Süddeutsche Zeitung

Kolumne: Einmal im Leben:Hot Water Beach

In Neuseeland gibt es einen Strand, auf dem man sich seine eigene Badewanne graben kann. Sie füllt sich mit warmem Thermal- und kühlem Meerwasser - genau richtig für ein Bad.

Von Martin Wittmann

Der Unterschied zwischen Rucksacktouristen und gediegenen Reisenden ist in Neuseeland nur ein feiner. Beide lockt das Land mit Jedermannsparadiesen. Man trifft sich auf einem Wanderweg, der auf alle gleich betörend wirkt, oder beim Bungee-Sprung, der für jede und jeden gleich furchteinflößend ist. Der Unterschied liegt darin, wie die Urlauber zwischen diesen Erlebnissen wohnen. Campingplatz oder Hotel, Gruppendusche oder Badewanne. Zumindest den letzten Gegensatz löst die verlässlichste Kraft des Landes, die Natur, auf der Coromandel Peninsula im Norden der Nordinsel auf wundersame Weise auf. Am Hot Water Beach.

Der malerische Strand liegt ein halbe Autostunde von dem Städtchen Whitianga entfernt, auf dem Weg gibt es Cafés, die neben Flat Whites auch Leih-Schaufeln anbieten. Mit denen machen sich die Urlauber auf zu den Felsen am südlichen Ende des Strandes, denn dort legt die Ebbe einen Abschnitt frei, unter dem heiße Quellen sprudeln. Gräbt man sich dort eine Wanne in den Sand, drückt von unten 60 Grad heißes Quellwasser in das Loch. Wenn die Flut langsam wieder kommt, wird, Welle um Welle, immer wieder kaltes Meerwasser in die Wanne gespült. Die Mischtemperatur ist genau richtig für ein Bad.

Die Gezeiten regulieren hier nicht nur den Zustrom des Wassers, sondern auch den der Touristen. Ist das Zeitfenster tagsüber offen, ist der Strand überlaufen. Wir hatten die einsame Nachtschicht. Wir haben nicht im Meer, sondern glucksend am Strand gebadet. Bevor der Tag richtig begann, waren wir wieder weg. Und die Badewanne auch.

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