Peru: 100 Jahre Wiederentdeckung der Inka-Stadt:Die wahren Entdecker von Machu Picchu

Als Hiram Bingham die Ruinen der Inka-Stadt Machu Picchu sah, wähnte er sich als Erster am Ziel seiner Forscher-Träume. Doch es gab schon andere Entdecker vor ihm.

Daniela Dau

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Der US-amerikanische Archäologe und Forschungsreisende Hiram Bingham wird gemeinhin als Entdecker von Machu Picchu gefeiert. Der Professor für lateinamerikanische Geschichte an der Universität Yale hatte in alten Texten und Reiseberichten Hinweise auf die Existenz einer größeren Zitadelle im Tal des Urubamba-Flusses gefunden. Er vermutete dort Vilcabamba, den letzten Rückzugsort der Inka vor den Spaniern. 1911 begann er seine Expedition.

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Im Urubamba-Tal traf Bingham den Peruaner Melchor Arteaga, der ihn über einen wackeligen Steig und Steilhänge geleitete. Plötzlich erschienen vor ihnen zwei Indianer, die sie weiter führten zu ihren schmalen Ackerfeldern auf den von den Inka angelegten Terrassen. Wie groß muss die Freude für den Forscher gewesen sein, als er am 24. Juli 1911 die steinernen Mauern der alten Inka-Stadt erblickte - und wie groß die Enttäuschung, als er recht schnell feststellte, dass er nicht der Erste vor Ort gewesen war.

100th anniversary of Machu Picchu discovery

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Der Bauer Agustín Lizárraga (Foto) hatte Jahre zuvor im Urubamba-Tal neues Ackerland gewinnen wollen, als die Brandrodung außer Kontrolle geriet. Das riesige Feuer im Regenwald legte einen alten Inka-Weg frei, der seit Jahrhunderten im Dickicht verborgen gewesen war. Lizárraga ließ die Terrassen rund um die Ruinenstadt, ...

100th anniversary of Machu Picchu discovery

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... von seinen Arbeitern wieder landschaftlich nutzbar machen, denn Machu Picchu gehörte zu seinem Pachtgebiet. Seinen Anspruch dokumentierte er mit einer Inschrift auf einem der Ruinensteine: "Lizárraga, 1902".

Bis heute leben Mitglieder der Familie in der Gegend um Machu Picchu, einer seiner Nachfahren betätigt sich in der Ruinenstadt gelegentlich als Fremdenführer. Auf Hiram Bingham ist er nicht gut zu sprechen. Die Markierung seines Großonkels sei bei der Freilegung der Ruinen entfernt worden, behauptet Romulo Lizárraga.

Tatsächlich war die Inschrift, die Bingham selbst in seinem Tagebuch zunächst erwähnt hat, plötzlich verschwunden. Und in späteren Texten des Forschungsreisenden ist nicht mehr die Rede davon. Vielleicht wollte Bingham, dem Kritiker Geltungssucht und mangelnde Sachkenntnis vorwarfen, den Entdeckerruhm für sich alleine haben. Dabei hätte er den Wettlauf, als Erster die sagenumwobene Inka-Stadt ausfindig gemacht zu haben, ohnehin nicht mehr gewinnen können.

Mitglieder der Familie Lizárraga posieren in den Ruinen (undatiert)

PERU-MACHU PICCHU-ANNIVERSARY-FILES

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Nach der spanischen Eroberung des Inka-Reiches 1532 hatte die Herrscher-Familie den Landsitz aufgegeben, der um 1450 errichtet worden war. 1657 pachtete der Augustinerorden Land um Machu Picchu. Es existierten Landkarten, auf denen die Inka-Stadt eingetragen war. Der Deutsche Augusto Berns hatte die Gegend 1867 vom peruanischen Staat als Claim für die Goldsuche erhalten. Und auch der lokalen Bevölkerung war der Ort bekannt: Sie nutzten die terrassierten Hänge für die Landwirtschaft und weideten ihr Vieh zwischen den Ruinen.

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Dennoch kann Hiram Bingham als der wissenschaftlicher Entdecker der Anlage gelten. Da er eine große Anzahl von Sponsoren hinter sich hatte und außerdem mit einer schwerreichen Tiffany-Erbin verheiratet war, verfügte er über die Mittel, um den Ruinen-Komplex bis zum Jahr 1913 in weiten Teilen freizulegen. Seine Expedition in die Anden dokumentierte Bingham in einem Bericht in der Zeitschrift National Geographic. Außerdem nahm er an die 6000 Fundstücke mit zurück in die USA, um die Inka-Kultur eingehender zu studieren. Überwiegend handelte es sich um normale Haushaltsgegenstände.

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Kostbare Objekte, etwa aus Gold, fand Bingham nicht. Die peruanische Regierung hatte die Ausfuhr zunächst als Leihgabe für eine begrenzte Zeit erlaubt, freilich ohne zu ahnen, ...

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... dass knapp hundert Jahre vergehen würden, bevor die Funde aus dem Peabody-Museum in Yale wieder in ihr Ursprungsland zurückgebracht wurden.

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Ein Abkommen zwischen der US-Universität und der Regierung in Lima regelte die Rückgabe. 366 Stücke der Sammlung wurden im Frühjahr 2011 in Perus Hauptstadt ausgestellt und anschließend nach Cusco gebracht. Der Rest soll bis Ende 2012 ankommen. Vermutlich wird ein neu zu bauendes Museum in Cusco, 112 Kilometer von Machu Picchu entfernt, die Funde künftig zeigen.

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Das Fehlen von wertvollen Objekten stützt die These, dass der im 15. Jahrhundert angelegte Landsitz des neunten Inka-Herrschers lediglich ein Ort unter vielen im Reich von Pachacutec war. Professorin Karoline Noack von der Universität Bonn glaubt, dass Machu Picchu nach der spanischen Eroberung 1532 einfach aufgegeben worden ist - allerdings nur von der Herrscher-Familie, während andere Bevölkerungsgruppen die Inka-Stadt bis ins 19. Jahrhundert weiterhin nutzten: "Der lokalen Bevölkerung war der Ort immer bekannt", so Noack.

Machu Picchu in den 1920ern

Machu Picchu seit 100 Jahren Touristenattraktion

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Doch für die vielen tausend Touristen ist die Ruinen-Stadt, deren ursprünglicher Name nicht bekannt ist und die ihren heutigen Namen von zwei umliegenden Bergkegeln hat, ...

Machu Picchu in Peru, AFP

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... ein steingewordener Mythos aus der Vergangenheit einer untergegangenen Kultur. 216 Bauten, zum Teil mehrgeschossige Wohnhäuser, verbunden durch ein System von Treppen mit etwa 3000 Stufen, sind noch erhalten.

Machu Picchu in Peru, AFP

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Ebenfalls zu besichtigen sind Tempelanlagen und die "Intihuatana". Mit dieser Sonnenuhr bestimmten die Inka die Tageszeit.

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Machu Picchu ist für Peru eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Lande, wenn nicht die Touristenattraktion schlechthin. Daher wurde der Zugang stetig ausgebaut, sogar eine Seilbahn für den schnelleren Transport in die Höhe war im Gespräch. So viele Besucher kamen mit dem Zug von Cusco bis Agua Calientes, um danach mit Bussen und schließlich zu Fuß ihr Ziel zu erreichen, dass die Sorge um den Erhalt der empfindlichen Ruinen wuchs. Sogar der Unesco-Welterbestatus geriet in Gefahr: 2009 reiste eine Expertengruppe an, die jedoch befand, dass Machu Picchu nicht in die Liste der unmittelbar gefährdeten Stätten aufgenommen werden musste.

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Auch die mythische Atmosphäre dieses abgelegenen Ortes litt unter den anstürmenden Massen. Kürzlich wurde daher der Zugang vom peruanischen Kulturinstitut auf 2500 Besucher pro Tag begrenzt. Zuletzt waren mehr als 800.000 Urlauber pro Jahr nach Machu Picchu gekommen.

Peru celebrates the one hundredth anniversary of the discovery of

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Am 7. Juli, anlässlich des Jahrestages der Aufnahme von Machu Picchu in eine Liste der Neuen Sieben Weltwunder, fand bereits die 100-Jahr-Feier zur Wiederentdeckung der Stadt statt. Perus Präsident Alan García eröffnete die Feierlichkeiten, bei denen ...

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... traditionelle Inka-Zeremonien vollzogen wurden und Musikgruppen auftraten, sehr zur Freude ...

PERU CELEBRATES THE ONE HUNDRED YEARS OF THE DISCOVERY OF MACHU P

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... der angereisten Gäste. Den Abschluss der Veranstaltung, in deren Rahmen übrigens Agustín Lizárraga als der "wahre Entdecker" von Machu Picchu geehrt wurde, ...

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... bildete eine vielfarbige Lasershow.

© sueddeutsche.de/dpa/kaeb/boen
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