Pünktlichkeitsstatistik der Bahn:Schluss mit Schweigen

Jeder fünfte Fernzug in Deutschland kommt zu spät - das hat die Bahn nun offiziell mitgeteilt. Sie will künftig regelmäßig Pünktlichkeitsstatistiken veröffentlichen und damit die jahrelange Geheimniskrämerei beenden. Doch wird sich das Unternehmen nicht nur an seinem Willen zu mehr Transparenz messen lassen müssen.

Daniela Kuhr

Jetzt hat der Ärger eine Zahl: Jeder fünfte Fernverkehrszug in Deutschland erreicht sein Ziel unpünktlich. Das hat die Deutsche Bahn nun offiziell mitgeteilt und bei diesem heiklen Punkt endlich für Transparenz gesorgt. Ab sofort will sie jeden Monat veröffentlichen, wie es um die Pünktlichkeit im Nah- und Fernverkehr steht. Damit greift das Unternehmen eine langjährige Forderung von Verbraucherschützern auf und beendet eine Geheimniskrämerei, die nicht mehr in die Zeit passte.

Seitdem Bahn-Chef Mehdorn 1999 die Pünktlichkeitstafeln in den Bahnhöfen hatte abmontieren lassen, kommunizierte die Bahn lediglich, dass mehr als 90 Prozent aller Züge pünktlich seien. "Pünktlich" heißt im Bahnverkehr, dass Züge weniger als sechs Minuten zu spät kommen. Genauere Zahlen aber behielt der Konzern für sich.

Warum man so verschwiegen war, wissen die verantwortlichen Manager heute selbst nicht mehr genau. Tatsache ist aber, dass diese Intransparenz Raum für Spekulationen bereitete und Bahn-Kritikern in die Hände spielte: Jeder Reisende konnte so seine ganz persönliche Statistik erstellen, und es ist menschlich, dass verspätete Züge dabei höher gewichtet wurden als pünktliche.

Wenn nun offiziell feststeht, dass jeder fünfte Fernverkehrszug verspätet ist, dann ist das weniger, als viele vermutet haben - aber sicher kein Ergebnis, auf das die Bahn stolz sein könnte. Die neue Transparenz allein bringt natürlich noch gar nichts; kein Zug wird deshalb schneller fahren. Aber sie erhöht den Druck auf das Management, künftig mehr gegen Verspätungen zu tun. Denn ab sofort kann die Öffentlichkeit Monat für Monat verfolgen, wie erfolgreich die ergriffenen Maßnahmen sind.

© SZ vom 21.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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