Süddeutsche Zeitung

Neue Gebühren der Fluggesellschaften:Abheben, bis es weh tut

Mehr oder weniger unverhohlen verlangen Airlines von ihren Passagieren zusätzliche Gebühren bei der Flugbuchung. Sie haben kreative Namen wie "Ticket Service Charge", "Optional Payment Charge" oder "Kleinkindgebühr". Nun soll es Kreditkartennutzer treffen.

Jens Flottau

Als die Bundesregierung Anfang dieses Jahres ihre Luftverkehrsabgabe einführte, da war der Aufschrei unter den Fluggesellschaften groß. Die Abgabe sei äußerst schädlich, weil die Nachfrage darunter leide. Deswegen müsse sie so schnell wie möglich abgeschafft werden, polterten sie.

Wenn es allerdings um die eigenen Gebühren geht, dann sind die Airlines nicht so zimperlich. Immer mehr von ihnen führen nun zusätzliche Gebühren für Kreditkartennutzer ein. Lufthansa hat in diesem Monat den Anfang gemacht, gefolgt von Finnair, auch Air France-KLM zieht nun nach. "Wir fürchten, dass sich dies allgemein durchsetzt", sagt Hans-Ingo Biehl, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutsches Reisemanagement (VDR).

Bei Lufthansa heißt die neue Gebühr schön "Optional Payment Charge" (OPC). Schon bisher verlangte Deutschlands größte Fluggesellschaft pauschal fünf Euro, doch nun sollen es für Europaverbindungen acht Euro und für Langstrecken sogar 18 Euro werden, also drei oder 13 Euro mehr. Ob die Gebühr so "optional" ist, da scheiden sich die Geister.

Zwar lassen sich die Kosten umgehen, wenn man mit seiner EC-Karte, per Bankeinzug oder Lastschriftverfahren bezahlt. Dann aber kann man nicht die Vorzüge nutzen, die etwa die firmeneigenen Kreditkarten der Lufthansa bieten. In diesem Fall gibt es für den Umsatz keine zusätzliche Meilengutschrift. Und bei kurzfristigen Buchungen bleibt sowieso oft nur der Griff zur Kreditkarte. Firmenkunden argumentieren, dass sie ihre Prozesse aufwendig ändern müssten.

Lufthansa begründet den Schritt damit, dass sie nicht mehr alleine die Kosten der Kreditkartenbuchungen, die bei ihr einen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen, tragen will. Die Kreditkartenfirmen verlangen einen - natürlich streng geheimen - Prozentsatz des Preises, sodass nicht klar ist, welcher Anteil der Kosten künftig an den Kunden hängenbleibt. "Für uns ist das einfach eine Preiserhöhung", sagt Biehl.

Vor allem bei Billigfluglinien sind zusätzliche Gebühren für Kreditkarten bereits üblich. Germanwings etwa verlangt pauschal acht Euro pro Buchung, Air Berlin sieben Euro und Ryanair sechs Euro. Die klassischen Fluggesellschaften haben sich bisher eher zurückgehalten. Sie haben dafür Instrumente wie die "Ticket Service Charge" erfunden, ein pauschal erhobener Betrag von zehn Euro, der die Vertriebskosten abdecken soll und der auf den Flugpreis draufgesattelt wird.

Überhaupt sind die Airlines in den vergangenen Jahren sehr kreativ geworden, was neue Gebühren angeht. Wahrscheinlich die cleverste Idee ist der Treibstoffzuschlag gewesen, der die zusätzlichen Kerosinkosten abdecken soll. Das hätte man zwar auch über höhere Ticketpreise erledigen können, aber so ein Zuschlag schaut besser aus, zumal die Kunden an der Tankstelle selbst gut nachvollziehen können, wie teuer Benzin geworden ist.

Die Billigfluggesellschaften haben eine richtige Geschäftsidee daraus gemacht. Wenn an Bord schon fest vergebene Sitzplätze fehlen, warum nicht von den Passagieren, die als erste einsteigen wollen, fünf Euro extra verlangen? Oder 20 Euro für einen Sitz am Notausgang, wo der Abstand zum Vordermann besonders groß ist (es aber während des Fluges manchmal unangenehm durch die Ritzen zieht).

Besonders aufschlussreich ist die Liste der Gebühren bei Ryanair: Dort gibt es sogar eine "Verwaltungsgebühr für die Rückerstattung staatlicher Steuern" (17 Euro) und eine Kleinkindgebühr (20 Euro).

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Quelle:
SZ vom 22.11.2011/bürk/gba
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