Süddeutsche Zeitung

Wein-Hotel im Burgenland:Winter in Österreichs Steppe

Die neue Residenz Velich ist etwas für Vogelbeobachter und Weinliebhaber. Sie liegt direkt am Nationalpark Neusiedlersee. Und die Hoteliers betreiben gleich daneben ein Weingut, das für seine Weißweine berühmt ist.

Von Hans Gasser

Ganz schön flach hier! Das fällt einem als erstes auf, sobald man den Seewinkel erreicht hat, jenes Eck zwischen Neusiedlersee und ungarischer Grenze, das so gar nicht nach klassischem Österreich aussieht: Der See, das Schilf, die weiten, steppenartigen Wiesen. Dazwischen Weingärten und Lacken, jene uralten, salzhaltigen Becken, die sich im Winter mit Wasser füllen und im Sommer austrocknen. Zur Zeit sind sie Heimat für jede Menge Wintergäste aus dem Norden, von der in Sibirien brütenden Rothalsgans bis zur skandinavischen Schneeammer.

Wo es solch gefiederten Gästen gefällt, da sind die Winter nicht allzu schneereich, wobei Schnee für den zweibeinigen Wintergast in dieser Ebene ohnehin wenig Sinn ergibt. Wer aber weite Landschaft, Spaziergänge, Sonnenuntergänge über dem Wasser und erstklassigen Wein mag, ist hier genau am richtigen Ort. Genauer gesagt in der gerade fertiggebauten Residenz Velich in Apetlon, einem kleinen Dorf, das von Nationalparkflächen umgeben ist. Sonja und Heinz Velich haben neben ihrem Weingut drei alte, spitzgiebelige Häuser gekauft, in denen einst die Zöllner die Grenze nach Ungarn überwachten. 17 großzügige Zimmer und Suiten wurden hineingebaut, dazu ein Café, das im ehemaligen Pferdestall untergebracht ist und, daran angebaut, das neue Restaurant mit viel Glas und Stahl - beides auch für Tagesgäste offen. Bei der Einrichtung setzen die Velichs auf hochwertiges Design der Mailänder Traditionsfirma Molteni & C. In den Zimmern überwiegen warme Erdtöne, dunkle Holzmöbel werden mit farbigen Sesseln kombiniert. Asymmetrische Glasballons tauchen die großen Räume in angenehmes Licht, man fühlt sich gleich wohl, noch mehr, wenn draußen Schneeregen durch die Luft treibt.

"Auf Reisen wollen wir selbst auch lieber große Zimmer", sagt Sonja Velich, "deshalb haben wir es hier auch so gemacht." Und Heinz Velich, der einer der angesehensten Weißwein-Winzer des Burgenlandes ist, fügt hinzu: "Es gibt hier wenig gute Hotels, deshalb haben wir was gebraucht, wo wir unsere Weinhändler unterbringen können." Standesgemäß sozusagen. Die Weinhändler kommen meist im Januar und Februar und sie verkosten Velichs Chardonnays, Welschrieslinge und Cuvées, die es in den besten Restaurants Europas gibt. Heinz Velich erklärt, wie wichtig das Mikroklima hier für die Trauben sei und auch das Salz aus den Lacken, das der Wind im Sommer verweht und das man in seinen Weinen schmecken könne.

Ausflüge kann man in den Nationalpark, nach Bratislava, Wien oder zum Esterházy-Schloss in Fertőrákos machen, alles recht nahe. Zum Aufwärmen gibt es in einem der Zöllnerhäuser einen kleinen, feinen Saunabereich, zwei Suiten haben eine eigene Sauna, zwischen Mai und November können Gäste den beheizten Außenpool im großen Garten nutzen. Abendessen gibt es à la carte im Restaurant, wo einer der kulinarisch versierten Söhne der Velichs zusammen mit dem Küchenchef gute Produkte aus der Region verfeinert. Da kommen dann schon mal Wildhase, Fasan oder Rehschnitzel auf den Tisch. Tiere, die einem beim Spazieren im Nationalpark über den Weg laufen.

DZ mit Frühstück für 190 Euro, velich.at

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Quelle:
SZ vom 24.12.2019/kaeb
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