Osterweiterung:Seid umschlungen, liebe Gäste!

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EU-Beitrittskandidaten erwarten von ihrer Mitgliedschaft einen Tourismusboom in den eigenen Ländern.

Kathrin Schulte-Bunert

Lettland will die Zahl der Urlauber bis 2007 verdreifachen. Tschechien investiert kräftig in den Neubau von Hotels und hofft auf mehr Arbeitsplätze im Tourismus. Zypern möchte in den Köpfen der Europäer noch "sehr viel präsenter" werden.

Prag - ohnehin schon gut besucht - will vom Beitritt Tschechiens zur EU noch mehr als Touristenattraktion profitieren. (Foto: Foto: dpa)

Die Beitrittskandidaten der Europäischen Union (EU) warben auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin nachhaltig mit ihrer künftigen Mitgliedschaft. Die EU als Imageschub - für zehn europäische Länder könnte dieser Wunsch in gut einem Jahr in Erfüllung gehen. Am 1. Mai 2004 soll die Europäische Union von jetzt 15 auf 25 Mitglieder erweitert werden - und Lettland, Tschechien und Zypern sind dabei. Die Erwartungen an eine boomende Tourismusbranche sind dabei groß.

"Exotisch und unbekannt"

"Im Moment sind wir für die Bürger Europas noch exotisch und unbekannt", sagt der lettische Wirtschaftsminister Juris Lujans. Das soll sich vom kommenden Jahr an ändern. "Wir hoffen, dass die Menschen uns mit dem Beitritt endlich nicht mehr zu Russland, sondern wirklich zu Europa zählen." Das Land habe viel zu bieten - bei vergleichsweise geringen Preisen. "Das soll so bleiben", verspricht der Wirtschaftsminister.

Mit dem notwendigen Ausbau der Infrastruktur sei schon vor zwei Jahren begonnen worden, eigene Mittel sowie Finanzzuschüsse der EU sollen das Land künftig auf den erwarteten Urlauberstrom vorbereiten. Dass der kommen wird, daran besteht für Lujans kein Zweifel: "Ohne Grenzkontrollen wird es für die Leute leichter, nach Lettland zu reisen."

Seine Vision: "Im vergangenen Jahr hatten wir rund 2,2 Millionen Urlaubsgäste. Bis 2007 soll sich die Zahl verdreifachen - und in zehn Jahren wollen wir zehn Millionen Gäste pro Jahr haben."

Zypern will noch mehr Gäste

Einen ähnlich positiven Impuls - wenn auch nicht in der gleichen Größenordnung - erhofft sich Zypern durch den EU-Beitritt. "Wir sind schon jetzt ein beliebtes Reiseland, rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts kommen aus dem Tourismus", sagt der Direktor der zyprischen Fremdenverkehrszentrale, Andreas Sakkas.

Viel werde sich wahrscheinlich nicht ändern, allerdings hoffe er, dass das Land als Reiseziel "noch sehr viel präsenter in den Köpfen der Europäer werde". Im vergangenen Jahr seien rund 2,4 Millionen Gäste zum Sonnenurlaub auf die rund 9.000 Quadratkilometer große Insel im östlichen Mittelmeer gekommen, ein Drittel davon aus Europa.

Tschechien: mehr Jobs durch Tourismus

Für die Tschechische Republik bedeutet der EU-Beitritt eine Chance, mehr Arbeitsplätze in der Reisebranche zu schaffen. "Im Moment liegt die Zahl bei zehn Prozent", sagt der tschechische Minister für regionale Entwicklung, Pavel Nemec. In den anderen EU-Ländern sei der Anteil weit höher. "Da sind noch Reserven. Wir wollen die Stellen auf 15 Prozent erhöhen."

Dafür investiere Tschechien bis zum Mai 2004 verstärkt in den Ausbau der touristischen Infrastruktur - vor allem in den Neubau von Hotels. Die Nachbarländer fordere er zur Mithilfe auf. "Deutschland sollte endlich auf seiner Seite die Autobahnen ausbauen. Unser Teil ist schon lange fertig."

Neben den positiven Wirtschaftsimpulsen soll der Tourismus aber auch bei der Integration der "Neuen" mithelfen. "Über den Urlaub lernen die Bürger der EU ihre neuen Mitgliedstaaten viel besser kennen", sagt Nemec. Dass sich das Empfinden der Menschen durch internationale Bündnisse ändere, habe er schon bemerkt, als die Tschechische Republik in die NATO eingetreten ist. "Da gingen die Gästezahlen bei uns gleich in die Höhe - obwohl die NATO ja nicht wirklich etwas mit Tourismus zu tun hat."

(sueddeutsche.de / dpa)

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