Nationalpark Harz:Ein wildes Stück Deutschland

Früher fürchteten sich die Menschen vor Hexen, Teufeln und den wilden Tieren im Harz. Heute gelten die Wälder des Nationalparks als "Deutschlands schönstes Naturwunder" und die Begegnung mit einem Luchs sorgt nicht für Panik, sondern für atemloses Staunen.

Marcel Burkhardt

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Quelle: Marcel Burkhardt

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Früher fürchteten sich die Menschen vor Hexen und Teufeln im Harz. Heute gelten die Wälder des Nationalparks als "Deutschlands schönstes Naturwunder". Von Marcel Burkhardt

Kaum ist die Wandergruppe im Wald angelangt, legt sie schon die erste Pause ein - die Natur lockt. Kieselsteine schimmern im klaren, kalten Wasser, es rauscht laut ins Tal. Über den Köpfen der Wanderer ächzen die Baumwipfel im Wind. Willkommen in der Bergwildnis des Harzes.

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Patrick Preiß ist einer von 40 Rangern, die Besuchern dieses wildschöne Stück Deutschland näher bringen. Mit seinem Hut wirkt der 45-Jährige wie ein Wächter aus dem Yellowstone-Nationalpark in den USA, auf seiner Jacke aber klebt ein Abzeichen, das die Wappen von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zeigt.

Über deren Landesgrenzen hinweg erstreckt sich der Nationalpark Harz, der mit fast 250 Quadratkilometern Fläche einer der größten Waldnationalparks in Deutschland ist. Vor einem Jahr wurde er von der Heinz Sielmann Stiftung zum "schönsten Naturwunder Deutschlands" gewählt.

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Jeden Tag sind die Ranger in diesem Abschnitt von Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge unterwegs - jetzt im Sommer zu Fuß oder mit dem Rad, im Winter auf Skiern. Ranger Preiß kennt jede Pflanzenart, die hier wächst, jede Tierart, die im Wald lebt. "Jedes Lebewesen ist wichtig, hat seine Funktion", sagt er.

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Die Regeln für den Naturschutz sind klar und streng: Wanderer dürfen die Wege nicht verlassen, kein Lagerfeuer machen und nicht einmal eine Blume mitnehmen. Schilder erinnern daran, dass auch Zigarettenreste Tiere töten können. Immerhin: Wenn mal einer in der Wandergruppe schwach wird und am Wegesrand ein paar Heidelbeeren oder Brombeeren nascht, drückt Ranger Preiß ein Auge zu.

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An vielen Stellen wuchern Farne und Sträucher üppig. Neben umgefallenen Baumriesen wachsen zierliche Birken - der ewige Kreislauf vom Werden und Vergehen.

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Quelle: Winfried Störmer - Nationalpark Harz

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Nicht der Mensch bestimmt, die Natur gestaltet selbst: In etwas mehr als der Hälfte der Waldfläche des Nationalparks ist das heute schon so. In elf Jahren sollen 75 Prozent des Waldes sich selbst überlassen werden.

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Noch legen die Waldhüter an einigen Stellen Hand an, etwa in den großen Fichten-Plantagen. Früher wurden sie gepflanzt, weil das schnell wachsende Holz im Bergbau gebraucht wurde. Heute stehen die Fichten so eng beieinander, dass es andere Pflanzen schwer haben. Ein bisschen unheimlich ist es im Fichtendickicht - "wie im Geisterwald", sagt Patrick Preiß.

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Viel luftiger und freier fühlt man sich dagegen in den Mischwäldern des Nationalparks. "Hier kann der Wald allein machen, was er will", sagt Ranger Preiß. Neben Fichten wachsen Rotbuchen, Eichen, Ulmen, Ahorne, Eschen und sogar Mammutbäume. Durch das Grün streifen Rothirsche, Wildschweine und Rehe. Auch Spechte, Schwarzstörche und Auerhühner finden geeignete Lebensräume.

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Quelle: Ole Anders - Nationalpark Harz

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Der heimliche Star unter den Wildtieren ist aber ein ganz scheues Wesen: der Luchs. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde er im Harz noch gejagt und schließlich ausgerottet. Seit elf Jahren aber ist er wieder da. Die Ranger haben 26 Luchse ausgewildert. Wie viele inzwischen durch den Harz streifen, weiß niemand so genau; 80 bis 100 könnten es sein.

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Quelle: Ole Anders - Nationalpark Harz

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Einen Luchs in freier Wildbahn zu sehen ist wie ein "Sechser im Lotto", sagen Ranger. Mit etwas Glück bekommen Wanderer aber doch ihr Luchs-Erlebnis. In einem mehrere Hektar großen Waldgehege leben vier der Tiere. Nach einiger Zeit kommt Pamina - eine schöne, sandfarbene Luchs-Dame - an den Zaun. Kinder wie Erwachsene bestaunen sie.

Pamina legt sich an einer sonnigen Stelle auf die Erde. "Die können stundenlang ganz ruhig so liegen und trotzdem alles ganz genau beobachten - und wenn dann ein Beutetier kommt, schlagen sie blitzschnell zu." Patrick Preiß hat den Satz kaum ausgesprochen, da springt Pamina in die Luft und schlägt mit ihrer Pfote nach einem Rotkehlchen. Sie verfehlt es nur knapp. Durch die Wandergruppe geht ein Raunen: "Wow, hast du das gesehen?!"

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Quelle: Harzer Tourismusverband

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Aus den dichten Nadelwäldern des Harzes ragen immer wieder bizarre Felsformationen, die zum Teil schon 500 Millionen Jahre alt sind - Bilder wie aus Astrid Lindgrens "Ronja Räubertochter". So rau wie in deren skandinavischer Heimat sind auch die klimatischen Verhältnisse im Harz. Ähnliche Bedingungen finden Wanderer in den Alpen erst rund 1000 Meter höher. Besonders extrem ist es...

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...auf dem Brocken. Im Winter fallen die Temperaturen bis auf minus 30 Grad. Zwar ist der Berg nur 1142 Meter hoch, aber seine Kuppe ist kahl - den gewaltigen Stürmen hält kein Baum stand. Mit bis zu 200 Kilometern in der Stunde können sie dort oben wüten - das sind die höchsten hierzulande gemessenen Windgeschwindigkeiten.

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Obwohl es auf dem Brocken oft ungemütlich zugeht, ist er das beliebteste Ausflugsziel im Harz. Der Brocken ist ein Mythos, der "Zauberberg der Deutschen", mit einer Geschichte, die tief zurückreicht in eine Zeit, in der die Menschen noch Angst hatten vor den dichten Wäldern des Harzes. In der Walpurgisnacht sollen auf dem Brocken Hexen geflogen sein und mit Teufeln getanzt haben. Goethe hat sich hier für seinen "Faust" inspirieren lassen, der junge Heine für seine "Harzreise".

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Inmitten der Schauplätze mythischer Hexentänze wachsen heute Pflanzen des hohen Nordens. Botaniker interessierten sich schon früh für die einzigartige Vegetation und gründeten 1890 den Brockengarten. Inzwischen gedeihen hier etwa 1800 Hochgebirgspflanzen aus aller Welt.

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An sonnigen Tagen reicht der Blick vom Brocken viele Kilometer ins Land hinein, zu abgestoppelten Feldern, hübschen Städtchen wie Wernigerode oder Halberstadt und zu winzig dahingetupften Dörfern. Eine Spielzeuglandschaft. Das Bild wird perfekt, als eine historische Eisenbahn den Berg heraufschnauft. Fast eine Million Gäste bringen Züge wie dieser jedes Jahr auf den Berg.

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Für Benno Schmidt wäre eine Fahrt mit der Brockenbahn aber undenkbar. Dabei zieht es den 79-Jährigen fast jeden Tag auf den Gipfel. Zwölf bis 15 Kilometer sind das auf jeder seiner Wandertouren. Mehr als 6400 Mal hat er den Brocken in den vergangenen 20 Jahren bestiegen. Das hat ihn zu einem berühmten Mann im Harz gemacht und sogar mehrmals ins "Guinness Buch der Rekorde" gebracht.

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Aber so oft auf denselben Berg rauf - da wundert sich manche Lästerzunge. Schmidt sagt: "Die Leute fragen mich, ob ich eine böse Frau hätte oder kein Zuhause - aber nein, meine Frau ist sehr nett und ich habe ein schönes Haus. Doch der Brocken zieht mich magisch an. Etwas Schöneres als durch diesen Wald zu wandern, gibt es für mich nicht."

© sueddeutsche.de/afis/dd/bön
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