Städteurlaub in Frankreich:Sechs Tipps für die nächste Paris-Reise

Städteurlaub in Frankreich: Fluctuart heißt der ungewöhnliche Ausstellungsort am Pont des Invalides: Auf einem Lastkahn sind auf drei Ebenen permanent unter anderem Werke von Keith Haring und Bansky zu sehen.

Fluctuart heißt der ungewöhnliche Ausstellungsort am Pont des Invalides: Auf einem Lastkahn sind auf drei Ebenen permanent unter anderem Werke von Keith Haring und Bansky zu sehen.

(Foto: Harald A. Jahn/Imago Images/viennaslide)

Kunst an der Seine, Street Food und Sterneküche: Was sich derzeit in Paris besonders lohnt.

Von Evelyn Pschak von Rebay, Paris

Kunstzentrum auf der Seine: der Ausstellungskahn

Direkt unterhalb der Pont des Invalides befindet sich seit Juni 2019 ein schwimmendes Ausstellungszentrum samt Street-Art-Buchladen und Rooftop-Café auf einem Lastkahn. Entworfen wurde es vom Architekten Gérard Ronzatti, der 2016 auch das schwimmende Hotel OFF Paris Seine am Quai d'Austerlitz realisierte. Insgesamt 1000 Quadratmeter bestückt Street-Art-Experte Nicolas Laugero Lasserre hier mit seiner eigenen Sammlung, zusätzlich finden Wechselausstellungen mit Gastkuratoren statt. Derzeit und noch bis Ende Februar 2023 sind auf dem kostenfrei zugänglichen Ausstellungskahn Werke und Dokumentationen des Parisers Julien Malland zu sehen, der unter dem Künstlernamen Seth die kindlichen Protagonisten seiner Fassaden als sogenannte Passe Muraille weltweit durch Mauern treten lässt, gerade so, als blickten sie direkt hinein, in die Wohnungen dahinter.

Vor mehr als 20 Jahren begann Nicolas Laugero Lasserre damit, Street Art zu sammeln: "Die Leute nannten es Vandalismus, aber meiner Meinung nach warfen diese Künstler ein kritisches Auge auf aktuelle Geschehnisse." Aufs Wasser geriet sein privat geführtes Kunstzentrum über ein gemeinsames Projekt der Stadt Paris und des Hafenverbunds Haropa namens Réinventer la Seine, also die Seine neu erfinden. Es schließt sich so den städtischen Bemühungen an, die Seine freundlicher zu gestalten: Die Ufer wurden gesäubert und mit Cafés, Street-Food-Wagen und Trimm-dich Pfaden gesäumt. Es gibt nun also weniger Graffiti unter den Seine-Brücken. Aber dafür ein Museum für Street Art auf dem Fluss.

fluctuart.fr, Pont des Invalides - 2, port du Gros Caillou, 75007 Paris

Street Food und Sterneküche: À table!

So günstig wie im Food Society kommt man in Paris sonst wohl nicht an Sterneküche: der 3500 Quadratmeter großer Food Court mit 15 Ständen bekannter Pariser (Street Food-)Lokale hat im vergangenen Herbst wenige Schritte vom Bahnhof Montparnasse eröffnet. An Bord ist auch eine Équipe des jungen Sternekochs Mory Sacko, die hier in seiner "Street Rôtisserie" Spezialitäten rund ums Geflügel variiert: gegrillte Entenherzen in Teriyaki-Sauce etwa (10,50 Euro) oder in cremiger Mafé-Erdnusssauce serviertes Hühnerbein (10,50 Euro). Gegenüber kocht ein weiterer Protagonist der TV-Koch-Show Top Chef auf, Adrien Cachot präsentiert in seiner Mono Bar baskische Tapas, etwa Schweineohren à la Plancha (8 Euro).

Von 12 bis 23 Uhr gibt es im graffitilastigen Industriedesign-Interieur der Halle Essen in so vielen Geschmacksrichtungen, dass wirklich jeder Hunger gestillt werden sollte. Auch jener nach einem saftigen, vor dem Verzehr noch rasch in heißen Rinderjus getauchten Burger am Stand von Blend, mit Kartoffel-Briocheteig-Buns vom Meilleur Ouvrier de France-Bäcker Frédéric Lalos und Patties von Yves-Marie Le Bourdonnec, der ansonsten 3-Sterne-Köche zu seinen Kunden zählt. Es gibt aber auch marokkanisches Couscous bei Yemma, Austern, Ceviche und Fish & Chips bei Presqu'île oder Empanadas aus der Anden-Küche von Tambo. Bon Appétit!

foodsociety.fr, 68 Av. du Maine, 75014 Paris

Städteurlaub in Frankreich: Im Musée des Arts Forains sind alte Fahrgeschäfte zu sehen wie dieses Karussell.

Im Musée des Arts Forains sind alte Fahrgeschäfte zu sehen wie dieses Karussell.

(Foto: Pavillons de Bercy)

Ein Rausch aus der Belle Époque: Jahrmarkt wie früher

Selbst 125 Jahre nach seiner Erbauung ist das Fahrradkarussell im Musée des Arts Forains, dem Museum der Jahrmarktskunst, voll funktionstüchtig - sehr zur Freude der Besucher. Die strampeln sich auf den Velozipeden nämlich ab, um den Zweieinhalbtonner in Fahrt zu bringen: Bis zu 60 Stundenkilometer erreicht das Fahrgeschäft so - ein Geschwindigkeitsrausch aus der Belle Époque, der bis heute wirkt. Aber es gibt auch für weniger schwindelfeste Besucher genügend Karusselle: mit hölzernen Gondeln und steigenden Pferdchen, zur knarzig-beschwingten Musik von Lochmuster-Orgeln.

1996 eröffnete der Antiquitätenhändler Jean Paul Favand seine zauberhaft inszenierte Schaustellkunst in den einstigen Weindepots von Bercy. Seit 2020 gehört auch der Hippo Palace zur Sammlung. Dieser Wander-Jahrmarktspalast von 1900 gilt als nationales Kulturgut. Einzelne Teile daraus sind bereits in die Ausstellung integriert, doch dauert es wohl noch, bis das ganze Karussell mit seinen 16 Metern Durchmesser fertig restauriert ist und sein Plätzchen gefunden hat. Also nochmals auf die Velozipeden, die funktionieren schließlich immer, komme was da wolle! Gerade im Zuge jüngst angeordneter Energiesparmaßnahmen, so scherzt die Museumsführerin, zeuge dieses durch Muskelkraft angetriebene Jahrmarktsvergnügen doch von ganz erstaunlicher Aktualität.

arts-forains.com, 53 Av. des Terroirs de France, 75012 Paris, Tickets um 18 Euro.

Städteurlaub in Frankreich: Home-Office: Victor Hugo arbeitete und lebte hier mit seiner Familie vom Jahr 1832 an.

Home-Office: Victor Hugo arbeitete und lebte hier mit seiner Familie vom Jahr 1832 an.

(Foto: Bjanka Kadic/Imago Images)

Beim Dichter: das Maison Victor Hugo

An einem der schönsten Plätze von Paris, der Place des Vosges im Marais, bezog die sechsköpfige Familie Hugo 1832 Quartier. 16 Jahre lang lebte der Hauptschriftsteller der französischen Romantik hier mit den Seinen hinter Renaissance-Backsteinmauern. Bereits seit 1903 befindet sich in den damals angemieteten Räumen daher ein Museum. Nach zweijähriger Restaurierung wurde es 2021 mit einigen Neuerungen wiedereröffnet, etwa digitalen Einspielungen aus Hugos Exil-Stadthaus in Guernsey oder auch einem versteckten Café samt Innenhofbestuhlung und Pâtisserie. "Évocatif" nennt die Führerin den Museumsparcours, da man durch das beziehungsreiche Nebeneinander der originalen Möbel und Gebrauchsgegenstände zwar in die Lebenswelt des Autors eintauchen kann, aber mangels Fotografien keiner mehr weiß, wie die Zimmer damals tatsächlich aussahen.

Aufgebaut wurde hier auch der chinesische Salon, den Victor Hugo für seine Geliebte Juliette Drouet in Guernsey entwarf. Des Dichters Muse organisierte nämlich nicht nur die Flucht der gesamten Familie Hugo auf die britische Kanalinsel, nachdem Hugo in einer Revolte gegen Napoléon III mitgemischt hatte, sondern zog auch gleich selbst mit hin, ins Haus gegenüber. Von dort stammt der mit Chinoiserien gespickte Salon, in dem Hugo seine Talente als Innenausstatter bewies, entwarf er doch Dekor, Wandpaneele und Möbel selbst. Er ließ es sich auch nicht nehmen, die Initialen VH und JD mehrfach kunstvoll und verborgen ins Intérieur einzuarbeiten. Amour eben, wenn auch - oh, là, là! - außerehelich.

maisonsvictorhugo.paris.fr, 6 Pl. des Vosges, 75004 Paris, der Eintritt zur ständigen Sammlung ist frei

Tanzen und Tango trinken: das Hôtel Rochechouart

Schon die Art-déco-Fassade erzählt von lässiger Grandeur. Und das Hôtel Rochechouart, das 2020 nach gründlicher Sanierung wiedereröffnet hat, hält das Versprechen ein: In dem 4-Sterne-Haus mitten in Pigalle gibt es eine altpariserisch-schicke Brasserie im Rez-de-Chaussée und auf dem Dach eine unglaublich charmante Terrasse mit kleiner Bar und Blick auf Sacré-Coeur und tout Paris. Seit Neuestem kommt im Hotelkeller der frisch re-etablierte Club Mikado Dancing hinzu. Dessen Zauber beschwor bereits Ende der 1950er-Jahre Léo Ferré in seinem Song "Le Temps du Tango" - die Zeit des Tangos. In hellem Anzug und weißem Hemd, so heißt's beim Chansonnier, habe er im Mikado schöne Sonntage verbracht.

Das kann man heute nicht mehr, hat der Club doch derzeit nur donnerstags, freitags und samstags geöffnet, aber auch dann spielt Musik (von DJs oder Jazz-Combos) im ochsenblutroten Interieur. Wer partout nicht tanzen will, bleibt einfach auf einem der Samtsofas sitzen und trinkt den Tango-Cocktail: mit Rum, Campari, Ananas-Salbei und grüner Zitrone. Sehr erfrischend. Ein paar Tangos später ist es dann, schwupp, schon nach Mitternacht. Und so wird's doch noch was mit dem schönen Sonntag(morgen).

hotelrochechouart.com/mikadodancing, 55 Blvd Marguerite de Rochechouart, 75009 Paris

Express-Massage in den Galeries Lafayette

Das gesamte Untergeschoss des Magasin Coupole des Galeries Lafayette, dem 1912 eröffneten Stammsitz des Traditionskaufhauses am Boulevard Haussmann also, ist seit vergangenem Sommer der Schönheit, Fitness und Entspannung gewidmet: Auf 3000 Quadratmetern sind dort in der "Wellness Galerie" nämlich die Tuben und Töpfchen von 200 Kosmetikmarken vereint, neben Duftkerzen, elektrischen Gerätschaften gegen Falten oder auch kupfernen Zungenschabern (die angeblich unter anderem für besseren Atem sorgen). In dieser Welt in Pudertönen werden Wimpern verlängert, Gesichter gereinigt, Piercings gestochen, wird bei Sauerstoff-Therapien tief eingeatmet oder im Hammam geschwitzt.

Ein physiotherapeutisches Cabinet bietet unter anderem Yoga an, bei schönem Wetter sogar direkt neben der Stahleinfassung der Jugendstil-Glaskuppel auf dem Dach des Grand Magasin - mit Blick auf den Eiffelturm, außer natürlich, man übt gerade den herabschauenden Hund. Und in den Behandlungskabinen der Maison Chill passt die Express-Massage locker in die Mittagspause gestresster Pariser. Letztere tut aber auch Touristen gut, vor allem, wenn sie sehr lange gelaufen sind, weil die öffentlichen Verkehrsmittel gerade wieder mal streiken.

wellness.galerieslafayette.com, Untergeschoss des Magasin Coupole des Galeries Lafayette, 40 Boulevard Haussmann, 75009 Paris

Hinweis

Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und/oder Tourismus-Agenturen.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusPâtisserie in Frankreich
:Naschen in Paris

Falsche Zitronen, echte Rosenblätter und Schokolade mit Tabak: In Frankreichs Hauptstadt ist man bei Süßigkeiten so experimentierfreudig wie nirgendwo sonst. Eine Reise in die Metropole der Pâtisserie.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: