Urlaub in Österreich:Oldtimer zu Wasser

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Fahrbereit wartet die "Rudolf" am Anlegesteg vor dem Bootshaus Grundlsee. Der historische Aufbau des 1903 gebauten Schiffes wurde vor drei Jahren erneuert. (Foto: Johanna Pfund)

Die Schifffahrt am Grundlsee im Salzkammergut besteht aus genau drei Booten. Jedes von ihnen ist ein historischer Schatz.

Von Johanna Pfund, Grundlsee

Es scheint, als hätten die Gössl und Astrid Eder diesen klaren Sommermorgen für ihren Auftritt gebucht. Das blank polierte Holz des offenen Motorboots und dessen metallene Rudergabeln blitzen im Morgenlicht. Berggipfel, Bootshäuser und Villen spiegeln sich auf der glatten Oberfläche des Grundlsees. Astrid Eder, zuständig für das Marketing der Schifffahrt Grundlsee, sitzt am Steuer des Boots, in einer Uniform, die es wohl nur hier im steirischen Salzkammergut geben kann: geschneidert aus für Trachten typisch feinem dunkelblauen Stoff mit Fischgratmuster, an den Ärmeln und auf den Schultern glänzen goldene Streifen. Eine alpine Seefahrtsuniform.

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(Foto: Andreas Syen)

Bei sommerlichem Kaiserwetter sind die drei Schiffe der Flotte vom Grundlsee im Salzkammergut ständig in Betrieb.

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(Foto: Johanna Pfund)

Da strahlt nicht nur die Kapitänin: Astrid Eder steuert die alten, mustergültig restaurierten Passagierboote, von denen die "Rudolf" das größte und gleichzeitig das älteste ist.

Drei Haltestellen, ein Dampfschiff: So fing alles an

So wie Uniform ist vieles aufpoliert worden an der Schifffahrt Grundlsee, seit die Tauroa GmbH 2015 das Unternehmen erworben hat. Hinter der Tauroa steht Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, der im Salzkammergut bereits in einige traditionelle Gasthäuser und Hotels investiert hat. Die Schifffahrt auf dem Grundlsee hat Tradition. 1879 wurde sie von Albin Schraml gegründet; damals beförderte ein Dampfschiff die Passagiere zwischen den drei Haltestellen Seeklause, Post und Gössl. Auf die Familie Schraml folgte die Familie Zimmermann, die das Unternehmen erst nach knapp 100 Jahren weitergab an die Tauroa.

Ähnlich beständig wie die Besitzverhältnisse ist der Zweck der Schifffahrt: "Wir befördern hauptsächlich Touristen", sagt Eder. Kein Wunder, denn der nur 4,2 Quadratkilometer große See, der in der Steiermark der größte ist und deshalb in liebevoller Übertreibung "Steirisches Meer" genannt wird, liegt idyllisch in einer Sackgasse. Ein ideales Ausflugsziel. Im Norden begrenzt der steile Felsabbruch des Toten Gebirges das Gewässer, im Süden sind es sanftere, bewaldete Bergkuppen. Im Osten schließen sich der Toplitz- und der viel kleinere Kammersee an, die für Besucher nur zu Fuß und per Boot erreichbar sind. "Am Toplitzsee befand sich eine Marineversuchsstation, zu Kriegsende soll ein Schatz darin versenkt worden sein", erzählt Astrid Eder. "Aber gefunden hat man bisher nur gefälschte Pfundnoten."

Der gepflegte Oldtimer ist ein Symbol für die Schifffahrt hier am Grundlsee

Der Schatz aber, den die Schifffahrt mit der neuen Eigentümerin Tauroa gehoben hat, der lagert im Bootshaus. Die Flotte, wie sie Astrid Eder stolz nennt, mit einer Handvoll Plätten, den traditionellen Lastkähnen, die man für eine Fahrt über die Seen sogar mit Frühstück buchen kann, mit Tretboot, Seekajak und drei größeren Passagierbooten. Das sind die Rudolf, Baujahr 1903, die um die 60 Passagiere befördern kann, und die etwas kleinere Traun - mit Baujahr 1972 sozusagen in jugendlichem Alter. Und dann eben die Gössl, Baujahr 1931.

Als man die Rudolf und die Traun 2017 zur Überholung in die Schweiz transportierte, fand man im Bootshaus noch die Gössl. "Die stand seit 1968 außer Dienst", berichtet Eder, die selbst seit fünf Jahren für die Schifffahrt arbeitet. "Ein Glück, dass wir ein großes Bootshaus haben." Eines nämlich, das einen nicht zwingt, aus Platzgründen Dinge wegzuwerfen. Und so vereinbarte man mit den Schweizern, dass der Werftlehrling das alte Holzboot, das Platz für zwölf Personen bietet, herrichten und die Schifffahrt nur die Materialkosten übernehmen sollte. "Dann aber hätten es die Schweizer am liebsten behalten", sagt Eder. Nix da. Die Gössl reiste zurück an den Grundlsee. Mit ihrem Flair des gepflegten Oldtimers ist sie in gewisser Weise Symbol für die Schifffahrt - klein, fein, historisch.

Wer Historisches sucht, ist nicht nur bei der Schifffahrt Grundlsee gut bedient, sondern auch bei einem Blick in die Umgebung. Die lockte schon vor 150 Jahren die Oberschicht an, die genügend Geld für einen Sommersitz hatte. Am Südufer, gegenüber der Haltestelle Seehotel, liegt die Villa Castiglioni. "Die hat einen Säulengang direkt am Ufer", erklärt Eder und steuert die Gössl näher an die Villa. Der Namensgeber Camillo Castiglioni war ein klassischer Investor des frühen 20. Jahrhunderts. Mit einem Ballon soll er über Wien gefahren sein, er investierte in Bahnstrecken, Luftfahrt und Automobilität.

Die in den 1880er-Jahren erbaute Villa, die er selbst 1920 gekauft hatte, schenkte er sechs Jahre später seiner jungen Ehefrau Iphigenie, einer Wiener Schauspielerin. Trotz dieses Geschenks, das Europas größte Orchideenzucht und einen ägyptischen Obelisken beinhaltete, hielt die Ehe nicht. Iphigenie kehrte von einer Tournee in die USA nicht zurück - und spielte später in Hollywood-Filmen wie Alfred Hitchcocks "Das Fenster zum Hof" mit. Die Villa verkaufte sie, und zum Ende des Zweiten Weltkriegs soll diese kurze Zeit Hitlers private Bibliothek beherbergt haben.

Ein Mechaniker der "Flying Bulls" kümmert sich jetzt um die Schiffe

Aber es gibt nicht nur Villen, ein Stück weiter am Südufer stehen kleine Fischerhütten am dort grün schillernden Wasser. Am sonnigeren und offenen Nordufer sind es die typischen Ausseer Häuser mit ihren Veranden. Und am Hauptort Grundlsee, direkt neben dem Bootshaus, steht ein hölzerner Pavillon im Wasser, für die Musikkapelle und sonstige Ereignisse. Das Bootshaus übrigens ist frisch renoviert. Erst vergangenes Jahr. Aber hier wird nichts übertrieben, wie Astrid Eder auch betont. Sondern einfach mit Rücksicht auf die Tradition erneuert. Und weil Tradition auch Pflege braucht, hat die Schifffahrt Grundlsee seit der Übernahme durch Tauroa auch einen versierten Betriebsleiter und Mechaniker. Thomas Hönegger vom Hangar 8 der "Flying Bulls" in Salzburg. Dort kümmern sie sich ja auch um die Pflege von historischen Schönheiten, aber um solche, die fliegen können. Die am Grundlsee gleiten durchs Wasser.

Weitere Informationen: schifffahrt-grundlsee.at

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