Turracher Höhe in Österreich:Bett am Berg

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In die Höhe gebaut: Die "Troadkästen"-Ferienhäuser auf der Turracher Höhe sind Kornspeichern nachempfunden.

(Foto: Hollmann)

Die preisgekrönten "Troadkästen" am Skigebiet auf der Turracher Höhe sind alten Kornspeichern nachempfunden - und so luxuriös wie gemütlich. Sogar die Vorratskammer füllt sich wie von selbst.

Von Titus Arnu

Genauso muss sich Hüttenromantik anfühlen: Das Holz knackt leise im Ofen, der Tee dampft in der Tasse, die Hunde schnarchen zufrieden auf dem Teppich - und draußen glüht der Eisenhut, ein 2441 Meter hoher Berg, der gerade so illustrativ in der Abendsonne leuchtet, dass man denken könnte, an der Küchenwand hänge ein Gemälde. Die Fenster sind so geschickt verteilt, dass man das Gefühl hat, mitten in der Wildnis zu sein - und doch ist man auf der Turracher Höhe, nur ein paar Meter von den Liften entfernt.

"Troadkästen" nennen sich die drei ungewöhnlichen Hütten, auf Hochdeutsch: Getreidekästen. Diese Holzhäuschen dienten früher als Kornspeicher, in denen das Getreide auch gedroschen wurde. Die Architektur der drei hoch und schmal in den Wald gebauten Hütten ist dieser Gebäudeform nachempfunden, die Funktion eine völlig andere. In den luxuriösen Unterkünften können Paare, Familien, Freundesgruppen einen außergewöhnlichen Hüttenurlaub verbringen - mit Kaminofen, gut bestückter Küche, Sauna und bis zu zehn Betten pro Einheit.

Troadkästen auf der Turracher Höhe

Gemütlich und duftend: Auch im Inneren sind die Troadkasten-Ferienwohnungen ganz aus Holz.

(Foto: Hollmann)

Die drei Troadkästen stehen auf einem dicht mit Chalets und Hotels bebauten Plateau auf knapp 1800 Meter, und dass man als Gast das Gefühl hat, dort autark mitten in der Natur zu wohnen, ist der durchdachten Konstruktion des Klagenfurter Architekturbüros Winkler & Ruck zu verdanken. Und den Gastgebern: Petra und Robert Hollmann haben die drei Hütten nach ihren Kindern Franzi, Luki und Toni benannt - und die Räume so ausgestattet, dass sie sich bei ihren Aufenthalten dort selbst auch wohlfühlen. Für die "kraftvolle, überzeugende Innovation" der alpinen Bautradition wurden die "sanften Riesen auf der Turracher Höhe" 2018 mit dem österreichischen Bauherrenpreis ausgezeichnet, 2019 mit dem Kärntner Holzbaupreis.

Von außen sehen die Holzhochhäuschen hochoriginell aus, innen überrascht die Kombination aus Industrial Design und Bauernstube. Die Doppelkastenfenster aus Lärchenholz öffnen nach außen, an den Türen zu den Bädern und den Toiletten gibt es keine Griffe, sondern Holzschieber. An den Wänden laufen schwarze Stromkabel und kupferne Wasserleitungen über dunkel angemalten Beton, die Steinböden sind beheizt. Unverputzter Beton ist stellenweise mit Bauernmalereien verziert, in Nischen und unter Dachbalken hocken lackierte Holzvögel. Das "Handgebäck", vorbestellte Backware, wird morgens in die Vorratskammer der Selbstversorgerhütten geliefert. Ohne dass der Bauherr anwesend ist, merkt man: Der Typ muss Witz haben.

"Crazy Hollmann" nennt sich Robert Hollmann auf seiner Website selbst, aber so verrückt sei er nun auch wieder nicht, versichert seine Frau Petra. "Wir sind verrückt nach unseren Gästen und waren auch so verrückt, nicht jeden Euro beim Bauen umzudrehen", sagt sie. Ihr Mann stammt aus Wien, sie aus Klagenfurt; beide kennen die Turracher Höhe aus Kindertagen. Robert Hollmann erwarb ein Grundstück dort und entschloss sich, es auf eine Weise zu bebauen, die so ungewöhnlich wirkt wie seine Karriere. Er ist gelernter Zuckerbäcker, arbeitete als Koch, war später am Wiener Burgtheater, am Stadttheater Regensburg und beim Berliner Schlossparktheater engagiert. Als dieses zumachte, eröffnete er das Hotel Beletage in Wien, dem weitere folgten, zuletzt das Ensemble auf der Turracher Höhe.

Beim Aufenthalt im Toni, der kleinsten der drei Hütten, schläft es sich murmeltierartig in den Betten aus Zirbenholz. Am nächsten Morgen strahlt der Eisenhut wieder im Morgenlicht. Können Häuser geistreich sein? Eine Seele und Humor haben? Nach einem Wochenende dort steht jedenfalls fest: Toni lebt.

Hollmann am Berg, Turracher Höhe, Hütten für 4 bis 10 Pers. ab 480 Euro, crazyhollmann.com

Hinweis

Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und/oder Tourismus-Agenturen.

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