Eigentlich ist fast egal, was auf der Postkarte aus dem Urlaub steht - Hauptsache, sie kommt überhaupt an und vermittelt so die wichtigste Botschaft "Ich habe an Dich gedacht (sogar auf Reisen)". Der Text wird da zur Nebensache, Geheimnisse schreibt sowieso niemand auf die unverhüllte Karte, die womöglich Nachbarn und andere Neugierige ebenfalls lesen. Während der Strandurlauber aber einst von der Adria schrieb, "das Wetter ist gut, der Strand sauber und das Meer einfach wunderbar", schickt er heute noch öfter ein Smartphone-Foto mit derselben Botschaft oder teilt es ohne Adressat in sozialen Medien. Doch das erfreut weit weniger als der Anblick einer bunten Postkarte zwischen Reklame und Rechnungen. Dies ist wohl der Grund, weshalb noch immer jeder Zweite zumindest vorhat, in diesem Jahr eine Postkarte oder gar einen Brief im Urlaub zu schreiben.
Vor 150 Jahren wurden die ersten Postkarten in Europa versandt, damals noch ganz ohne Bild. Später war die eine Seite der Adresse vorbehalten, auf der anderen schrieb man die Nachricht um das Motiv herum; bis jemand auf die schlaue Idee kam, die Adresse vom Textteil mit einem Strich zu trennen und so die andere Kartenseite für das Motiv freizuräumen. Am 30. Juli ist übrigens Weltpostkartentag und am 1. Oktober 1869 wurde erstmals in Österreich-Ungarn eine "Correspondenzkarte" versandt - zwei kleine Erinnerungen für all diejenigen, die heute noch nichts Handgeschriebenes verschickt haben.
Der Text darauf müsste gar nicht so belanglos ausfallen: Auch auf den wenigen Zeilen wäre genug Platz für Erhellendes über den Urlaubsort. Was also hätten Dichter, Denker und Reisepionierinnen auf ihre Postkarten geschrieben? Wir haben nach Zitaten gesucht und sie mit Motiven kombiniert, wie sie in Kartenständern weltweit noch immer zu finden sind. (Eine Warnung an unsere kitschempfindlichen Leser: Die farbintensiven Motive könnten Schaudern und Gänsehaut auslösen).
Im Bild: Postkarte um 1900, damals wurde noch auf der Motivseite geschrieben