Süddeutsche Zeitung

Österreich: Verkauf von Bergen:Es hat sich ausgegipfelt

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Beschimpfungen per E-Mail, dazu deutliche Worte von Politikern: Die österreichische Bundesimmobiliengesellschaft hat den Verkauf von zwei Berggipfeln im Osten Tirols wieder abgeblasen.

Nach Protesten gegen den geplanten Verkauf von zwei Alpen-Gipfeln in Österreich rudert der staatliche Eigentümer zurück. "Wir haben den Verkauf abgebrochen", bestätigte Ernst Eichinger von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die für den Verkauf verantwortlich ist. Die Entscheidung kam offensichtlich nach einem Gespräch mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner zustande. Dieser hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, dass der "Große Kinigat" und der "Roßkopf" in österreichischer und öffentlicher Hand bleiben sollten. Die BIG prüfe nun ein innerösterreichischs Lösung, sagte Eichinger.

Der "Große Kinigat" und den "Roßkopf" in Osttirol an der Grenze zu Italien waren von der Immobiliengesellschaft, einer Dienstleisterin der Republik Österreich, im Internet zum Verkauf angeboten worden. Die BIG hatte die beiden Zweitausender mit dem Superlativ "schönste Aussichtspunkte der Karnischen Alpen" beworben. Zusammen sollten sie für 121.000 Euro zu haben sein, etwa 20 Interessenten hatten sich nach Angaben der BIG bisher gemeldet.

Verscherbelt für ein paar Euro

Österreichische Politiker reagierten darauf mit scharfer Kritik. "Ich lasse mir unser Land nicht für ein paar Euro verscherbeln", wetterte Landeshauptmann (Ministerpräsident) Günther Platter. "Der Verkauf ist sofort abzublasen. Diese peinliche Diskussion schadet dem Tourismusland Tirol."

Auch der konservative Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner pfiff die seinem Ministerium unterstehende Immobiliengesellschaft zurück. "Die Privatisierung von Berggipfeln ist nicht sinnvoll", sagte er nach Gesprächen mit potenziellen Interessenten. Und auch österreichische Bürger demonstrierten ihren Unwillen scheinbar auf deutliche Weise. Nach Angaben von BIG-Sprecher Eichinger hat eine Flut von E-Mails sein Büro erreicht, die von "Empörung bis zu Beschimpfungen" gereicht hätten.

Gipfel für Werbezwecke

Unter anderem hatte sich ein deutscher Software-Hersteller für den Kauf der beiden Gipfel interessiert und wollte sie für Werbezwecke in "Ashampoo 1" und "Ashampoo 2" umbenennen. Im Austausch für die Namensrechte wollte die Firma das Gelände der Gemeinde Kartitsch überlassen.

Für das Oldenburger Unternehmen sei das letzte Wort noch nicht gesprochen, sagte Geschäftsführer Rolf Hilchner in Wien. "Wir werden noch nicht aufgeben."

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