Die Norweger sind ein schlaues Völkchen. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass sie auf Teufel komm raus Erdöl und Erdgas fördern, es in der ganzen Welt verkaufen und damit einen Staatsfonds füllen für die Zeit, in der das Erdöl einmal nicht mehr sprudelt. Der Fonds ist einer der größten Investoren der Welt und beläuft sich derzeit auf 1,7 Billionen Euro! Die nordischen Erdöl-Billionäre fahren aber gleichzeitig so viele Elektroautos wie kaum ein anderes Land; klar, denn der Strom ist spottbillig und kommt auch noch großteils aus erneuerbaren Energien, die stark gefördert werden.
Angesichts solcher Billionen-Summen mögen die Park- und Zugangsgebühren, die im vergangenen Jahr am Nordkap erhoben wurden, wie Peanuts anmuten. 125 norwegische Kronen, umgerechnet knapp elf Euro, kostete es, wenn man sein Auto kurz vor dem nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes parken wollte. Pro Kopf fielen zusätzlich 1,50 Euro an, um dann zu Fuß an den Rand der Klippe zu gehen und an der Weltkugel-Skulptur vorbei auf den grauen Arktischen Ozean zu blicken. Dass der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes nicht das Nordkap, sondern das etwas weiter östlich gelegene, aber nur mit langem Fußmarsch zu erreichende Kinnarodden ist, geschenkt! Elf Euro, für norwegische Verhältnisse – ein Leicht-Bier kostet gleich mal zehn Euro – eigentlich ein Schnäppchen. Deshalb ließen sich wohl auch die wenigsten der 200 000 Touristen, die jährlich zu Europas Finis terrae reisen, davon abhalten.

Flugreise:Bitte alle aussteigen
Ladekabel, Laptops und Lieblingsbücher werden versehentlich an Bord von Flugzeugen zurückgelassen. Und manchmal auch deren Besitzer – vor allem dann, wenn sie schlafen.
Dennoch gibt es gute Nachrichten für Sparfreudige: Mit der Parkplatz-Abzocke ist jetzt Schluss. Das hat die Staatsverwaltung von Troms und Finnmark nun ein für alle Mal entschieden. Vorausgegangen war ein jahrelanger Streit zwischen der Gemeinde Nordkapp und dem großen schwedischen Hotelbetreiber Scandic. Letzterer betreibt die Nordkap-Halle, in der Ausstellungen, ein Panoramakino, ein Souvenirshop und ein großes Restaurant untergebracht sind. Der Eintritt kostet satte 350 Kronen, also 30 Euro, aber bei Scandic war man der Auffassung, dass das Kap vor der Halle auch eine Wirtschaftsfläche sei, mit der man noch ein paar Milliönchen im Jahr dazuverdienen könne. Die Gemeinde war vergangenen Mai schließlich eingeknickt und erlaubte es.
Doch dann kam eine Macht ins Spiel, die in Norwegen fast so stark wie einst der Göttervater Odin ist: Friluft. Das bedeutet für Norweger so etwas wie ein Grundrecht, draußen in der reichlich vorhandenen Natur sein zu dürfen, ohne große Beschränkungen. Und deshalb gibt es auch ein „Freiluftaktivitätengesetz“. Darauf berief sich Norsk Friluftsliv, ein Zusammenschluss von 19 Outdoor- und Naturschutzorganisationen, als er gegen die Parkgebühren Einspruch erhob. Man argumentierte, dass der Parkplatz ein Ausgangspunkt für Friluft-Aktivitäten auf dem Nordkap-Plateau ist und somit laut Gesetz nicht bewirtschaftet werden dürfe.
Und so sah es nun auch die Staatsverwaltung. Keine Park- und Zugangsgebühren mehr. Basta.
Man stelle sich das in Deutschland vor, wo fast jeder Wanderparkplatz gebührenpflichtig ist. Warum eigentlich? Damit Gemeinden und andere Grundbesitzer sich daran gesundstoßen? Oder die Frischluft-Fanatiker mit den oft nicht vorhandenen Bussen zum Ausgangspunkt kommen? Weg damit! Und her mit einem deutschen Friluft-Gesetz. Das könnte doch noch schnell der alte Bundestag beschließen. Oder?
