Süddeutsche Zeitung

Reise-Bildbände:Abstrakte Kunst unter der Wasseroberfläche

In drei Bildbänden zeigen Fotografen die Welt unter Wasser aus immer wieder neuen und überraschenden Perspektiven.

Stefan Fischer

Das Bizarre, das Kuriose von Unterwasserwelten hat den größten Reiz auf Betrachter. Je glupschäugiger ein Fisch, je wundersamer die Anatomie eines Meeresbewohners, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er in einem Bildband übers Tauchen abgebildet wird.

So halten es auch Ariel Fuchs und Steven Weinberg in ihrem Band, in dem sie 60 "Tauch Paradiese" vorstellen. Auf den Nutz- und den Schauwert des Bandes legen die beiden gleichermaßen Wert. In einer lexikalischen Struktur arbeiten sie einen Tauchplatz nach dem anderen ab, charakterisieren ihn in ein paar Worten, nennen die beste Jahreszeit, die geschützten Arten dieser Region und die besten Attraktionen.

Dann geht es hinunter, zu geflügelten Rotfeuerfischen, den Partnergarnelen und den Goldmakrelenschwärmen. Das ist hübsch anzuschauen.  

Unwirtlicher sind die "Kaltwasserwelten", die David Hall vorstellt. Nicht das wohltemperierte Rote Meer, nicht die Südsee inszeniert Hall, sondern den Nordpazifik - und das auf teilweise spektakuläre Weise. Der Fotograf zeigt in einer Reihe von Aufnahmen die Grenzregion von Luft und Wasser. Man sieht Löwenkopfschnecken oder Rotlachse leuchten im Unterwasserteil der Aufnahmen, sieht sie zugleich durch die Meeresoberfläche hindurch im Wasser und bekommt auch noch einen Eindruck von der Küstenregion im Hintergrund.

Eine besondere Fotografie zeigt eine Ohrenqualle dicht unter der Wasseroberfläche. Das Wasser ist schwarz, der Himmel darüber ist blau mit Wolken - es sieht aus, als blickte man vom finsteren All auf die Erde; und die Qualle beult sich ähnlich einer Gasexplosion auf der Sonne in dieses schwarze Nichts hinaus.  

Aber es ist eben kein Nichts, dieses wenig bekannte Dunkel. Sondern ein vielfältiger Lebensraum mit hohem Schauwert. David Hettich beschreibt in einer dritten Bildband-Neuerscheinung, "Abenteuer Ozean", das Meer explizit als ein Fotoatelier.

Hettich hat einen Blick für besondere Momente, die Eiablage von Krabben zum Beispiel, den Moment von Fressen und Gefressenwerden. Anmutig ist auf seinen Fotografien sogar das Skelett einer Meeresschildkröte.  

Die Bilder dieser Galerie entstammen mit freundlicher Genehmigung folgenden Bildbänden: Ariel Fuchs, Steven Weinberg: Tauch Paradiese. 60 Reisen, die Sie nie vergessen werden. National Geographic, Hamburg 2012. 224 Seiten, 39,95 Euro

David Hall: Unbekannte Kaltwasserwelten in den Tiefen des Nordpazifiks. Frederking & Thaler, München 2012. 160 Seiten, 39,95 Euro

David Hettich: Abenteuer Ozean. Geheimnisse der Weltmeere. National Geographic, Hamburg 2012. 192 Seiten, 39,95 Euro

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Quelle:
SZ vom 16./17.5.2012
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