Party in Goa:"Zum Küssen kommen die Kopfhörer runter"

Justin Mason veranstaltet an indischen Traumstränden stille Partynächte, in denen die Gäste mit klobigen Kopfhörern herumhopsen.

Martin Zips

Von 21 Uhr bis vier Uhr morgens bei lauter Musik am Strand tanzen, ohne dabei jemanden zu stören - mit diesem Angebot hat der britische DJ Justin Mason in Indien derzeit großen Erfolg. Am Traumstrand "Neptunes Point" in Goa organisiert der 40-Jährige sogenannte Silent Noise-Partys, bei dem Hunderte meist jüngere Menschen Samstag für Samstag mit kabellosen Drei-Kanal-Kopfhörern fröhlich durch den Sand springen.

SZ: Mister Mason, wie wird man Kopfhörer-Party-Organisator in Indien?

Justin Mason: Ich habe schon in London, wo ich aufgewachsen bin, verschiedene Partys organisiert und als DJ oder für Plattenfirmen gearbeitet. Während eines Sabbaticals dann machte ich Station in Goa. Ich hatte gehört, dass es dort phantastische Strandpartys geben soll, mit lauter Musik und tanzenden Hippies. Aber als ich hier war, erfuhr ich, dass strenge Gesetze solche Partys mittlerweile unmöglich machten. Diese Gesetze gab es schon länger, richtig umgesetzt werden sie jedoch erst seit wenigen Jahren. Das heißt: Nach 22 Uhr darf draußen keine laute Musik mehr gespielt werden. Da dachte ich mir, dass Partys mit kabellosen Kopfhörern eine Alternative sind.

SZ: Derlei gibt es schon in Europa.

Mason: Richtig. Aber oft finden solche Events in Gebäuden statt. Das ergibt doch keinen Sinn. Das Geniale bei uns ist ja, dass wir an einem tollen, abgelegenen Strand mit Kopfhörern Party machen.

SZ: Aha. Und wie viele Menschen kommen und ziehen sich Ihre Kopfhörer auf?

Mason: Wir haben tausend Kopfhörer, die jeden Samstag wirklich alle benutzt werden. Und wir verlangen nur eine kleine Eintrittsgebühr. Das Konzept rechnet sich. Mittlerweile machen wir solche Veranstaltungen auch in Poona, vielleicht bald auch in Mumbai und Bangalore.

SZ: Könnte der nächste Schritt nicht sein, dass jeder Partybesucher seine eigene Musik auf einem MP3-Player mitbringt? Und: Wäre das nicht schrecklich?

Mason: Nun, da muss man eben mit guten DJs gegenhalten. Und wir haben die weltbesten DJs. Da immer drei von ihnen gleichzeitig bei uns auflegen, gibt es eine Art Wettbewerb. Unsere Gäste nämlich können zwischen drei Kanälen wählen. Und natürlich möchte jeder DJ, dass sein Kanal am häufigsten aufgerufen wird.

SZ: Wie können Ihre Diskjockeys denn sehen, wer gerade was hört?

Mason: Auf den Kopfhörern befinden sich kleine Lämpchen, die blau, rot und grün leuchten. Also sieht jeder sofort, wer welchen Kanal eingeschaltet hat. Das ist auch für die Partygäste interessant, denn man kommt mit jemandem, bei dem gerade dasselbe Lämpchen leuchtet, viel leichter ins Gespräch. Da könnte sich was ergeben.

SZ: Was ergeben? Wie soll man denn miteinander Kontakt aufnehmen, wenn jeder sich mit lauter Musik volldröhnt?

Mason: Die Lautstärke lässt sich individuell regeln. Es ist doch viel schwieriger, in traditionellen Discos miteinander ins Gespräch zu kommen. Da muss man sich ja anschreien.

SZ: Aber sich mit Lämpchen und Akkus am Kopf einen Kuss zu geben, das ist doch auch nicht sehr romantisch.

Mason: Wer sich küssen will, der nimmt bei uns den Kopfhörer ab und kann sich an einem wunderschönen Strand in Ruhe unterhalten. Berieselt vom leisen Summen und den sanften Tanzgeräuschen Hunderter Partygäste.

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