Radfahren ist eine Form des Reisens, die gut für Körper, Geist und Klima ist: Radeln ist langsam genug, dass auch die Seele nicht erst mühsam nachkommen muss, wie das beim Fliegen durchaus der Fall sein kann. Wer kein Elektrorad hat, verbraucht nur die eigene Energie (und das an der frischen Luft). Man kommt schneller voran als zu Fuß, aber langsam genug, um die Landschaft und ihre Details zu genießen. Und wo es besonders schön ist, hält man eben an.
100-Schlösser-Route
Was bietet die Tour? Für Radler ist es ein Traum, durch die weiten, parkartigen Landschaften im Münsterland zu fahren. Nach jeder Kurve könnte dort ein Schloss, eine Wasserburg oder ein Herrensitz stehen. Die 100-Schlösser-Route ist in vier Abschnitte unterteilt, je einen pro Himmelsrichtung - besonders viele Prachtbauten gibt es auf der Tour in den Süden.
Wo machen Sie gerne länger Pause? In den Parks findet sich nach einer Schlossbesichtigung immer ein nettes Plätzchen zum Rasten. Stilvoll speist man in der Wasserburg Anholt. Das Restaurant residiert im Wasserpavillon, der Blick schweift herrschaftlich über den Schlossteich.
Was dürfen Sie nicht verpassen? Während Radler in anderen deutschen Städten von guten Wegen nur träumen, genießen sie in Münster ihre Promenade. Diese ist autofrei, 4500 Meter lang und umschließt die ganze Altstadt.
Wo wird es anstrengend? Das Münsterland ist sanft wellig, Steigungen zwingen selten aus dem Sattel. Allerdings kann die Witterung unbeständig sein. Wer es sonniger mag, schaut sich den zweiten Tipp an.
Info: Nordkurs bis ins Tecklenburger Land, 298 Kilometer; Westkurs durchs Münsterland bis zum Naturpark Hohe Mark und zum Wasserschloss von Raesfeld, 314 Kilometer; Ostkurs bis ins Tal der Lippe und zur "Pferdehauptstadt" Warendorf, 241 Kilometer; Südkurs mit besonders hoher Schlösserdichte auf 207 Kilometern inklusive dem "Versailles Westfalens" alias Schloss Nordkirchen, www.muensterland.com
Ostseeküsten-Radweg
Was bietet die Tour? Langstreckenradler können die komplette Ostsee umrunden, das sind etwa 8000 Kilometer. Aber selbst die gut tausend Routenkilometer in Deutschland reichen eigentlich für mehrere Urlaube. Am besten schneidet man die Tour wie eine Torte in appetitliche Stücke: ein Stück in Schleswig-Holstein, eines in den Buchten in Mecklenburg-Vorpommern und eines auf den Inseln Rügen und Usedom. Wer dann immer noch nicht genug hat, fährt doch weiter nach Polen und hinauf ins Baltikum - dort sind die Strände noch schöner!
Wo machen Sie gerne länger Pause? Unterwegs findet sich stets ein ruhiges Plätzchen, Sie müssen sich nur entscheiden: An einen Strand? Zu einer Klippe? Oder auf eine Insel? Mystisch wirkt der Gespensterwald bei Nienhagen. Dort stehen die hochgewachsenen Buchen direkt am Meer. Also die Picknickdecke ausbreiten, sich von den Wellen hypnotisieren lassen - und ab und zu einen Blick zurück in den Gespensterwald werfen. Seinen Namen verdankt er den vom Wind bizarr geformten Baumkronen.
Was dürfen Sie nicht verpassen? Die Hansestädte Lübeck, Wismar und Stralsund gehören zum Unesco-Weltkulturerbe. Alle drei beeindrucken mit himmelstrebenden Kirchen, verwinkelten Ecken und spannenden Museen wie dem Buddenbrookhaus in Lübeck oder dem Ozeaneum in Stralsund. Naturfreunde planen das 43 Meter steil ins Meer abfallende Kap Arkona auf der Insel Rügen ein, mit dem Rad kommen sie gut dorthin.
Wo wird es anstrengend? Einzelne Passagen auf Naturwegen und Schotter können bei Regen aufweichen. Und die Kopfsteinpflasterstraßen in Mecklenburg-Vorpommern, auch "Plombenzieher" genannt, sind bei Radlern gefürchtet.
Info: 1020 Kilometer von Flensburg zum Seebad Ahlbeck; leichte Route, wenn man mit dem Wind von West nach Ost fährt, www.sh-tourismus.de oder www.auf-nach-mv.de