Panama:Dollar statt Kokosnuss

Der Tourismus in Panama ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Doch die Ureinwohner haben Angst, ihre Ursprünglichkeit zu verlieren.

Auch Urlauber aus Deutschland entdecken langsam den Charme von Kolonialstädten, feinsandigen Buchten und Inseln sowie die üppige Flora und Fauna in fast unberührten Dschungelregionen.

Manche Ureinwohner wie die Chocoe-Indios leben noch zurückgezogen als Jäger und Sammler im riesigen Naturschutzreservat Darien. Dagegen haben die Kuna im San Blas Archipel an der der Karibikküste die finanziellen Reize des Fremdenverkehrs längst entdeckt. Der US-Dollar hat die Kokosnuss als Zahlungsmittel hier längst ersetzt. Ansonsten halten die 45.000 Kuna an ihren Traditionen fest.

Die Reise zu ihren Inseln beginnt auf dem kleinen nationalen Airport in Panama-Stadt, der Hauptstadt des mittelamerikanischen Landes. Kurz nach dem Start der Maschine ist der Blick spektakulär: Container- und Kreuzfahrtschiffe, die Miraflores Schleuse, der Kanal - alles ist deutlich zu erkennen. Unten liegen auch Altstadt, Bankenviertel und Wolkenkratzer der Metropole.

Gelbe Perlenschnüre um Arme und Waden

Etwa 25 Minuten sind es über Berge, Täler und Urwald zum Atlantik. Alles da unten ist nun Kuna-Land. Die meisten der knapp 400 Inseln und Inselchen liegen nahe am Festland, wo die Kuna Kokosnüsse und Mais ernten. "Wir hatten schon schlimmeren Wind", sagt Gonzalo Gonzales nach der harten Landung auf der Asphaltpiste von Playon Chico.

Ananigdele Guillen arbeitet als Bedienung in der "Sapibenega Lodge" auf einem Inselchen, das zehn Bootsminuten entfernt ist. Die 20-Jährige trägt einen bunten Wickelrock und die typische Bluse, Mola genannt. Um Arme und Waden hat Ananigdele gelbe Perlenschnüre gewickelt.

"Photo, one dollar please"

"Wir sind ein armes Volk. Touristen sind willkommen, bringen uns Arbeit, müssen aber unsere Sitten respektieren", sagt Ananigdele. Sie ist wie alle Kuna stolz auf ihre Vorfahren. Nach blutigem Aufruhr vor etwa 80 Jahren erhielt ihr Volk eine weitgehende Autonomie.

Wegen fehlender Auslandsinvestitionen sind die meisten Hotels und Herbergen schlicht - auch 20 Flugminuten entfernt in der Region um El Porvenir. In der Umgebung legen Kreuzfahrtschiffe an. Für Inselausflügler präsentieren Scharen von Kuna-Frauen ihre Handarbeiten, und Kinder rufen: "Photo, photo, one dollar please."

Ein Spaziergang durch das Dorf auf Playon Chico zeigt nicht nur Tradition und Ursprünglichkeit, sondern auch Probleme wie Armut und Abfall. Die Dorfältesten verknüpfen in der hölzernen Versammlungshalle ihre Siesta in der Hängematte mit einem Touristen-Plausch.

Ihre Kuna-Sprache wird ins Spanische und Englische übersetzt. Auf der Airportinsel, zu der ein Steg führt, liegt die Schule. Die Pennäler tragen weiß-dunkelblaue Einheitskleidung - auch das ein Tribut an die Zivilisation.

Informationen: Botschaft der Republik Panama, Wichmannstraße 6, 10787 Berlin (Tel.: 030/22 60 58 11, Fax: 030/22 60 58 12, E-Mail: info@botschaft-panama.de).

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