Süddeutsche Zeitung

Nepal:Zuflucht im Himalaja

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Ein deutsches Paar sitzt die Pandemie bei Bauern in Nepal aus. Sie packen auf dem Acker mit an und arbeiten an einem Filmprojekt.

Protokoll von Monika Maier-Albang

Michael Moritz ist eigentlich auf Weltreise, nun sitzt er fest, zum Glück mit seiner Freundin Anna Baranowski

"Es ist schon verrückt, wie das gesellschaftliche Leben auf der ganzen Welt innerhalb einiger Wochen komplett auf den Kopf gestellt wurde. Seit über einem Jahr bin ich nun auf einer Weltreise. Ohne auch nur einmal den Flieger zu nehmen, bin ich so bis nach Nepal gekommen. Für mich und meine Freundin Anna Baranowski, die eigentlich nur für ein paar Wochen zu Besuch kommen wollte, kamen die Ausgangssperren und Reisestopps ganz überraschend. Wir waren gerade noch auf einer Trekkingtour im Himalaja, als uns auf einmal Wanderer entgegenkamen, die sich so schnell wie möglich auf den Weg zum Flughafen machten. Nur wenige Tage später waren bereits Lebensmittelläden zu, Restaurants geschlossen und die Straßen menschenleer. Die geplante Route sah eigentlich eine Weiterreise nach Indien und Pakistan vor. Doch die bereits bewilligten Visadokumente sind nun für ungültig erklärt und die Grenzen dichtgemacht worden. Nun sitzen wir die größte globale Krise der Nachkriegszeit im höchsten Gebirge der Welt aus. Auch gegen die Rückholaktionen der Bundesregierung haben wir uns bewusst entschieden. Mein Glück im Unglück ist, dass Annas Rückflug storniert wurde, die anstehenden Jobs in Deutschland verschoben sind und sie daher die Ausgangssperre im Bergparadies der Quarantäne in den städtischen vier Wänden vorzieht. So haben wir jetzt endlich Zeit, an unserem gemeinsamen Filmprojekt zu arbeiten, einem Reisedokumentarfilm für Kinder. Momentan leben wir mit einer nepalesischen Familie auf ihrem kleinen Bio-Bauernhof. Den Menschen auf dem Land, die sich mit ihrer eigenen Ernte versorgen können, geht es hier viel besser als denen in der Stadt. Wir packen auf dem Acker mit an, schauen zu, wie die Honigbienen gepflegt werden und helfen beim Bau eines Stalls für den neuen Ochsen, der ab jetzt den Pflug ziehen wird. Auch nach Corona wird dieses einfache und glückliche Leben in Nepal sicherlich seine Spuren bei uns hinterlassen."

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Quelle:
SZ vom 30.04.2020
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