Paris-Tipps:Wer will schon auf den Eiffelturm?

Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkte, Nachtleben - was man in Paris nicht verpassen darf, was man sich eigentlich sparen kann und welche Fettnäpfchen für Touristen bereitstehen.

Stefan Ulrich

Städtereisende wollen vieles erleben, am besten aber Orte entdecken, die nicht in jedem Reiseführer oder jeder App zu finden sind. Wer könnte besser durch die Stadt führen als jemand, der dort wohnt oder zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Süddeutsche.de hat SZ-Korrespondenten in europäischen Metropolen gebeten, "ihre" Stadt anhand eines Fragebogens zu präsentieren. Stefan Ulrich erklärt, welche Viertel in Paris einen Besuch wert sind - und warum Sie sich die Aussicht vom Eiffelturm sparen sollten.

Paris-Tipps: Nicht alle Wege führen zum Eiffelturm - was Sie sich in Paris sparen können und was Sie auf keinen Fall verpassen dürfen, erklärt SZ-Korrespondent Stefan Ulrich.

Nicht alle Wege führen zum Eiffelturm - was Sie sich in Paris sparen können und was Sie auf keinen Fall verpassen dürfen, erklärt SZ-Korrespondent Stefan Ulrich.

(Foto: KlowbA - Fotolia.com)

Was macht Paris als Stadt aus - und was unterscheidet sie von anderen Städten?

Der Kontrast zwischen den Sichtachsen der großen Prunkboulevards und den Gässchen mit den Boutiquen, Kneipen, Spezialitätenläden, Galerien und Antiquitätenläden etwa im Marais oder zwischen dem Boulevard Saint Germain und der Île de la Cité. Die imperiale Einheitlichkeit vieler Innenstadtviertel mit ihren Haussmann-Häusern. Die Seine als Teil der Stadtlandschaft, im Wasser spiegeln sich abends die Lichter. Die majestätisch-operettenhafte Prunkarchitektur wie zum Beispiel die Garnier Oper, der Grand und der Petit Palais und der Pont Alexandre III. Die unzähligen einladenden Terrassen der Brasserien, auf denen noch in den tiefsten Winternächten die Gäste unter den Heizpilzen im Freien tafeln. Das alles ist Paris.

Diese Sehenswürdigkeit dürfen Sie nicht verpassen:

Notre Dame samt Ile de la Cité, Louvre samt den Massen im Mona-Lisa-Taumel, Sainte-Chapelle, Jardin du Luxembourg, Montmartre, Saint Germain des Prés, Friedhof Père Lachaise, Galeries Lafayette mit ihrer Jugendstil-Halle (märchenhaft im Weihnachtsschmuck), die Tuilerien-Gärten samt den Seerosen-Bildern Monets im Musée de l´Orangerie. Natürlich auch die Champs-Élysées und den Eiffelturm, das Rodin-Museum, den neu gestalteten Musée d`Orsay mit den Impressionisten, Place Vendôme, Place des Vosges und, und, und ...

Was ist noch sehenswerter - doch nur wenige Urlauber wissen davon?

Die blühenden Gärten des Bois de Vincennes im Frühjahr, die Kathedrale Saint Denis mit ihren Königsgräbern und dem afrikanischen Markt vor den Portalen, das auch architektonisch sehr reizvolle Völkerkundemuseum Musée du Quai Branly, ein Besuch der Pariser Unterwelt im Musée des Égouts (nicht schön und wohlriechend, aber interessant und leicht gruselig). Außerdem die Trabantenstadt Noisy-le-Grand mit ihren Architektenträumen und -alpträumen, das Museum Nissim de Camondo (prächtiger ehemaliger Privatpalast im Stil des 18. Jahrhunderts eingerichtet, mit bewegender Familiengeschichte) am verträumten Parc Monceau, die Kirche Saint-Etienne du Mont, ein Spaziergang auf der Promenade Plantée (einem begrünten ehemaligen Hochbahn-Damm mitten in der Stadt), eine Radtour entlang des Canal Saint Martin und, und, und ...

Welches Viertel sollte man unbedingt besuchen?

Saint Germain des Prés, Marais, Rue Mouffetard und umliegende Sträßchen, 16. Arrondissement mit seinen Pracht-Fassaden, Rue du Faubourg Saint Honoré zum Schaufenster-Bummeln.

Den schönsten Blick hat man ...

Nein, nicht vom Eiffelturm, sondern vom Arc de Triomphe, da sich von hier aus die großen Boulevards sternförmig ausbreiten (und man den Eiffelturm sieht).

Das kann man sich in Paris sparen:

Disneyland (viel charmanter, wenn auch altmodischer, ist der Asterix-Park); Bootsfahrt auf der Seine (man sieht nicht so viel, weil die Quai-Mauern ziemlich hoch sind), Napoleon-Grab im Invalidendom (pompös, kalt und künstlerisch eher geschmacklos), die Sex-Meile Boulevard de Clichy (romantischer, wenn auch genauso überlaufen, ist es oben auf dem Montmartre)

Transport, Essen und Trinken

Hier finden Sie Stefan Ulrichs Empfehlungen für Essen und Trinken, für den kleinen Imbiss zwischendurch und für Ihren Weg durch die Stadt.

So kommen Sie durch die Stadt:

Mit Metro, Bus oder - nur für Mutige - mit dem Fahrrad. Am besten natürlich zu Fuß.

Damit sollten Sie unbedingt fahren:

Bus Nummer 72 (Die Fahrtstrecke gleicht einer Besichtigungstour.)

Steigen Sie bloß nicht ...

... an der Haltestelle Châtelet-Les Halles aus, sie gehört zu den überlaufensten und chaotischsten Europas.

Wenn Sie hungrig und durstig sind, probieren Sie unbedingt:

Jakobsmuscheln (Coquilles-Saint-Jacques; Geschmack: nussig, ganz leicht süsslich, nur besser), die französische Wurstsorte Andouilette (Geschmack: nach Innereien), Champagner (Geschmack: unvergleichlich).

Das schönste Café?

Café de la Paix (imperial-bombastisch), Glacier Berthillon auf der Ile Saint Louis (wegen dem Eis und auch dem Blick)

Das beste Restaurant...

... ändert sich ständig, ist daher nicht zu bestimmen. Außerdem kann es sich der Korrespondent ohnehin nicht leisten. Die wöchentliche Beilage Figaro-Scope der Zeitung Le Figaro bringt aktuell, was gerade im Trend liegt.

Der Imbiss für unterwegs?

Die typische Kleinigkeit: eine Crêpe auf die Hand. Als Zwischenstopp bietet sich der Biergarten im Jardin du Luxembourg an.

Nachtleben und Kniggefragen

Die Nächte in Paris sind lang: Wo Sie den Abend beginnen, wie es weitergeht - und welche Frage Sie im Gespräch besser nicht stellen.

Typisch für das Nachtleben in Paris sind ...

... die Straßencafes mit ihren behaglichen Terrassen, um dort zu sehen und gesehen zu werden.

Hier beginnt der Abend:

Auf der Terrasse des Café de Flore (sehr touristisch, jeder kennt es, und trotzdem; toller Blick auf Saint Germain; und: Sartre und Picasso were here!)

Dann ziehen Sie weiter ins:

Restaurant Petit Palais im Grand Palais zu einem trendig-kulinarischen Dîner, danach vielleicht in einen der Jazz-Clubs auf der Rive Gauche.

Dies ist der beste Platz für den Sonnenaufgang:

Platz vor Sacré Coeur auf dem Montmartre, Trocadéro gegenüber dem Eiffelturm

Mit diesem Satz kommen Sie überall zurecht:

"Ne vous inquiétez pas." ("Seien Sie unbesorgt.")

Darüber spricht man in Paris:

Der (angebliche) Verfall der guten Umgangsformen. Seit Jahrhunderten ein großes Gesprächsthema.

Vorsicht, Pariser Fettnäpfchen:

Grelle Kleidung tragen (die Pariser bevorzugen grau und schwarz); im Restaurant als Familie oder Freundesgruppe getrennte Rechnungen verlangen; fremde Menschen (Verkäuferinnen, Kellner etc.) bei der ersten Begegnung breit anlächeln - das gilt als amerikanisch und damit pas du tout als chic.

Näheres zum Autor der Paris-Tipps, Stefan Ulrich:

Nach einem Jurastudium in München und Freiburg, Assessorexamen und Promotion zum Presserecht kam Stefan Ulrich 1994 als Volontär zur Süddeutschen Zeitung. Es folgten Stationen in der Nachrichten- und Außenpolitik-Redaktion mit den Schwerpunkten Völkerrecht, Vereinte Nationen, Europäische Union und Italien. Von 2005 bis 2009 berichtete Stefan Ulrich aus Rom über Italien und den Vatikan. In dieser Zeit entstanden die Bücher "Quattro Stagioni" und "Arrivederci Roma". Seit September 2009 lebt Stefan Ulrich (geb. 1963) mit seiner Familie als Frankreich-Korrespondent in Paris.

In einer wöchentlichen Serie auf Süddeutsche.de verraten SZ-Korrespondenten ihre Tipps für Städtereisen. Bereits erschienen sind Kai Strittmatters Empfehlungen für Istanbul, am nächsten Mittwoch, 28. März, sagt Peter Münch, was Urlauber in Tel Aviv nicht verpassen dürfen.

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