Neue Regel bei British Airways:Zweiter Koffer? Macht 172 Euro!

Von heute an dürfen Passagiere nur noch ein Gepäckstück gratis aufgeben. Und das sollte nicht zu schwer sein.

Es geht um Geld, und nicht nur um das der Fluggesellschaft British Airways. Es geht vor allem um das Geld der Passagiere.

Diese durften pro Person bislang auch bei der britischen Fluglinie mehrere Koffer aufgeben - solange diese ein Gesamtgewicht von 23 Kilogramm nicht überschritten, blieb der Reisepreis gleich.

Dies ist nun vorbei, zumindest für Kunden der British Airways.

Vom 13. Februar an gilt: Wer mehr als einen Koffer aufgibt, zahlt.

Nun sollte man seine tatsächlichen Reisekosten mit dem Taschenrechner planen: Wer in einem Flug innerhalb Europas in der Touristenklasse einen zweiten Koffer am Schalter aufgibt, muss etwa 86 Euro zusätzlich zahlen.

Jeder einzelne Koffer darf nicht mehr als 23 Kilogramm wiegen.

Wer nun sparsam argumentiert, dass er zwar mehr als ein Gepäckstück mitnimmt, aber insgesamt unter 23 Kilogramm bleibt, hat sich verrechnet: Der Preis gilt dennoch für jeden zusätzlichen Koffer.

Innerhalb Großbritanniens verlangt die Fluggesellschaft pro Extrakoffer knapp 43 Euro, innerhalb Europas 86 Euro und auf einem Langstreckenflug etwa 172 Euro. Während einer Übergangsfrist bis Ende September werden auf bestimmten Strecken zwar noch schwerere Koffer bis zu 32 Kilogramm akzeptiert. Allerdings gilt meist jetzt schon die Beschränkung auf nur ein Gepäckstück.

Sparsamer reisen können Internetnutzer: Wer vor Reiseantritt online bezahlt, erhält einen Koffer-Rabatt in Höhe von 30 Prozent.

Gäste der teureren Klassen dürfen mehr Gepäck gratis aufgeben.

Bei einigen Langstreckenflügen bleibt alles beim Alten: Ist das Ziel Nordamerika, die Karibik, Nigeria, Mexiko oder Brasilien, sind in der Economy-Klasse weiterhin zwei Gepäckstücke mit einem Gewicht von bis zu je 23 Kilogramm frei.

Ausnahmen von der neuen Regel gibt es für ältere oder behinderte Personen, denen es unmöglich ist, ein einzelnes schweres Gepäckstück zu transportieren. Sie dürfen ihr Gepäck auf mehrere Koffer verteilen, die aber insgesamt wieder nicht schwerer als 23 Kilogramm sein dürfen.

Auch für Kleinkinder wird die Regel gelockert: Eltern dürfen für das Kind ein zusätzliches Gepäckstück aufgeben und einen zusammenklappbaren Kinderwagen sowie einen Kindersitz mitnehmen.

Jeder Passagier darf künftig kostenlos eine (zusammenhängende) Sportausrüstung mitnehmen, die das Höchstgewicht jedoch nicht überschreiten darf.

British Airways gehört weltweit zu den größten Fluglinien, mit der Gesellschaft fliegen täglich etwa 70.000 Passagiere.

Als Vorbild für die Änderung dienten Billig-Airlines: Die irische Ryanair zum Beispiel verlangt seit 2006 für jedes aufgegebene Gepäckstück extra Geld. Für ein Stück, das bereits bei der Buchung angekündigt wird, werden 4,50 Euro fällig. Wird ein Koffer erst später angemeldet, sind es zehn Euro.

Flug billig, Gepäck teuer

"Was British Airways gemacht hat, ist schon ungewöhnlich für eine traditionelle Fluggesellschaft", sagt Martin Gaebges, Generalsekretär des Board of Airline Representatives in Germany (BARIG), das mehr als hundert Fluggesellschaften vertritt. Doch auch die klassischen Airlines stünden unter erheblichem Kosten- und Wettbewerbsdruck und hätten von der Konkurrenz der Billigflieger wie Ryanair gelernt.

Ob British Airways mit den neuen Übergepäck-Gebühren einen Trend setzt, sei aber noch nicht abzusehen.

Dem Bundesverband der deutschen Fluggesellschaften (BDF) in Berlin sind bisher keine solchen Planungen seiner Mitglieder bekannt.

Die Lufthansa beabsichtigt nach eigenen Angaben derzeit nicht, an den Kosten für Übergepäck etwas zu ändern. Die Fluggesellschaft erlaubt ihren Passagieren in der Economy Class, 20 Kilogramm mitzunehmen. 30 Kilo sind es in der Business, 40 Kilo in der First Class.

Bei Flugreisen in die USA, nach Mexiko oder Kanada gilt jedoch das "Stückkonzept": Dabei sind in der Economy zwei Gepäckstücke zu je 23 Kilogramm erlaubt, in der Business und First Class zu je 32 Kilogramm. Für jeden Koffer mehr wird in der Economy ein Aufpreis von 40 Euro berechnet.

Zusatzkosten vor dem Ticketkauf erfragen

Flugreisende müssen sich heute allerdings generell genau ansehen, zu welchen Bedingungen sie unterwegs sind. Der Anteil der "Nebenkosten" etwa durch Steuern und Gebühren sei deutlich gewachsen, sagt Gaebges, das Gepäck ist da nur ein Kostenfaktor von vielen. Wer den tatsächlichen Preis wissen möchte, sollte vor dem Ticketkauf genau nachfragen - auch nach den Kosten für Übergepäck.

Gegen Gebühren für zusätzliches Gepäck haben Passagiere aber kaum etwas in der Hand. "Im Prinzip ist das aus rechtlicher Sicht nicht zu beanstanden", sagt Sabine Fischer von der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam. Im Extremfall könne es zwar so sein, dass die Gepäckgebühren höher sind als der Ticketpreis.

Problematisch sei das aber allenfalls aus wettbewerbsrechtlicher Sicht, wenn eine Fluggesellschaft mit einem scheinbar konkurrenzlos günstigen Preis wirbt, aber dann bei den Gepäckgebühren zulangt.

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