Rajasthan:Reiten wie ein Maharadscha

Marwari-Pferde, mit denen schon die indischen Maharadschas in Schlachten zogen, tragen die Touristen in eine Wüstenwelt aus Rot und Orange.

Beim Aufwachen im Camp blicken die Augen auf den Zelthimmel, den die ersten Sonnenstrahlen goldgelb färben. Diesen Anblick müssen auch die indischen Maharadschas gehabt haben, als sie noch auf der Jagd in luxuriösen Zeltlagern zu nächtigen pflegten.

Ein Hauch dieser vergangenen Ära begleitet die Reitergruppe auf ihrem Ritt durch den Bundesstaat Rajasthan im Westen Indiens.

"Wir möchten unseren Gästen einen Einblick in das alte Indien vermitteln, in die legendäre Epoche der Maharadschas", sagt Kanwar Raghuvendra Singh Dundlod.

Bonnie, wie ihn alle kurz nennen, ist der adelige Gastgeber des Reittrekkings. Er entstammt einer der bedeutendsten Familien Rajasthans.

Am Rande der heiligen Wüstenstadt Pushkar ist das Reitcamp aufgeschlagen. Dort beginnt der Ritt. Die Pferde tragen ihre Reiter in eine überbordende Farbenwelt hinein. Orange leuchten die Tagetes-Felder. Frauen in bunten Saris arbeiten dort. Sie wirken wie pinkfarbene Punkte in der Landschaft. Rot und Orange, die Farben Rajasthans, werden zu ständigen Begleitern im Wüstenstaat.

Rätselhafte Muster auf den Kamelrücken

Der Ritt führt über Felder und durch einsame Dörfer. Die Wege sind unbefestigt. Die Reitergruppe taucht ein in das Alltagsleben: Frauen balancieren auf ihren Köpfen Metallgefäße mit Wasser. Ziegen werden gefüttert und Wasserbüffel gewaschen. Überall laufen Kühe frei herum. Mit rätselhaften Mustern bemalte Kamele ziehen mit Dung beladene Holzkarren.

"Hello, what is your name?" - Kinder stürmen auf die Aufsehen erregende Reitergruppe zu. "Hier begegnet man dem Leben in seiner Ursprünglichkeit", philosophiert einer der Reiter.

Geritten wird ausschließlich auf Marwari-Pferden, einer Jahrtausende alten Rasse, mit denen schon die Maharadschas in ihre Schlachten gezogen sind. Zu erkennen sind sie an ihren gebogenen Sichelohren. Im Sattel schaut der Reiter fast wie durch ein Zielfernrohr durch die Pferdeohren.

Wann immer es möglich ist, gibt Bonnie das Kommando zum Galopp. Die Pferde sind ehrgeizig. Sie drängen nach vorne, lassen sich aber dennoch gut halten.

Mittagslager unter dem heiligen Baum

Indien ist dicht besiedelt, auch auf dem Land. Trotzdem wird der Ritt zum Naturerlebnis. Jeden Tag gibt es vom Pferd aus exotische Vögel zu bewundern, wie den Kingfisher etwa. Schwärme von grünen Papageien nehmen einen Baum komplett in Besitz. Pfauen beobachten ihre Umgebung vom Dach eines Bauernhofes. Und in der Ferne rennt eine Nilgauantilope.

Das Mittagslager wird diesmal unter einem heiligen Banyan-Baum aufgeschlagen. Der riesige Baum mit seinen zahlreichen Luftwurzeln muss hunderte von Jahren alt sein. Die Pferde werden von Bonnies Mitarbeitern geputzt, getränkt und gefüttert. Die Reiter ziehen sich nach dem Mahl mit einer Matte in den Schatten zurück.

Im Zentrum der Stadt Fort Roopangarh erwartet die Gruppe eine Märchenwelt: Pferde-Kolonnen, Marktgassen und ein ein zum Hotel umgewandeltes Maharadscha-Fort. Als die Reiter herausgeputzt zum Dinner schreiten, haben die Pferdeburschen bereits das Lager im Vorhof des Forts aufgeschlagen. Pferde schlafen neben Kamelen - eine Szene wie auf einem Gemälde aus dem Mittelalter.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: