Neuer Klettersteig am Tegelberg:Fingersteig zum Glück

Die Kletterroute am Tegelberg über Schloss Neuschwanstein erfordert von den Bergsteigern viel Kraft und Erfahrung. Belohnt werden sie mit einem majestätischen Ausblick ins König-Ludwig-Land.

Stefan Herbke

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Die Hand am Fels: Zum ersten Mal ´Kraxeln" im Klettersteig

Quelle: dpa-tmn

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Die neue Kletterroute am Tegelberg über Schloss Neuschwanstein erfordert von den Bergsteigern viel Kraft und Erfahrung. Belohnt werden sie mit einem majestätischen Ausblick ins König-Ludwig-Land.

Puristen des Bergsports spotteten früher über Bergsteiger, die sich an Drahtseilen, Eisenklammern und Leitern durch die Berge hangelten. Doch die Masse an Klettersteigbegeisterten hat sie eines Besseren belehrt. Von den 900.000 Mitgliedern des Deutschen Alpenvereins geht fast die Hälfte regelmäßig einen Klettersteig. Stetig wächst das Angebot an Routen in den Alpen, allein in Österreich wurden seit 2009 mehr als 30 neue Klettersteige gebaut. So zählt man dort mittlerweile etwa 300 und in den Bayerischen Alpen hundert Klettersteige. Der neueste wurde im Bergsportzentrum Tegelberg Schwangau in den Fels gehauen.

Schloß Neuschwanstein im Gegenlicht, 2005

Quelle: dpa/dpaweb

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Auch die Seilbahnbetreiber auf dem bequem zu erreichenden Aussichtsberg hinter dem Schloss Neuschwanstein (im Bild der Blick vom Tegelberg) haben die Klettersteiggeher als interessante Zielgruppe ausgemacht. So gibt es mittlerweile den Klettersteig-Lehrpfad Gelbe Wand für Einsteiger (ein leichter, perfekt mit Drahtseilen abgesicherter Steig) und den mittelschweren Tegelbergsteig (C). Abgerundet wird das Angebot mit dem im Frühsommer 2012 eröffneten Fingersteig. Mit dem Schwierigkeitsgrad D ist der allerdings nur etwas für sportliche Klettersteiggeher.

Fingersteig

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Doch vor dem Spaß steht die Pflicht. Am Tegelberg bedeutet dies, entweder zwei Stunden lang steil entlang der Piste aufzusteigen. Oder, deutlich kürzer, von der Bergstation der Tegelbergbahn entlang der Piste eine halbe Stunde lang steil abzusteigen. Schön ist beides nicht, doch letztlich kommt man ja wegen des neuen Klettersteigs, der überaus kühn um den eleganten Felszacken des Fingers herumführt.

Fingersteig

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Nur ein kleines Schild am Pistenrand markiert den Zustieg, der Pfad selbst ist schmal und leicht zu übersehen. Unter der Täfelewand quert man hinüber zum unübersehbaren Finger und seinen hellgrauen Felswänden und zum Einstieg des neuen Steigs. Dass dieser zu Recht den Schwierigkeitsgrad D hat, zeigt sich schon auf den ersten Metern.

Fingersteig

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Senkrecht führt das Drahtseil die Wand hinauf, allerdings geben hier noch solide Eisenklammern Halt beim Stehen. In einem Bogen führt der Steig durch die Nord- und Westwand des Fingers hinüber in einen Wiesensattel.

Fingersteig

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Zeit zum Durchschnaufen und Überlegen. Falls man bereits auf diesem ersten Abschnitt Probleme mit der Kraft hatte, dann sollte man hier links abbiegen und den Notabstieg wählen. Denn der Klettersteig selbst wird immer schwerer und kräftezehrender, wie die Kletterer am Ende des kurzen Wiesenstücks feststellen.

Fingersteig Tegelberg Neuschwanstein Allgäu Klettersteig Fingersteig

Quelle: Stefan Herbke

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Nur mit einem schwierigen Spreizschritt lässt sich die Fortsetzung des Steigs erreichen. Nun geht es durch die senkrechte Täfelewand. Eine schwere Stelle folgt der nächsten, statt Trittbügel muss man sich hier seine Tritte im natürlichen Fels suchen, der auf der kompletten Route wunderbar rau und griffig ist. Kraftraubend geht es über die senkrechten bis leicht überhängenden Stellen empor. Erst weiter oben gibt es wieder mehr Trittbügel, die die glatten Kalkplatten queren.

Fingersteig

Quelle: Stefan Herbke

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Der Ausblick über den Forggensee ins König-Ludwig-Land ist großartig und die Anlage des Steigs grandios. Erschöpft, aber glücklich stehen die Kletterer auf der Täfelewand und erreichen nach wenigen Metern wieder die Skipiste. Nun haben sie wieder die Wahl, je nachdem, wie viel Armeskraft der Fingersteig noch übrig ließ: Entweder hinauf zur nahen Seilbahn-Bergstation und mit der Gondel bequem ins Tal fahren. Oder ein Abstieg zu Fuß, diesmal aber auf dem Klettersteig-Lehrpfad Gelbe Wand, der unterhalb der Tegelbergbahn bergab führt.

Klettersteige Tegelberg

Quelle: Alpinverlag

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Informationen:

Anfahrt: Von München über die Lindauer Autobahn zur Ausfahrt Landsberg am Lech-West und auf der B17 über Steingaden zur Talstation der Tegelbergseilbahn.

Öffentlich: Mit der Bahn im Stundentakt nach Füssen und mit dem Bus zur Tegelbergbahn.

Anforderung: Sehr schwerer Steig (D) mit einigen senkrechten bis leicht überhängenden Passagen, die viel Kraft in den Armen erfordern. Wer bereits beim Anstieg um den Felszapfen des "Fingers" Probleme hat, sollte besser abbrechen und den Notausstieg benutzen. Der Fingersteig ist 400 Meter lang, die Wandhöhe beträgt 250 Meter - es geht nur in eine Richtung, nämlich bergauf.

Zeit: Zustieg zwei Stunden, Klettersteig eineinhalb Stunden, Abstieg eineinhalb Stunden

Karte mit Klettersteigen ist bei der Talstation der Tegelbergbahn erhältlich. Das gezeigte Bild mit den Kletterrouten finden Sie hier nochmals im pdf-Format.

© Süddeutsche.de/kaeb/dd/gba
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