Oberösterreich:Alles auf Zucker

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Links zwölf Chalets, rechts 105 Familiensuiten, dazwischen eine Spielstraße: der Dachsteinkönig vor dem Hintergrund des Gosaukamms. (Foto: Dachsteinkönig)

Der Dachsteinkönig im Gosautal treibt das Prinzip Familienhotel auf die Spitze.

Von Jochen Temsch

Die erste Attraktion gibt es gleich neben der Rezeption: ein Streichelgehege mit Zwergschafen und Ziegen, denen die Liebe der Kinder vor allem durch die Mägen geht. Die moppelig gefütterten Tiere werden immer wieder ausgewechselt und müssen dann eine Diät als Selbstversorger auf der Wiese eines Bauern machen, bevor sie ihren Dienst im Hotel Dachsteinkönig fortsetzen. Auch die Kinder geraten hier eher selten in einen unterzuckerten Zustand. Eine Milchbar mit Kakao und Tee zum Selberzapfen hat rund um die Uhr geöffnet, und nachmittags kämpfen die Eltern mit ihrem Nachwuchs um die Bedienungshoheit einer Softeis-Anlage mit Glasröhren voller bunter Schokosplitter zur Verzierung. "Topping" nennt sich der kalorienreiche Glitter, der wie die Kirsche auf der Sahnehaube noch einen draufsetzt auf die üppige Süßigkeit. Ein Prinzip, nach dem der Dachsteinkönig als Ganzes funktioniert: Er treibt das Konzept Familienhotel auf die Spitze.

Das Geheimnis eines gelungenen Urlaubs von Eltern mit Kindern ist, dass alle zusammen Zeit verbringen und dabei auch jeder für sich Spaß und Erholung findet. Dafür gibt es in diesem Leading Family Hotel & Resort einerseits Spiel-Bereiche auf 2000 Quadratmetern, unter anderem eine eigene Turnhalle, ein Kino und Theater, eine Hüpfburg und Trampoline, Bowling- und Kartbahnen sowie Pools mit Wasserrutschen wie in einem ausgewachsenen Erlebnisbad. Erwachsene andererseits bewegen sich sorglos zwischen Gourmetküche, Vinothek und Saunalandschaft, die professionelle Kinderbetreuung macht es möglich. Bereits ab dem siebten Lebenstag kann man sein Kind in Obhut geben. Dieses Angebot habe allerdings noch niemand genutzt, erklärt eine der ausgebildeten Erzieherinnen. Der Rest des Hotels ist dafür umso gefragter.

Das Haus ist gerade einmal so alt wie ein Großteil seiner wichtigsten Gäste: genau ein Jahr, in dem der Erfolg größer war als erwartet. "Bei der Eröffnung haben uns viele erfahrene Hoteliers noch belächelt", sagt der stellvertretende Hoteldirektor Mario Pabst, der mit seinen 28 Jahren sogar noch drei jünger ist als sein Chef Florian Mayer. Nach 130 000 Nächtigungen in diesem Jahr und einer durchschnittlichen Auslastung von 80 Prozent, an den Wochenenden mehr als 90 Prozent, ist der Respekt in der Branche groß. Dabei ist der Dachsteinkönig, der für rund 45 Millionen Euro ins Gosautal in Oberösterreich gebaut worden ist, direkt an den Lift zum Skigebiet Dachstein West, noch nicht einmal über Buchungsplattformen im Internet zu finden. Und der Aufenthalt hat durchaus seinen Preis. Doch gerade die teuerste Kategorie, die zwölf Chalets, die es neben 105 Familiensuiten zu buchen gibt, ist bei den Gästen besonders gefragt.

Alles ist auf die Zielgruppe ausgerichtet. Ohne Kinder bekommt man kein Zimmer

Außergewöhnlich ist auch die strikte Spezialisierung des Dachsteinkönigs. Anders als andere Kinderhotels wurde das Haus nicht irgendwann umgewidmet, sondern von Anfang an auf die Zielgruppe hin konzipiert - mit breiten Fluren für Kinderwägen und ohne Treppen beispielsweise. Ohne Kinder bekommt man kein Zimmer.

Trotz des Vier-Sterne-Superior-Komforts ist die Atmosphäre leger. Am Büffet - ein Kleinkind auf dem Arm und Flecken auf dem Hemd -, sind alle Gäste ziemlich gleich. Und wenn hier mal Pommes zum Nachbartisch rüberfliegen, kommt ein Lachen zurück. Auch das ist eine gewisse Form von Luxus.

Suite p. P. ab 210 Euro, Kinder ab 38 Euro, Verpflegung all-inclusive, www.dachsteinkoenig.at

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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