Süddeutsche Zeitung

Neun deutsche Kandidaten für die Unesco-Liste:Ein schönes Erbe, oder?

Neuschwanstein, Erfurt und Augsburg: Diese Stätten bewerben sich in den nächsten Jahren als neues Welterbe.

In diesem Jahr erhielt Hamburg bereits einen Welterbe-Titel: die Speicherstadt mit dem Chilehaus. Doch in den nächsten Jahren dürfen auch andere deutschen Orte ihre Chance nutzen - und auch in Hamburg hofft man auf einen weiteren Titel. Die Kultusministerkonferenz legte fest, mit welchen Nominierungen Deutschland ins Rennen um den Eintrag in die Welterbe-Liste gehen soll. Doch die neun künftigen Bewerber haben einen langen Weg vor sich. Erst 2016 würden die ersten ein bis zwei Kandidaten aus Deutschland der Unesco offiziell vorgeschlagen, sagte der Sprecher der deutschen Unesco-Kommission, Dieter Offenhäußer. Diese neun Stätten in Deutschland wurden nominiert: Jüdischer Friedhof in Hamburg Der Jüdische Friedhof im Hamburger Stadtteil Altona gilt als eine bedeutende Quelle für die Geschichte des Judentums. Er wurde 1611 von portugiesischen Kaufleuten angelegt und 1869 geschlossen. Der etwa zwei Hektar große Friedhof besteht aus einem sefardischen (hebräisch für spanisch) und einem aschkenasischen (hebräisch für deutsch) Teil und umfasst insgesamt etwa 8100 Grabsteine und -fragmente.

Eiszeit-Höhlen auf der Schwäbischen Alb, Baden-Württemberg Die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst liegen rund um Blaubeuren auf der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg. Die sechs Eiszeit-Höhlen sind für Archäologen eines der wichtigsten Ausgrabungsgebiete. Die älteste bekannte Menschenfigur der Welt, die 40 000 Jahre alte Venus vom Hohle Fels, wurde dort gefunden.

Schlösser des bayerischen "Märchenkönigs" Ludwig II., Bayern Mit Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee hinterließ König Ludwig II. (1845-1886) Bayern ein einzigartiges kulturhistorisches Erbe. Die prunkvollen Schlösser in Füssen, Oberammergau und auf der größten Insel des Chiemsees ziehen Millionen Besucher an. Das berühmteste seiner Bauwerke ist Schloss Neuschwanstein: Etwa 1,4 Millionen Besucher wollen jedes Jahr das Märchenschloss sehen, eine Anlage mit prunkvollen Wohnräumen, einem Thron- und einem Sängersaal.

Wasser und Brunnenkunst in Augsburg, Bayern Augsburg wird seit der Römerzeit von seiner Wasserwirtschaft geprägt. Die Stadt ist von Kanälen durchzogen und besitzt monumentale Brunnenanlagen. Ein historisches Wasserwerk aus dem 19. Jahrhundert, mehrere Wasserkraftwerke und alte Wassertürme zeugen von der Bedeutung auch für die städtische Wirtschaft. Im Bild: Augustusbrunnen am Rathausplatz

Wiesen und Moore im Voralpenland Die alpinen und voralpinen Wiesen- und Moorlandschaften im Landkreis Garmisch-Partenkirchen machen das Grünland im Norden der Alpen so besonders. Die Kombination von traditionell und extensiv genutzten Heuwiesen mit der sehr großflächigen Streuwiesennutzung sei einmalig, meint das bayerische Umwelt-Landesamt. Im Bild: Feld bei Garmisch-Partenkirchen vor der Kulisse des Wettersteingebirges mit der Zugspitze

Residenzensemble Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern Zum Schweriner Residenzensemble gehören das Schloss mit Gärten, Theater, Museum, Schlosskirche, Marstall und Wäscherei. Die Gebäude entstanden zwischen 1842 bis 1857. Das Schloss gilt als bedeutendes Bauwerk des Romantischen Historismus in Europa und war früher die Residenz der mecklenburgischen Herzöge. Heute ist es der Sitz des Landtags.

Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe, eine Erhebung in der Darmstädter Innenstadt, zählt zu den bedeutenden Gesamtkunstwerken in Deutschland. Gegründet wurde sie 1899 vom Großherzog von Hessen-Darmstadt Ernst Ludwig (1868-1937), in ihr lebten und arbeiteten Künstler aus der Jugendstil-Epoche. Zum Ensemble zählen Hochzeitsturm, Ausstellungsgebäude, Museum Künstlerkolonie, Künstlerhäuser, Platanenhain und Freigelände.

Speyer, Worms und Mainz mit ihrer jüdischen Geschichte, Rheinland-Pfalz Die drei "Schum"-Städte Worms, Speyer und Mainz bewerben sich mit ihrer jüdischen Vergangenheit als Welterbestätte. Sie galten einst als "Jerusalem des Westens" und beherbergten im Mittelalter bedeutende jüdische Gemeinden. Gemeinsam bildeten sie den Bund der "Schum"-Städte. Das Wort "Schum" leitet sich aus den Anfangsbuchstaben der drei hebräischen Stadtnamen her. Im Bild: Wormser Dom

Erfurt mit Alter Synagoge und jüdischem Bad, Thüringen Auch Erfurt hatte im Mittelalter eine der größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Die vor etwa 900 Jahren erbaute Alte Synagoge nahe der Krämerbrücke gilt als die älteste erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. Sie wurde erst in den 1990er Jahre wiederentdeckt, saniert und beherbergt heute ein Museum. Größte Sehenswürdigkeit ist ein jüdischer Silber- und Goldschatz mit einem seltenen Hochzeitsring. In Nähe der Synagoge wurde 2007 bei Bauarbeiten eine etwa 750 Jahre alte Mikwe - das traditionelle jüdische Bad - entdeckt. Erfurt besitzt auch zahlreiche mittelalterliche jüdische Grabsteine. Im Bild: Krämerbrücke

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