Wellness-Verbot auf den Malediven:"Das ist kein Sex-Tourismus!"

Die Regierung der Malediven befiehlt die Schließung von Wellness-Bereichen in Hotels des Inselstaates, da die Kosmetik- und Massagesalons als Bordelle genutzt würden. Nun ist die Islamistenpartei zufrieden, doch die Hoteliers fürchten um den Tourismus.

Die Malediven sind darauf angewiesen, dass Touristen ihren Inselstaat besuchen wollen. Zahlreiche Resorts werben mit weißen Sandstränden, leuchtend blauem Wasser - und Wellness-Angeboten, die mit zur Entspannung beitragen sollen.

Doch islamistische Parteien vermuten hinter den Kosmetik- und Massagesalons etwas völlig anderes: heimlich betriebene Bordelle. Also wies die Regierung kurz vor dem Jahreswechsel Hunderte Resorts und Luxushotels an, ihre Wellness-Bereiche zu schließen.

Das wollen die Hoteliers nicht einfach hinnehmen: In den Wellnessbereichen gebe es "definitiv keinen Sex-Tourismus", sagte der Chef des Verbandes der Tourismusindustrie, Sim Ibrahim. Das Verbot sei "sehr störend, nicht hilfreich für den Tourismus und schlecht für das Image unseres Landes". Der Verband habe die Regierung um "rechtliche Klarheit" gebeten und hoffe, dass die Regelung bald wieder zurückgenommen werde. Die Proteste könnten erfolgreich sein.

"Wir prüfen derzeit, ob wir es den Resorts doch gestatten, ihre Wellness-Zentren weiter zu betreiben", sagte Tourismusministerin Mariyam Zulfa nach Angaben der Nachrichtenwebsite Haveeru Online. Sie räumte ein, dass das Verbot erhebliche Auswirkungen auf den Tourismus haben könnte, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. In der offiziellen Begründung der Regierung hatte es geheißen, viele Bürger des islamischen Staates seien davon überzeugt, dass es sich bei den Wellness-Zentren um getarnte Bordelle handele.

Noch hat das geplante Verbot keine Auswirkungen, teilt der Deutsche Reiseverband mit: Da bislang kein entsprechendes Gesetz existiere, gebe es noch keine Einschränkungen für Urlauber.

Die Malediven im Indischen Ozean bestehen aus rund 1200 Inseln. Wichtigste Wirtschaftszweige des Landes sind Fischerei und Tourismus. Nach Schätzungen setzt die Tourismusbranche jährlich rund 1,2 Milliarden Euro um und ist damit mit etwa 30 Prozent am Bruttoinlandsprodukt beteiligt. Bei deutschen Urlaubern gelten die Malediven vor allem als Taucherparadies. Der Islam ist auf den Malediven Staatsreligion. Noch vor wenigen Tagen hatte Staatschef Mohammed Nasheed allerdings bei seinen Landsleuten für eine tolerante Religionsauslegung geworben.

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