Peru:Die "Gralsburg" der Inka

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Die spanischen Konquistadoren liefen an ihr vorbei, erst vor knapp hundert Jahren wurde sie entdeckt: Die Ruinenstadt Machu Picchu gibt bis heute viele Rätsel auf.

Im Bahnhof von Aguas Calientes in Peru drängen sich die Touristen. Vormittags wollen sie per Bus ins acht Kilometer bergaufwärts gelegene Machu Picchu gebracht werden. Nachmittags streben sie zurück zu den Zügen nach Cuzco, der alten Hauptstadt.

Machu Picchu in Peru
:Die "Gralsburg" der Inka

Machu Picchu gilt als Perus Touristenmagnet Nummer eins. Aus Sorge um das Weltkulturerbe fordert die Unesco, dass der Zugang beschränkt wird.

Fremdenführer Pedro Carrasco Alvarez gibt sich Mühe, seine Gruppe zusammenzuhalten. "Wer nicht dabei ist, verpasst den Bus und kommt nur nach langer Wartezeit in die Anlage", warnt der Student aus Lima, der in den Ferien hier jobbt. Organisierte Gruppen kommen in Machu Picchu schneller durch die Pforte, vor der sich oft Schlangen bilden.

Machu Picchu, einstige Stadtanlage der Inka und in fast 2400 Metern Höhe gelegen, gilt als Perus Tourismusmagnet Nummer eins. Schätzungsweise 250 000 Besucher kommen jährlich in die gut erhaltene Ruinenstadt - sehr zum Missfallen von Archäologen, die um den Erhalt des Bauwerks fürchten. Die Weltkulturorganisation Unesco fordert, dass Perus Behörden den Zutritt zur Welterbestätte beschränken mögen. Doch damit würden auch die Deviseneinnahmen sinken. "Der Eintritt kostet 30 US-Dollar", sagt Pedro - gut 22,50 Euro.

Praktisch uneinnehmbar

Die Stadt blieb den spanischen Eroberern verborgen, als sie im 16. Jahrhundert auf ihrer Jagd nach Gold das Ende der Inka-Hochkultur einleiteten. Erst der Archäologe Hiram Bingham aus den USA stieß 1911 auf die "Gralsburg" der Inka. Machu Picchu liegt in bester strategischer Position praktisch uneinnehmbar in den Bergen. "Zwischen 1000 und 3000 Menschen haben in den mehr als 200 Steinhäusern hier gelebt", sagt Pedro. Irgendwann müssen sie dann heimlich die Stadt verlassen haben. Bingham und andere Archäologen entdeckten weder Gold noch Waffen, nur Gräber mit Mumien.

Die Inka besaßen ein ausgeklügeltes System von Kurierpfaden durch ihr Reich, auch zwischen der Hauptstadt Cuzco und Machu Picchu. Ein Teil dieser Strecke von etwa 40 Kilometern gilt bei Alpinisten heute als Geheimtipp - zum Beispiel bei den Schweizern Beat Schneider und Markus Widmer, die gerade in Machu Picchu ankommen. Sie hatten sich vier Tage zuvor auf den Weg gemacht. "Man muss sehr frühzeitig buchen, denn die Regierung hat die Zahl der Wanderer beschränkt", sagt Schneider. Als Anfänger sollte man die Tour nicht machen, "und man muss schwindelfrei sein". Die Strecke führt bis auf 4200 Meter Höhe. Nachts kann es kalt werden, tagsüber brennt die Hochlandsonne.

Genießer kommen nachmittags

Die dünne Höhenluft macht Touristen nicht selten zu schaffen. Gegen die mit Übelkeit verbundene Höhenkrankheit Soroche kann man Tabletten kaufen, in den Hotels servieren dienstbare Geister einen Aufguss aus frischen Kokablättern oder halten Sauerstoffflaschen bereit. Die meisten Besucher bleiben aber nur einen Tag in Machu Picchu. Wenn ihre Züge am Nachmittag die Bahnstation wieder verlassen haben, kehrt Ruhe in der Ruinenstadt ein - die richtige Zeit für Genießer. "Dann erst kann man ein wirkliches Bild bekommen, die Mauern der Hauser sind nicht von Touristen verstellt", erzählt Pedro.

Informationen: Botschaft der Republik Peru, Berlin (Tel.: 030/206 41 03).

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