ganzen sei.

Dieses Ganze inszeniert der Fotograf Michael Poliza in seinem hochwertig gedruckten Kenia-Band. Nicht alle Bilder sind von ihm selbst, auch Aufnahmen von Federico Veronesi, Paul McKenzie und Steve Bloom hat er ausgewählt - "Poliza & Friends" ist längst ein bewährtes Konzept. Zusammengenommen zeigen die zehn Dutzend großformatigen Fotografien den Lebensraum der Masai Mara.

Tiere prägen ihn weitaus stärker als Menschen, seine Landschaft ist idealtypisch: Wer an Afrika denke, so Michael Poliza, habe solche Bilder im Kopf. Der Fotograf bildet aber nicht nur ab: Ruhigen Szenerien entlockt er ihre unterschwellige Dynamik des Auf-der-Hut-Seins. Momente größten Durcheinanders wiederum ...

... beruhigt er so weit, dass der Betrachter überhaupt erst mitbekommt, was da gerade vor seinen Augen passiert. Die einzelnen Tiere einer Herde in Bewegung werden dadurch unterscheidbar, und in Nahaufnahmen ...

... individualisiert Poliza sie regelrecht, etwa eine zungenschleckende Giraffe. Es gibt einige Fotografien, die das Fressen und Gefressenwerden zeigen, die man bei aller Brutalität nicht anders als schön bezeichnen kann: Anmutiger wird der Überlebenskampf selten dargestellt.

Und so setzt sich dieses Ganze zusammen, aus Details, aus Panoramen und aus Überflugbildern: zu einer Feier der Masai Mara. Poliza, schreibt Eberhard Brandes, "übersetzt die Schönheit der Natur in Emotionen".

MICHAEL POLIZA & FRIENDS: Kenya. teNeuesVerlag, Kempen 2011. 280 Seiten mit 118 Fotografien, 75 Euro, www.teneues.com.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1238517
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.12.2011
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.