Phänomene in Australien:Das gibt es nur hier

Surfen auf der Wolkenwelle, das größte Menschenbild und der spektakulärste Liebesakt: Natur und Kultur bieten in Australien Schauspiele, die einzigartig auf der Welt sind.

Berit Uhlmann

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Korallen

Quelle: Great Barrier Reef

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Die größte Orgie der Welt

Korallen haben eine faszinierende Strategie, ihre Chancen für die Fortpflanzung zu maximieren. Sie setzen alle gleichzeitig ihre Eier und Spermien frei. Das Ergebnis ist ein faszinierender Anblick: ein rosa-weißer Schneesturm unter Wasser. Der Laich treibt dann an die Meeresoberfläche, wo sich Eier und Spermien vermischen. Das beeindruckendste Zeugungsspektakel dieser Art ...

Korallen

Quelle: Great Barrier Reef

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... findet am Great Barrier Reef in Australien statt - dem größten Korallenriff der Welt. Milliarden Korallenpolypen setzten dort in wenigen Nächten pro Jahr ihre Eier ab. Mehr als 140 Korallenarten beteiligen sich daran.

Wann: Das coral spawning genannte Ereignis findet vier bis sechs Nächte nach Vollmond im Oktober oder November statt, manchmal auch im Dezember.

Wo: Das Great Barrier Reef erstreckt sich an der Nordostküste von Queensland. Entlang der Küste und auf den Inseln gibt es zahlreiche Ferienunterkünfte und Tourenanbieter, die Touristen zu den Korallenriffen fahren. Die Verwaltung des Nationalparks Great Barrier Reef hat Anbieter zertifiziert, die strengen ökologischen Kriterien genügen und das fragile Ökosystem so wenig wie möglich belasten.

Eine Liste dieser Anbieter gibt es unter: http://www.gbrmpa.gov.au/corp_site/key_issues/tourism/how_to_choose_a_tour

blauäugiger Koala

Quelle: AFP

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Die größten Anemonen-Teppiche

Schön und seltsam sind sie anzusehen: Seeanemonen, die Tentakel durch das Wasser gleiten lassen und auf einer Fußscheibe langsam vorwärts kriechen können. Die weltgrößte Ansammlung dieser Blumentiere gibt es in den Gewässern um North Solitary Island vor der Küste von New South Wales. Bis zu 60 Anemonen leben hier auf einem Quadratmeter und bilden buntschillernde Teppiche. Sie sind zugleich die Heimat von Clownfischen, mit denen sie in enger Symbiose leben. Als Taucher ...

Anemone Taucherin Clownsfisch Riff

Quelle: iStock

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... kann man diese Unterwasser-Landschaft erkunden und Lebensgemeinschaften beobachten, die zu den seltsamsten der Tierwelt gehören. Denn anders als das clowneske Image der Fische vermuten lässt, gilt auf den Anemonen eine einzigartig strenge Hausordnung. Maximal sechs Clownfische leben auf einer Anemone, darunter nur ein Weibchen, das zugleich die Chefin im Clan ist. Nummer zwei der Gruppe ist das größte Männchen, ganz unten in der Hierarchie steht das kleinste Männchen.

Diese Ordnung kann über Jahre stabil bleiben, denn die Clownfische regulieren ihr Wachstum selbst und erdreisten sich in aller Regel nicht, durch einen ungebremsten Wachstumsschub die Gruppenordnung zu gefährden. Erst wenn ein Männchen stirbt, darf das folgende an Größe zulegen und dessen Position übernehmen. Besonders spannend wird es, wenn das Weibchen stirbt: Dann wandelt sich das ranghöchste Männchen in ein Weibchen um und nimmt ihren Platz ein.

Wo: Tauchmöglichkeiten zu den Anemonen gibt es vor allem in Anemone Bay auf North Solitary Island, rund 40 Kilometer nordöstlich von Coffs Harbour; www.mpa.nsw.gov.au/simp.html

LAKE EYRE CARVING

Quelle: AP

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Das größte Menschenbild

Geoglyphen werden Erdzeichnungen genannt, die oft mehrere hundert Meter umfassen. Die größte dieser Zeichnungen, die einen Menschen zeigen, liegt mitten im Outback, nahe der südaustralischen Stadt Marree. Nach dieser Stadt ist der Mann auf der Zeichnung benannt. Er ist mehr als vier Kilometer lang, Linien von rund 35 Metern Breite begrenzen seine Gestalt.

Bis heute ist der Ursprung des Marree-Mannes rätselhaft. Entdeckt wurde er 1998 von einem Buschpiloten. Höchstwahrscheinlich stammt die Riesen-Zeichnung aus dem gleichen Jahr. Doch wer hat sie hinterlassen? Ein australischer Künstler, der anonym bleiben wollte, gelangweilte Bauarbeiter, das Militär und ein exzentrischer Engländer stehen in der Liste der Verdächtigen weit oben.

Wo: Rund 60 Kilometer nordwestlich der Stadt Marree ist die Zeichnung im Busch zu sehen. In voller Größe ist das Werk nur von der Luft aus zu erkennen. Flüge bietet unter anderem Wrightsair an. Vom Flugzeug aus kann man dabei noch einen weiteren Superlativ bewundern: Ganz in der Nähe liegt einer der größten Salzseen der Welt, Lake Eyre.

Minkwal

Quelle: AP

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Flosse an Flosse mit Minkwalen

Whale Watching gibt es vielerorts und oft muss man froh sein, wenn man auch nur eine Flosse über dem Wasser sieht. Anders im Norden Australiens. Hunderte Minkwale versammeln sich jährlich vor der Küste Queenslands. Hier kann der Besucher sogar zu ihnen ins Wasser steigen.

Die Verwaltung des Great Barrier Reefs erlaubt neun speziell zertifizierten Tourenanbietern, ihre Gäste mitten zwischen die Minkwale zum "passiven Tauchen" zu bringen. Dabei dürfen die Touristen sich den Walen nicht aktiv nähern, sondern müssen warten, dass die Tiere zu ihnen kommen. Da die Meeressäuger sehr neugierig sind, kommen sie tatsächlich.

Wer die Tour beim Anbieter Undersea Explorer bucht, fährt auf einem Forschungsschiff mit und kann so zugleich die Arbeit der Meeresbiologen beobachten. Die sind sehr an den Minkwalen interessiert. Über ihre Lebensweise ist bislang wenig bekannt.

Wann: Die Wale schwimmen gewöhnlich von Mitte Juni bis Mitte August vor der Küste.

Wo: Die Touren starten ab Cairns und Port Douglas. Anbieter sind: Aristocat, Floreat Reef Charter, Mike Ball Dive Expeditions, Nimrod Explorer, Poseidon Cruises, Silverseries, Reef Cruises, Taka Dive and Undersea Explorer. Mehr Informationen unter gbrmpa.gov.au und minkewhale.org

Schlüpfende Schildkröte

Quelle: AP

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Das große Krabbeln

Dies sind Tiere mit einem Sinn für Heimat: Die Wallriffschildkröten, auf Englisch Flatback turtle, legen ihre Eier immer an dem Strand ab, an dem sie selbst geschlüpft sind. So kommen diese Meeresschildkröten jedes Jahr zum Nestbau nach Nordaustralien, obwohl sie mittlerweile auch in den Gewässern Indonesiens und Neuguineas verbreitet sind. Zwischen Januar und März schieben sich die kleinen faltigen Köpfe aus ihren Eiern. Zu Dutzenden oder Hunderten drängen die Schildkröten durch den Sand in Richtung Wasser. Längst nicht jede schafft es. An besonders ausgewiesenen Stellen dürfen Touristen diese spannenden ersten Schritte verfolgen.

Wo: Die am besten zugängliche Schildkröten-Kinderstube befindet sich in Mon Repos in Queensland, rund 14 Kilometer östlich von Bundaberg.

Wann: Von Mitte November bis Februar legen die Schildkröten ihre Eier am Strand ab. Zwischen Mitte Januar und Ende März schlüpfen die Jungen. Der Zugang zu den Stränden ist begrenzt, um die Tiere nicht übermäßig zu stören. Nur mit Anmeldung darf man das Naturschauspiel anschauen. Online kann man sich unter bookbundabergregion.com.au registrieren.

Wolkenformation Morning Glorie

Quelle: dropbears.com

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Gigantische Wolken

Diese Wolken sind einzigartig. Wie Wellen - von der Länge Großbritanniens - türmen sie sich auf und rasen mit Geschwindigkeiten von 60 Stundenkilometern auf das australische Festland zu. Für Hobbyflieger ist es der größte Kick, auf ihnen zu surfen. Für Wissenschaftler sind sie begehrte Forschungsobjekte. Und für Abenteurer, die sich nicht scheuen, lange Reisen in das australische Outback zu unternehmen, bieten sie einen faszinierenden Anblick: Morning Glories heißen die Wolkenformationen, die aufgrund besonderer Windverhältnisse entstehen und einzig im Golf von Carpentaria im Norden Australiens regelmäßig auftritt.

Wann: Im September und Oktober sind die Wolkenformationen jeweils kurz nach Sonnenaufgang zu sehen.

Wo: Burketown heißt das Mekka der Morning-Glories-Fans aus der gesamten Welt. Wer da war, nennt den Ort "outest outback"; er hat ungefähr 300 Einwohner und liegt isoliert im Norden Queenslands. Dennoch gibt es Touristenunterkünfte und einen kleinen Fughafen. Die nächste größere Stadt ist Cloncurry, rund 400 Kilometer südlich gelegen. Sie verfügt über einen größeren Airport.

Informationen unter: http://www.burkeshirecouncil.com/tourism.htm

Foto: Russell White, www.dropbears.com

KOOKABURRA

Quelle: AP

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Wo der Hans irre lacht

Sollten Sie auf Ihrer Australienreise glauben, in die Tonkulisse eines Disney-Films geraten zu sein, dann vernehmen Sie vermutlich gerade die Rufe des Lachenden Hans. Dieser Vogel verteidigt sein Revier mit einem Gesang, der wie hysterisches Gelächter klingt. Die Vögel leben in Australien und Neuguinea, aber nur in Australien sind sie mittlerweile Ehrengäste auf internationalen Rockkonzerten. Die Leeuwin-Konzerte in Westaustralien sind in ihrer Heimat nicht nur für Auftritte von Stars wie Sting oder Tom Jones bekannt, sondern für das ungebändigte Gelächter der Vögel, die sich gerne zu den Musikereignissen einfinden.

Wo: Den Lachenden Hans, in Australien Kookaburra genannt, kann man im ganzen Land hören. Die Vögel zeigen wenig Scheu vor den Menschen und leben gerne auch in der Nähe bewohnter Siedlungen. Die Leeuwin-Konzerte finden auf dem gleichnamigen Weingut in der Region Margaret River in Westaustralien statt. www.leeuwinestate.com.au.

Eukalyptusbäume in Australien

Quelle: iStock

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Der größte blühende Baum der Erde

Der höchste Baum der Erde steht derzeit in den USA: der kalifornische Küstenmammutbaum mit 115 Metern Höhe. Australien aber wartet mit dem größten blühenden Baum der Welt auf: dem Riesen-Eukalyptus. Exemplare dieses Baumes wachsen in Tasmanien und Victoria derzeit bis zu 100 Meter hoch - und bleiben damit wohl noch unter ihren Möglichkeiten. Man hat vor über 100 Jahren schon Eukalyptusbäume gemessen, die an die Höhe der kalifornischen Riesen heranreichten. Eukalyptus-Bäume erstaunen zudem durch ...

Baum nach Feuer

Quelle: AFP

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... ihre extreme Widerstandskraft gegen Feuer. Wie Phönixe aus der Asche treiben auch komplett verkohlte Bäume immer wieder aus. Zwei Jahre nach einem Brand stehen sie wieder im vollständigen Blätterkleid da. Mehr noch: Sie überstehen das Feuer nicht nur, sondern profitieren sogar davon. Es hilft ihnen, Parasiten loszuwerden und erst große Hitze ermöglicht das Aufplatzen ihrer Samenschalen. Doch ausgerechnet den Riesen-Eukalypten bekommt das Feuer weniger gut. Sie brauchen bis zu 200 Jahre, um nach einem großen Brand wieder nachzuwachsen.

Wo: Die Riesen-Eukalyptusbäume, auf Englisch Mountain Ash, wachsen vor allem in Victoria und in Tasmanien. Besonders eindrucksvolle Exemplare findet man entlang des Black Spur Drive in Victoria, rund 60 Kilometer nordöstlich von Melbourne zwischen Healesville und Marysville.

Himmel über dem Uluru

Quelle: Nasa

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Spektakulärer Sternenhimmel

Die meisten Europäer wissen gar nicht mehr, wie ein richtiger Sternenhimmel aussieht. Die Ballungsräume mit all ihrer künstlichen Beleuchtung überblenden das Licht der Millionen Sterne in unserer Milchstraße. Im dünnbesiedelten Australien dagegen eröffnen sich ungetrübte Sichten auf das nächtliche Leuchten. Zudem ist der Sternenhimmel im Süden spektakulärer, weil man direkt in das Zentrum der Milchstraße blicken kann.

Wann: Zwischen Mai und August ist der Sternenhimmel besonders eindrucksvoll.

Wo: Möglichst weit abseits von beleuchteten Siedlungen. Wer unter diesem Sternenhimmel steht (im Foto ist zusätzlich noch ein Meteoritenschwarm zu sehen), glaubt gerne, dass sich hier die frühesten Formen von Astronomie entwickelt haben.

Aborinine Felszeichnungen

Quelle: iStock

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Zeugnisse der wohl frühesten Astronomen

Einige Wissenschaftler glauben, dass die Aborigines die ersten Astronomen der Welt waren. In ihrer mehr als 50.000 Jahre alten Kultur finden sich Geschichten, in denen Sternbilder, Sonnen- und Mondfinsternisse, Mondphasen und ihr Zusammenhang mit den Gezeiten erstaunlich exakt beschrieben sind. Die Aborigines nutzten diese Kenntnisse offenbar, um sich während ihrer Wanderungen räumlich und zeitlich zu orientieren. Einige Astronomen halten es für wahrscheinlich, dass sich diese Kenntnisse der Himmelskörper nicht nur in den Geschichten widerspiegeln, sondern auch in manchen ihrer Zeichnungen. Womöglich sind das, was Anthropologen als Boomerang und Schild interpretieren, mitunter Symbole für Mond und Sonne.

Wo: Mehr über diese älteste menschliche Kultur kann man unter anderem im Australian Museum in Sydney erfahren. http://australianmuseum.net.au

blauäugiger Koala

Quelle: dreamworld

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Blauäugiger Koala

Koalas gehören zu den Symbolen Australiens. Wer die Tiere auch dann noch unwiderstehlich findet, wenn er weiß, dass sie gar nicht zu den Bären gehören, mehr schlafen als ein Faultier (bis zu 20 Stunden pro Tag) und ein ausgesprochen kleines Gehirn haben, für den hat der Unterhaltungspark Dreamworld ein perfektes Exemplar. Dieser Themenpark in Queensland beherbergt den einzigen bekannten blauäugigen Koala.

Wo: Dreamworld befindet sich in der Stadt Gold Coast in Queensland.

© sueddeutsche.de/beu/kaeb/boen/cmat
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