Süddeutsche Zeitung

Normandie:Steile Klippen und verwunschene Abteien

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Es gibt in der Normandie ein "Magisches Dreieck", das die Städte Rouen, Le Havre und Dieppe bilden. Im Norden glänzt die "Alabasterküste" mit Etretat und seinen Kreideklippen. Dieser Triangel nennt sich das Pays de Caux.

Im Süden mäandert die Seine ihrer Mündung entgegen, eingebettet in eine abwechslungsreiche Landschaft und flankiert von normannischen Abteien. Dazwischen liegt eine sanft-hügelige Idylle mit Weiden, Pappeln und Obstgärten. Die Region bietet Stille und Natur, kann auf Mondänes weitgehend verzichten und konzentriert Reize und Kontraste in einer überschaubaren Region.

Kaum liegt Rouen zurück, da beginnt auch schon das Wechselspiel der Seine mit den Hügeln, Wäldern und Sümpfen entlang ihrer Ufer. Nach einigen Kilometern taucht Saint Georges de Boscherville auf. Die Abtei gilt als eine der attraktivsten Sehenswürdigkeiten der Normandie und zieht viele Freunde romanischer Kirchenkunst und großzügig angelegter Gärten an.

Bald darauf erblickt der Tourist dann das, was die Franzosen gern "die schönste Ruine unseres Landes" nennen: Zwei 46 Meter hohe Türme kündigen in Jumièges die Überreste eines mächtigsten Klosters an. Der Ort strahlt Spiritualität und ein romantisches Flair aus - hätten die Revolutionäre von 1789 doch nur darauf verzichtet, aus diesem Kleinod einen Steinbruch zu machen!

An der nächsten Seine-Schleife wartet als Dritte im Bunde die Abtei Saint Wandrille. In diesem Kloster leben, beten und arbeiten noch heute Dutzende Benediktiner-Mönche. Der interessierte Besucher darf also nicht überall hin, kann aber den Park, die gotische Kirchenruine und zu bestimmten Zeiten auch den Kreuzgang bewundern.

Zweitresidenzen für Hauptstädter

Das Pays de Cuax ist nur zweieinhalb Autostunden von Paris entfernt und somit von Zweitresidenzlern aus der Hauptstadt längst "erobert". In fruchtbarer Landschaft weiden schottische Rasserinder, hier werden Rüben angebaut oder Äpfel geerntet. Und wenn nach der Fahrt über die Anhöhen auch prunkvolle Herrenhäuser die Straße säumen, dann kommt die Magie von Etretat ins Spiel: Seit mehr als 100 Jahren ziehen die berühmten Felsen nicht nur die verwöhnten Reisenden aus der französischen Metropole an - hier trifft sich die Welt.

Wer hat sie nicht gemalt, die "Perle der Alabasterküste"? In den Museen fallen die weißen, schroffen Felsen sofort ins Auge, ob sie nun von Courbet, Boudin, Matisse, Corot oder Delacroix auf die Leinwand gebracht wurden. Claude Lelouch und Claude Chabrol haben vor dieser Kulisse gedreht. Wild und gelassen ragen die Kreideriesen empor, ungezählte Male abgelichtet und bestiegen. Der steile Weg hinauf führt in jodhaltiger Brise an wilden Orchideen vorbei - so beschaulich wie auf einem Ölbild von Boudin geht es kaum mehr zu.

Frankreichs längste Felsenküste

Von Etretat an ostwärts verläuft die Côte d'Albâtre, Frankreichs längste Felsenküste, etwa 130 Kilometer lang, nur hin und wieder von Ortschaften, kleinen Buchten und schmalen Tälern unterbrochen. Das Naturschauspiel war es wert, an der "Alabasterküste" einen Großen Wanderweg einzurichten, der es möglich macht, die grandiose Steinmetzarbeit von Wasser, Wind und Wetter per pedes zu verfolgen. In Fécamp, im Mittelalter Umschlagplatz für Räucherhering, wird so manchem schwindelig vor einer 126 Meter hoch aufragenden Felswand - und es ist frustrierend, wenn man den Fotoapparat vergessen hat.

Informationen: Maison de la France, Zeppelinallee 37, 60325 Frankfurt (Tel.: 0190/57 00 25 für 62 Cent pro Minute)

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